2826,77 Euro brutto im Monat verdienen Busfahrer in den ersten drei Beschäftigungsjahren. Quelle: Unbekannt

Stuttgart319 000 Euro verdiente Wolfgang Arnold, technischer Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), im Jahr 2017. Das entspricht einem Monatsgehalt von 26 583,33 Euro brutto. Dagegen erscheinen die Gehälter von Alexander Albrand (120 000 Euro jährlich, 10 000 monatlich), Chef der Bäderbetriebe Stuttgart, und Thomas Heß (141 000 Euro jährlich, 11 750 monatlich), Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), bescheidener. Was den Vergleich rechtfertigt: Die Männer arbeiten in städtischen Eigen- und Beteiligungsbetrieben; ihren Verdienst des letzten Jahres hat die Stadt Stuttgart im jüngsten Beteiligungsbericht veröffentlicht.

Die Bäderbetriebe

Trotz der großen Differenz zwischen Arnold auf der einen und Albrand und Heß auf der anderen Seite, können Otto Normalverbraucher von den Gehältern der Spitzenverdiener nur träumen. Laut Jens Böhm, Pressesprecher der Bäderbetriebe Stuttgart, ist das Gehalt eines Bademeisters im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) geregelt, Fachangestellte für Bäderbetriebe würden in die Entgeltgruppe 5 eingestuft. Das bedeutet: „Ein Bademeister verdient nach der Ausbildung ohne Berufserfahrung 2347,55 Euro brutto im Monat.“ Das entspricht einem jährlichen Grundgehalt von 28 170,60 Euro. In den Entgeltgruppen 1 bis 8 kommen laut Tarifvertrag 79,51 Prozent eines Monatsgehalts als Jahressonderzahlung hinzu. Das heißt: Bäderbetriebe-Chef Albrand verdient viermal so viel wie ein Bademeister ohne Erfahrung. Die Entgeltgruppe gliedert sich in sechs Erfahrungsstufen; welcher Stufe ein Bademeister angehört, hängt von seiner Berufserfahrung ab. Je höher die Erfahrungsstufe, desto höher das Gehalt in der jeweiligen Entgeltgruppe. „Nach einem Jahr in Stufe eins steigt man nach Stufe zwei auf, nach zwei Jahren in Stufe zwei nach Stufe drei und so weiter.“ Wer sich weiterbilde, könne auch in die Entgeltgruppe 6 eingestuft werden, in der die Gehälter zwischen 2446,41 und 3081 Euro liegen. Schwimmbadleiter könnten bis Gehaltsstufe 9a aufsteigen, in der Gehälter zwischen 2818,96 und 3975,66 Euro vorgesehen sind. Bei Aufstieg in eine höhere Entgeltgruppe würde die Erfahrungsstufe mitgenommen.

Die Abfallwirtschaft

Auch die Gehälter für Müllwerker sind im TVöD geregelt. Laut Annette Hasselwander, Leiterin der Stabsstelle Presse der AWS, werden Müllwerker gemäß der Entgeltgruppe 3 eingruppiert. „Sie fangen in Abhängigkeit der vorhandenen Berufserfahrung in der Entgeltgruppe 3 Stufe 1 bis 3 an und durchlaufen dann die weiteren Stufen bis zur Stufe 6.“ Konkret bedeutet das: Wer eine abgeschlossene Schulausbildung aber keinerlei Berufserfahrung in einem Abfallwirtschaftsbetrieb hat, wird in Entgeltgruppe 3 Stufe 1 eingestuft und verdient monatlich 2201,29 Euro brutto. In Stufe 2 steigt das Gehalt auf 2407,15 Euro, in Stufe 3 auf 2462,55 Euro. Das entspricht einem jährlichen Grundgehalt von 26 415,48 Euro in Stufe 1, 28 885,80 Euro in Stufe 2 und 29 550,60 in Stufe 3. Dazu kämen „je nach konkreter, geleisteter Tätigkeit noch sogenannte Erschwerniszuschläge“ und – wie bei Bademeistern – eine Jahressonderzahlung. Im Vergleich zum Spitzengehalt bedeutet das: AWS-Chef Heß verdient fünfmal so viel wie ein Berufseinsteiger.

Die SSB

Für Busfahrer der SSB gilt der Tarifvertrag für den Nahverkehr. Wie Andreas Schackert, Verdi-Landesfachbereichsleiter Verkehr des Landesbezirks Baden-Württemberg, auf Anfrage schriftlich mitteilt, gibt es im Tarifvertrag eine eigene Entgeltgruppe für Fahrer, die sogenannte Entgeltgruppe F. Busfahrer in den ersten drei Beschäftigungsjahren verdienen 2826,77 Euro brutto monatlich. Das entspricht einem Jahresbrutto von 33 921,24 Euro. Hinzu komme eine Jahressonderzahlung, die 100 Prozent eines üblichen Monatsentgelts betrage, und ein Urlaubsgeld, das individuell variieren, aber bis zu 300 Euro betragen könne.

Obwohl das Jahreseinkommen eines Busfahrers höher ist als das eines Bademeisters und Müllwerkers, ist die Differenz zum Spitzengehalt des technischer Vorstands der SSB enorm. Arnold verdient mehr als achtmal so viel wie ein Busfahrer in den ersten drei Berufsjahren. „Voraussetzung für die Beschäftigung als Busfahrer ist natürlich ein entsprechender Führerschein“, so Schackert. Es gebe zwar auch den Ausbildungsberuf Fachkraft im Fahrdienst, der auch zum Führen von Straßenbahnen qualifiziere. „Diese Ausbildung hat allerdings nur eine geringe Zahl von Menschen. Der Großteil hat einfach einen Busführerschein.“

Im Tarifvertrag ist alle drei Jahre eine Entgelterhöhung festgeschrieben. Ab dem 18. Beschäftigungsjahr verdienen Busfahrer der SSB 3109,95 Euro monatlich. „Wenn die Busfahrer vorher bei einem anderen Unternehmen gefahren sind, werden die Berufsjahre mitberücksichtigt“, erklärt Schackert. Als Konsequenz der letzten Tarifeinigung vom 17. April 2018 steigt das Entgelt zum 1. April 2019 um 3,09 Prozent. Auch im Tarifvertrag geregelt ist, dass Fahrer, die regelmäßig zusätzliche Tätigkeiten wie Leitstellenaufgaben, Verkehrsmeistertätigkeiten oder andere gleichwertige Tätigkeiten ausüben, eine Zulage von 150 Euro pro Monat erhalten. „Das ist aber eher bei erfahrenen Kollegen der Fall.“ Außerdem könne das individuelle Einkommen durch weitere Zuschläge, die beispielsweise wegen Nacht- oder Sonntagsdienste anfielen, höher liegen. Laut Schackert kann ein Bus- oder Straßenbahnfahrer bei Vorlagen entsprechender Qualifikationen innerhalb des Unternehmens in Tätigkeiten aufsteigen, die nach anderen Entgeltgruppen bezahlt werden und so bis zu 7483,21 Euro brutto im Monat verdienen oder übertariflich bezahlt werden. „Am ehesten üblich ist die Weiterentwicklung zum Betriebshof- oder zum Fahrdienstleiter. Im Fahrdienst selbst ist allerdings ein Aufstieg nicht vorgesehen.“ Für Busfahrer, die für private Busunternehmen führen, gelten diese Tarife nicht – selbst wenn sie im Gebiet des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) oder im Auftrag der SSB führen.