Stuttgart (seb) - Wer mit der S-Bahn auf der Stammstrecke durch die Stuttgarter Innenstadt unterwegs ist und gleichzeitig mit dem Tablet oder Smartphone im Internet surfen will, kann ein Lied davon singen: Verbindungsabbrüche und lange Ladezeiten. Damit soll bis 2019 Schluss sein. Für fünf Millionen Euro werden alle Züge mit einem kosten- und drahtlosen WLAN ausgerüstet.
Die Weichen für den flächendeckenden Einsatz von WLAN in der S-Bahn Stuttgart wurden am vergangenen Mittwoch gestellt. Nach einer erfolgreichen Pilotphase hat der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart mit einer knappen Mehrheit den Ausbau der Fahrzeuge beschlossen. „Wir freuen uns, dass die Ergebnisse die Gremien überzeugt haben“, sagt Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart. Fahrgäste müssen jedoch keine zwei Jahre mehr warten, bis sie in den Genuss von WLAN in den Zügen kommen. Nach einer Planungsphase werde man bereits im Herbst mit dem Umbau der ersten Fahrzeuge starten können. Wenig später sollen dann die ersten ausgerüsteten Fahrzeuge auf dem Netz rollen. Die vollständige Umrüstung der Flotte mit insgesamt 158 Fahrzeugen soll innerhalb von 24 Monaten abgeschlossen sein. „Wir werden dann die erste S-Bahn in Deutschland sein, die ein solches Angebot für ihre Fahrgäste bereit hält“, sagt Rothenstein.
Von dem Gesamtvolumen in Höhe von fünf Millionen Euro steuert der Verband Region Stuttgart, der das Projekt initiiert hat, mehr als 3,5 Millionen Euro bei - exakt die Höhe der Strafzahlungen, die die Bahn wegen Verspätungen in den vergangenen Jahren bezahlen musste. Regionaldirektorin Nicola Schelling erläuterte das Engagement: „WLAN in allen S-Bahn-Fahrzeugen ist ein weiterer Schritt hin zu einer smarten Region.“ Daher investiere man als Aufgabenträger für die S-Bahn in die erforderliche Technik und stelle den Betrieb für vorerst sechs Jahre sicher.
Im Probebetrieb habe man bereits wertvolle Erfahrungen sammeln können, betont Timo Schnieringer, Projektleiter WLAN bei der S-Bahn Stuttgart. „Die verwendeten Komponenten werden noch leistungsfähiger als die in der Pilotphase genutzte Ausrüstung sein. Wir haben nicht nur einen Router pro Fahrzeug, sondern in jedem Fahrzeugteil weitere drahtlose Zugangspunkte vorgesehen, damit das Signal für möglichst viele Fahrgäste ohne Einschränkungen genutzt werden kann.“
Zusätzlich zur Technik soll ein Infotainment-Portal angeboten werden, also eine Empfangsseite, die den Passagieren weitere Daten zu ihrer Reise liefert. Diese läuft bereits seit Ende Januar in den beiden Testfahrzeugen der Baureihe 423 und soll gemeinsam mit dem Verband Region Stuttgart sukzessive weiterentwickelt werden. Die Kosten hierfür trägt die S-Bahn Stuttgart.