Der Zeiss-Sternenprojektor wurde 2001 ins Stuttgarter Planetarium eingebaut. Mittlerweile aber ist das Gerät altersschwach - immer wieder fällt es aus. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Vor einem Jahr wurde das runderneuerte Stuttgarter Planetarium wiedereröffnet. Allerdings teilweise mit alter Technik: Für die Generalüberholung des alten Projektors reichte das Geld nicht. Mittlerweile haben sich die Kosten für die dringend notwendige Maßnahme deutlich erhöht. Ob der Gemeinderat die erforderlichen 550 000 Euro im nächsten Doppelhaushalt bewilligt, steht in den Sternen.

5,2 Millionen Euro hat die Stadt jüngst in das unter Denkmalschutz stehende Planetarium gesteckt - weitere 340 000 Euro für die Generalsanierung des Projektors aber lehnte die schwarz-grüne Mehrheit im Rat bei den Etatberatungen vor zwei Jahren ab. Nun kommt das Thema im Herbst, wenn es um den städtischen Doppelhaushalt 2018/2019 geht, wieder auf die Tagesordnung. Einen erneuten Investitionsaufschub kann sich die Stadt fast nicht leisten: Die Generalüberholung ist dringend erforderlich, da das Gerät nach 16 Betriebsjahren eine hohe Ausfallquote hat.

Als „Überraschungsei“ bezeichnen die Planetariumsmitarbeiter ihren Zeiss-Projektor vom Typ Universarium IX liebevoll-spöttisch. Und dass nicht nur wegen seiner Form und der vielfältigen technischen Finessen. Sondern eben auch, weil man nie weiß, ob er funktioniert. Schon mehrfach fiel der Apparat vollständig aus, zeitweise konnte nur ein Notprogramm ohne Sternenprojektion gezeigt werden. Mitunter mussten Vorstellungen sogar ganz ausfallen. Das ist seit der Wiedereröffnung des Planetariums vor einem Jahr zwar nicht mehr der Fall, denn die neu eingebaute digitale Ganzkuppel-Projektionsanlage ermöglicht alternative Programme - beispielsweise virtuelle Flüge in ferne Galaxien oder Reisen in den menschlichen Körper. Auf Dauer freilich ist dieser Zustand nicht haltbar. Denn ein Planetarium ohne Sternenhimmel ist wie ein Auto ohne Motor - möglich, aber sinnlos.

Das „Herz des Planetariums“ gerät mehr und mehr außer Takt - Verschleißteile versagen nun mal nach einer bestimmten Lebensdauer ihren Dienst. Doch Ersatz bei einem Gerät dieses Alters zu bekommen, werde zunehmend schwieriger, räumt Kulturbürgermeister Fabian Mayer in einer Gemeinderatsvorlage ein. „Für einzelne elektronische Komponenten gibt es keine Neuware mehr und aufbereitete, gebrauchte Ersatzteile müssen, wenn überhaupt vorhanden, kostenintensiv und ohne Gewährleistung beschafft werden.“ Der Verzicht auf die technische Ertüchtigung des Sternenprojektors hätte mittelfristig dessen Stilllegung zur Folge, bereitet Mayer die Fraktionen auf die zwingend notwendige Ausgabe vor. Aus Sicht der Kulturverwaltung hat die Maßnahme oberste Priorität.

Dem Verwaltungsausschuss hat der Bürgermeister bereits eine bittere Pille verabreicht: Die Kosten für die Sanierung betragen mittlerweile 546 200 Euro - und damit 206 200 Euro mehr als noch vor zwei Jahren veranschlagt. Denn nun werden unter anderem auch noch neue LED-Beleuchtungseinheiten, die allein 154 700 Euro verschlingen, und ein neues Lüftersystem (32 500 Euro) benötigt. Aus dem laufenden Budget sei die Maßnahme nicht zu finanzieren, betont Mayer. Geht es nach dem Willen der Verwaltung, soll die Generalüberholung des Projektors 2018 durchgeführt werden. Wenn möglich in den Ferien, denn die Techniker von Zeiss werden mehrere Tage im Einsatz sein, um die einzelnen Bauteile zu überprüfen und zu erneuern.

Vom Funktionieren des Projektors hängt für das Planetarium viel ab. Es geht darum, trotz der Mega-Baustelle im Schlossgarten und trotz höherer Eintrittspreise Publikum anzulocken. 120 000 Besucher pro Jahr hatte das Haus vor der Schließung. 135 000 werden in diesem Jahr angestrebt. Zum Vergleich: Das Planetarium Bochum besuchten im vergangenen Jahr 248 000 Menschen.