Der Anbau des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle (KKL) ist in die Jahre gekommen. Hegel-Saal, Schiller-Saal und Tagungsräume sowie der Vorplatz sollen demnächst instand gesetzt werden. Foto: KKL/www.bildfreiheit.de Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Der 1991 eingeweihte Anbau der Liederhalle genügt heutigen Anforderungen an den Brandschutz nicht mehr. Deshalb plant die Stadt ab Mitte 2019 eine Generalsanierung - Hegel- und Schillersaal sowie die Tagungsräume werden dann ein Jahr lang nicht zur Verfügung stehen.

Die Brandschutzsanierung ist unumgänglich. Um den Betrieb im heutigen Umfang dauerhaft fortführen zu können, bereitet Erster Bürgermeister Michael Föll den Gemeinderat auf Ausgaben in Höhe von 23,3 Millionen Euro vor. „Bislang kann eine Vielzahl an Veranstaltungen nur mittels aufwendiger Einzelgenehmigungen durchgeführt werden, was durch die Genehmigungsbehörden allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum toleriert wird.“ Bei den im Herbst beginnenden Beratungen zum Doppelhaushalt 2018/2019 sollen die Fraktionen noch einmal 1,2 Millionen Euro für detaillierte Untersuchungen locker machen. Weitere Schäden am Gebäude sind nicht ausgeschlossen - und unvorhergesehene Ereignisse könnten den bisherigen Kostenrahmen sprengen.

Mangelhafter Brandschutz ist Grund, warum der Anbau, in dem der Hegelsaal (1900 Plätze), der Schillersaal (400 Plätze) sowie der Großteil der insgesamt 18 Tagungsräume untergebracht sind, generalüberholt werden muss. Allein hierfür sind 7,4 Millionen Euro kalkuliert. Die Arbeiten sind umfangreich: Alle abgehängten Decken müssen demontiert, zusätzliche Brandabschottungen geschaffen, ein separater Löschwasserkreislauf installiert, Lüftungskanäle ertüchtigt, die Brandmeldeanlage modernisiert, zudem das Leitungsnetz für die Sicherheitsstromversorgung, die Sicherheitsbeleuchtung und die Notstromversorgung erneuert werden. Erforderlich ist darüber hinaus der Einbau von neuen Fluchttreppen und Brandschutztüren.

Dass bei derartigen Eingriffen ein Veranstaltungsbetrieb nicht aufrechterhalten werden kann, liegt auf der Hand. Föll will die Gelegenheit nutzen, in der geplanten Schließzeit von Juli 2019 bis Juli 2020 gleich weitere Instandsetzungsarbeiten vorzunehmen, die nach über 25 Jahren intensiver Nutzung dringend erforderlich seien: Türen, Wände und Böden sollen überholt und eine neue LED-Beleuchtung eingebaut werden. Auch Modernisierungen am Heizungs- und Lüftungssystem sowie der Austausch der veralteten Bühnen- und Veranstaltungstechnik und der Leittechnik sind geplant. Kostenpunkt hierfür: 8,5 Millionen Euro.

Weitere 5,3 Millionen Euro verschlingt die Sanierung der Tiefgarage, die sich in einem desolaten Zustand befindet. Vom Vorplatz der Liederhalle eindringendes Regenwasser sowie Tausalze haben die Baukonstruktion und den Fahrbahnbelag geschädigt. Um dies in Zukunft zu verhindern, sollen Risse in den Fugen der Garagenabdeckung repariert werden - dafür muss der gesamte Belag des Vorplatzes abgetragen werden. Was mit 700 000 Euro zu Buche schlägt. Für mindestens 400 000 Euro sind zusätzliche Schnellladestationen für Elektroautos in der Tiefgargage vorgesehen.

Auch wenn sie erst in zwei Jahren erfolgt, ist die Schließung für Liederhallen-Chef Norbert Hartmann schon heute ein großes Thema. Ein langer Vorlauf ist nämlich nicht nur für die Bauplanung, sondern auch für die Veranstaltungs-Akquise erforderlich. Schon seit einiger Zeit nehme man keine Buchungen mehr für den Anbau zwischen Juli 2019 und Juli 2020 an, berichtet er. „Wir haben uns frühzeitig mit unseren Stammkunden in Verbindung gesetzt und mögliche Alternativstandorte diskutiert.“

Wie viele Veranstaltungen aufgrund der Schließzeit nicht stattfinden werden, ließe sich nicht genau sagen. „Es ist jedoch von rund 500 Veranstaltungen auszugehen.“ Betroffen seien einige Stammveranstaltungen, etwa die Hochzeitsmesse „Trau dich!“ oder die Designmesse „Blickfang“. „Wir können in dieser Zeit auch keine Aktionärshauptversammlungen durchführen, die regelmäßig im Frühsommer stattfinden“, räumt Hartmann ein. Einnahmeverluste seien die Folge. „Aber die Sanierung ist nun mal wichtig und erforderlich.“ Der Druck, die Generalssanierung bis Juli 2020 beendet zu haben, ist groß. „Uns liegen bereits Veranstaltungsanfragen vor. Und wir haben einige Termine schon reserviert“, sagt Hartmann. Den Baubeschluss soll der Gemeinderat im Frühjahr 2019 fassen.