Etwa ein Jahr lang werden die Kitze von ihren Müttern gesäugt. Foto: Wilhelma Stuttgart - Wilhelma Stuttgart

Die drei Zicklein springen schon eine halbe Stunde nach der Geburt durch das Gehege.

StuttgartLeichtfüßig, beinahe schon grazil, hüpfen seit kurzem drei Zicklein über Felsspalten und Steinhaufen in der Wilhelma in Stuttgart. Trittsicher setzen die Jüngsten unter den Alpensteinböcken ihre kleinen Hufe auf Geröll und Gestein. Mit ihrem Alter von wenigen Wochen zeigen sie bereits die gleiche angeborene Geschicklichkeit wie ihre Eltern. Erst im Juni kamen die zwei Geißlein und das junge Böckchen zur Welt.

Ihr Können erproben neugeborene Alpensteinböcke bereits kurz nach der Geburt. „Es dauert höchstens eine halbe Stunde, dann machen sie schon die ersten Sprünge“, sagt Tierpflegerin Evi Reuthebuch, die sich in der Wilhelma unter anderem um die alpinen Hornträger kümmert. „Nach einem Tag folgen sie den Müttern problemlos über die Anlage und können schon richtig gut klettern.“ Das ist für die Kleinen sogar überlebenswichtig: Nach der Geburt abseits der Gruppe kehrt die Mutter schnell zur Herde zurück, die gemeinsam weiter auf Futtersuche geht. In den Alpen, der ursprünglichen Heimat der Steinböcke, sind sie in einer Höhe von bis zu 3200 Metern unterwegs. Die Jungtiere müssen mit ihren natürlichen Kletterkünsten nicht nur dieselben steilen Anstiege wie ihre Mütter bewältigen können, sie sind in der Herde auch besser vor Angreifern geschützt. „Große Raubtiere, vor allem Luchse, machen häufig Jagd auf Steinböcke. Auch Füchse oder Adler schnappen sich gern mal ein unbeobachtetes Kitz“, erklärt die Tierpflegerin. „Dabei dürfen sich die Räuber aber nicht erwischen lassen, denn die Geißen sind schon sehr wehrhaft.“ Nach der Paarungszeit im Januar und Februar wird der Nachwuchs in der Regel um die Jahresmitte geboren. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass die Jungtiere ihren ersten Winter überstehen. Das Wetter ist im Sommer mild und das Nahrungsangebot für die Geißen reichhaltig. Im Herbst, wenn die Bedingungen wieder schlechter werden, sind die Kitze gut gestärkt und damit optimal auf die kälteste Jahreszeit vorbereitet. Wenn die Herde sich dann wieder an den Abstieg macht, um in den niederen Lagen nach Futter zu suchen, sind die kleinen Steinböcke schon zu erfahrenen Bergsteigern geworden.

Schnee und Kälte scheinen in der aktuellen Sommerhitze allerdings noch in weiter Ferne. „Da geht es den Tieren nicht viel anders als uns Menschen“, meint Evi Reuthebuch schmunzelnd. „Sie suchen sich bei der Wärme auch lieber ein schattiges Plätzchen und verbringen den Tag meist im kühlen Stall.“ Bei den derzeit herrschenden Temperaturen verlagern die Alpensteinböcke des Zoologisch-Botanischen Gartens ihre Kletterübungen in die frühen Morgenstunden oder in den Abend. Das sind auch für die Wilhelma-Besucher die besten Zeiten, um das junge Ziegentrio beim Klippenspringen und Gipfelstürmen zu erleben.