Stuttgart (eh) - In der Ahornstraße 22 in Degerloch lebte und arbeitete der Maler Adolf Hölzel bis zu seinem Tod im Jahr 1934. Die Villa war einst Ort kultureller Begegnungen. Das soll sie nach Wunsch der Adolf Hölzel-Stiftung und deren Förderverein wieder werden. Der Gemeinderat unterstützt die Idee eines Künstlerhauses und hat rund 900 000 Euro für den Umbau des Hauses bewilligt.

Der Maler und Kunsthistoriker Adolf Hölzel (1853-1934) gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der modernen Malerei und als Pionier der Abstraktion. In seiner Zeit als Professor der Stuttgarter Kunstakademie wurde er zur zentralen Figur der Stuttgarter Avantgarde. In seinem Wohnhaus, das Hölzel samt dem weitläufigen Garten 1919 erwarb, entstand sein Spätwerk mit den farbintensiven Pastellen, den Glasfenstern und experimentellen Zeichnungen. Hier fanden nach seiner Emeritierung als Professor und Rektor der Kunstakademie Vorträge und Vorlesungen statt, die Stuttgarter Avantgarde des „Hölzel-Kreises“ um Max Ackermann, Adolf Fleischmann und Camille Gräser traf sich dort ebenso wie der große Kreis seiner Schüler, darunter Oskar Schlemmer und Willi Baumeister. Nach dem Tod Adolf Hölzels blieb das 1905 im Landhausstil erbaute Haus im Besitz der Familie und wurde als Ort der Bewahrung des Nachlasses und seiner Erforschung genutzt. Große Museumsausstellungen in der Bundesrepublik und in Österreich über den Künstler aus Stuttgart wurden hier mit vorbereitet.

Mit dem Ziel, das „Hölzel-Haus“ zu einem Ort der Forschung und Förderung des Ansehens von Leben und Werk ihres Großvaters zu machen, gründete Doris Dieckmann-Hölzel 2005 die Adolf Hölzel-Stiftung. Ihr vermachte sie nach ihrem Tod fünf Jahre später den gesamten Nachlass, einschließlich der großzügig gebauten Hölzel-Villa, um daraus einen Ort der kulturellen Begegnung zu machen. Dort sollen wie zu Lebzeiten von Adolf Hölzel wieder Lesungen, Vorträge, Symposien, Führungen und Konzerte stattfinden. Diesem Wunsch entsprechend will die Stiftung das Haus als Kulturstätte der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Für den Umbau reichen die finanziellen Ressourcen der Stiftung allerdings nicht aus. Insbesondere die Renovierung und energetische Sanierung des gesamten Hauses kann sie nicht stemmen. Alles in allem werden immerhin 1,8 Millionen Euro benötigt. Deshalb wurde die Stadt um finanzielle Unterstützung gebeten. Nachdem das Konzept noch einmal überarbeitet und „abgespeckt“ wurde, hat der Gemeinderat im Doppelhaushalt der nächsten beiden Jahre weitere 825 000 Euro für den Ausbau bereitgestellt - zusätzlich zu den längst zugesagten 75 000 Euro. Weitere 200 000 Euro kommen von privaten Spendern, die Südwestbank gewährt der Stiftung zur Finanzierung des Vorhabens ein zinsloses Darlehen über 708 000 Euro.

Mit dem schrittweisen Ausbau der Villa kann damit nun begonnen werden. Die Baugenehmigung hat die Stadt bereits erteilt. Vorgesehen sind im Künstlerhaus neben der Schaffung von Museumsräumen mit dem vorhandenen Fundus an Hölzel-Werken die Errichtung einer Forschungsstätte zur Aufarbeitung des Nachlasses, darüber hinaus zwei bis drei Künstlerateliers und eine Malschule für Kinder mit dem Angebot von Kunsttherapie. Die ursprünglich angedachten Veranstaltungsräume lassen sich hingegen nicht umsetzen.