Rund 19 Tonnen Müll wurden im vergangenen Jahr nach Silvester entsorgt, eine ähnliche Menge wird es wohl auch in diesem Jahr sein. Foto: Olbort Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Stuttgart - Tausende Menschen begrüßten auf dem Schlossplatz das neue Jahr. Polizei und Feuerwehr sprechen von einer ruhigen Silvesternacht. Dennoch wurden zahlreiche Raketen und Böller absichtlich in die Menschenmenge geschossen, wodurch Besucher und Polizeibeamte verletzt wurden. Der Müll der Feiernden wird den Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS) wohl noch bis in die zweite Januarwoche beschäftigen.

Stundenlanges Knallen: Kräftig geböllert wurde am Schlossplatz schon Stunden vor dem Jahreswechsel. Gegen 21 Uhr hatten sich bereits Hunderte Menschen versammelt, um Böller und Raketen abzufeuern. „Das wird jedes Jahr schlimmer“, sagte ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er beobachtete das Treiben vor dem Neuen Schloss und würde es befürworten, wenn die Stadt ein Feuerwerk organisieren würde und Privatpersonen keine Raketen und Böller mehr zünden dürften. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß und wird immer gefährlicher.“ Und tatsächlich flogen schon in den ersten Stunden der Nacht viele der Feuerwerkskörper nicht in Richtung Himmel.

Selfies als Neujahrsgruß: Stunde um Stunde strömten weitere Besucher auf den Schlossplatz - gegen 23 Uhr waren es mehrere Tausend. Die milden Temperaturen von neun Grad luden zur Feier im Freien ein. Auch die Anzahl der Geschosse stieg kontinuierlich. Vom Glockenschlag um Mitternacht war deshalb nichts zu hören, stattdessen knallten Böller und zischten Raketen. Und dennoch: Pünktlich um null Uhr lagen sich die Feiernden in den Armen: Manche küssten sich, andere stießen mit Sekt aufs neue Jahr an. Viele stets mit Finger am Handy, bereit für ein Selfie als Neujahrsgruß für Daheimgebliebene. Andere filmten mit ihren Smartphones das bunte Lichterschauspiel am Himmel. Eine halbe Stunde nach Mitternacht löste sich die Menschenmenge zwischen Königsbau und Neuem Schloss allmählich auf. Die ersten Besucher machten sich auf den Heimweg und bewegten sich in Richtung Hauptbahnhof.

Polizeipräsenz: Für Sicherheit sorgten am Sonntagabend circa 500 Polizeibeamte in der Innenstadt. Der Königsbau sowie die Brunnen am Schlossplatz waren mit Gittern abgesperrt, vor denen Polizeifahrzeuge und -beamte standen. Außerdem wurden der Schlossplatz und der Eckensee die ganze Nacht über - wie im vergangenen Jahr auch - vom Technischen Hilfswerk (THW) hell ausgeleuchtet. „Insgesamt lief es dieses Jahr friedlich ab“, sagte Olef Petersen, Sprecher der Polizei. Zwar blieben schwere Vorkommnisse aus, dennoch wurden mehr als ein Dutzend Besucher und mindestens zehn Polizeibeamte von den Feuerwerkskörpern, die gezielt in die Menschenmenge geschossen wurden, verletzt. Die tatverdächtigen Männer wurden an Ort und Stelle vorläufig festgenommen.

Hochbetrieb: Viel los war in der Silvesternacht auch beim medizinischen Rettungsdienst und in den Notaufnahmen der Kliniken in der Landeshauptstadt. Die Gründe: übermäßiger Alkoholkonsum, Stürze oder Hand- und Gesichtsverletzungen durch unsachgemäßes Hantieren mit Feuerwerk. „Es war zwar viel los, der große Knall blieb jedoch aus“, lautete die Bilanz einer Ärztin des Katharinenhospitals. Von 22 Uhr bis in die Morgenstunden zählte man hier circa 50 Patienten.

Brandeinsatz: Mehr als 40 Mal musste die Feuerwehr in Stuttgart zum Jahreswechsel ausrücken. Feuerwerkskörper verursachten kleinere Brände, bei denen Mülleimer oder auf Balkonen gelagerte Gegenstände Feuer fingen. In der Böblinger Straße in Stuttgart-Süd etwa löste eine Rakete auf dem Balkon im vierten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses ein Feuer aus. Außerdem gerieten im Stadtgebiet geparkte Autos durch Raketen in Brand.

Reinemachen: Für die Mitarbeiter des Mars Gebäudeservice begann der erste Arbeitstag 2018 bereits um sieben Uhr: Mit Rechen, Besen und Laubsaugern beseitigten sie auf dem Schlossplatz die Reste der vergangenen Nacht. Außerdem waren im Stadtgebiet seit sechs Uhr morgens rund 50 Mitarbeiter der AWS im Einsatz und reinigten Stuttgarts Straßen. „Die komplette Beseitigung des Silvestermülls wird die gesamte zweite Januarwoche andauern“, sagte Tanja Kiper von der AWS. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 19 Tonnen Silvestermüll erfasst, eine ähnliche Menge wird auch in diesem Jahr erwartet.

Feinstaub: Etwa 400 Menschen haben am Neujahrstag friedlich gegen die Feinstaubbelastung am Neckartor demonstriert. Die Bundesstraße 14 wurde stadteinwärts gesperrt, größere Verkehrsbehinderungen habe es nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Das parteifreie Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) hatte zu der Aktion aufgerufen. Außer durch Autos entsteht Feinstaub auch aufgrund von Feuerwerk. In der Silvesternacht wurden zwischen null und zwei Uhr erhöhte Feinstaubwerte gemessen, wenige Stunden später lagen diese aufgrund des Winds jedoch wieder deutlich unterhalb des Grenzwerts von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.