Von außen ist alles beim Alten, im Inneren wird die Sternwarte jedoch nach dem Brand von Grund auf saniert. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Vor knapp zwei Jahren hat in der Sternwarte Stuttgart ein Feuer gewütet. Das denkmalgeschützte Gebäude auf der Uhlandshöhe musste komplett entkernt werden. So langsam können die Verantwortlichen Licht am Ende des Tunnels erkennen: Das verrußte Teleskop, das zur Spezialreinigung nach Jena gebracht wurde, wird noch in diesem Monat zurückerwartet. Auch ansonsten komme man gut voran. Wenn alles nach Plan läuft, könnten die ersten Besucher im Dezember wieder durch den Zeiss-Refraktor blicken.

Wie berichtet hatte ein Brandstifter ein Feuer im Erdgeschoss der Einrichtung auf der Uhlandshöhe gelegt. Von der Bibliothek stieg der Rauch wie in einem Kamin durch das Treppenhaus nach oben. Die Fußböden, die holzvertäfelten Wände, die Kabelkanäle und die Heizung haben den Brand nicht überstanden. Eine Generalsanierung wurde notwendig. „Jetzt ist die zähe Phase vorbei“, sagt Andreas Eberle, der Vorsitzende des Vereins „Schwäbische Sternwarte“. Er gehe voller Optimismus auf die Zielgerade. „Wir kommen vernünftig voran. Die Handwerker geben sich die Klinke in die Hand.“ Bis auf Restarbeiten sei man beispielseiweise mit der Elektrik soweit durch. „Im Inneren der Sternwarte wurden kilometerweit Stromkabel verlegt.“ Auch die Brandschutz-Schiebetür im Treppenhaus sei eingebaut. Sie soll im Brandfall den oberen und den unteren Bereich des Turmes voneinander trennen. „Sie ist zwar noch nicht abgenommen worden. Ich erwarte jedoch keine Überraschung, da sie der Norm entspricht.“

Die ehemalige Bibliothek, die komplett ausgebrannt ist, wurde in einen Vortragssaal umgewandelt. Er hat einen separaten Eingang erhalten, eine Schallschutzdecke soll für die notwendige Ruhe sorgen. Im Oktober werden die Innenwände des Turmes mit Holz vertäfelt. „Dieses Mal setzen wir aber nicht mehr auf die einfache Baumarkt-Optik mit Nut und Feder, sondern schon auf etwas Moderneres. Eben ein bisschen edler.“

Ein Höhepunkt des Wiederaufbaus ist auch die Rückkehr des historischen Zeiss-Teleskops, das am Mittwoch, 20. September, per Kran wieder an seinen angestammten Platz in der Kuppel gesetzt wird. „Es wurde in Jena von einer Spezialfirma gereinigt und anschließend lackiert“, so Eberle. Ein notwendiger Schritt, denn das Rauchgas sei unter den Lack gekrochen und würde langfristig zu Korrosion führen. Wenn das Wetter mitspielt, werde man das Teleskop am Abend nach der Anlieferung einer „Abnahmekontrolle“ unterziehen, so der Vorsitzende, der zugibt, dass es ihn schon jetzt in den Fingern juckt. „Anschließend packen wir es jedoch wieder bis zum Abschluss der Baumaßnahmen ein. So viel Geduld muss sein.“

Im Dezember soll die Sternwarte nach mehr als zwei Jahren wieder eröffnen. Rund 400 000 Euro hat der Wiederaufbau gekostet. Drei Viertel übernehmen die Versicherungen, 100 000 Euro muss der Verein selbst aufbringen, da er die Sanierung für Zusatzmaßnahmen nutzt. „Die Finanzierung steht aber soweit“, sagt Eberle. „Das bekommen wir hin.“

Schlechtere Nachrichten gibt es indes von den polizeilichen Ermittlungen. Der Brandstifter, der in der Bibliothek eine Schrankwand anzündete, wird wohl nie geschnappt werden. Es habe einen Anfangsverdacht gegen jemanden aus dem Umfeld der Sternwarte Stuttgart gegeben, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Dass die Person einen Schlüssel gehabt habe und vor dem Brand als einer der letzten in der Bibliothek war, „hätte nie und nimmer für eine Anklage gereicht. Daher wurde das Verfahren im Februar eingestellt.“

Der 1920 gegründete Verein „Schwäbische Sternwarte“ eröffnete bereits im Jahr 1922 die Sternwarte Stuttgart, die somit zu den ältesten öffentlich zugänglichen Sternwarten in Deutschland zählt. Weitere Informationen zur Sternwarte und zu Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.sternwarte.de.