Eurowings-Chef Oliver Wagner (Mitte) mit den Flughafen-Geschäftsführern Arina Freitag und Walter Schoefer. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Durch die drei großen Insolvenzen von Alitalia, Monarch Airlines und insbesondere Air Berlin findet gerade eine Neuordnung des europäischen Luftverkehrs statt. Einer der Gewinner des turbulenten Jahres ist wohl Eurowings. Die Lufthansa-Tochter will den Wegfall der Berliner Fluggesellschaft mehr als nur kompensieren - auch in Stuttgart. Mehr Maschinen und neue Ziele sind im kommenden Jahr geplant, eine Langstrecke wird es jedoch nicht geben.

„Stürmisch“ sei die Entwicklung der vergangenen Jahre gewesen, sagte der Eurowings-Geschäftsführer Oliver Wagner bei der gestrigen Pressekonferenz am Stuttgarter Flughafen. Seit man 2013 aus der Germanwings entstanden sei, habe man sich zum drittgrößten Low-Cost-Carrier entwickelt und 160 Flugzeuge an zwölf Standorten platziert. In Stuttgart stehen derzeit 15 Maschinen bereit, die zu 64 Zielen fliegen. Allein nach Berlin werden täglich zehn Flüge angeboten, nach Hamburg sogar zwölf. Bis Jahresende wird die Fluggesellschaft 4,1 Millionen Passagiere von und zu der Landeshauptstadt befördert haben - fast 40 Prozent aller Fluggäste. Nach Angaben von Wagner werde man zudem ein Wachstum von 15 Prozent vermelden können. Ab dem Sommer 2018 werden weitere Ziele wie Alicante, Palermo, Venedig und Mostar in Bosnien angeboten.

Damit jedoch nicht genug: Wenn das Kartellamt bis zum Jahresende der Air Berlin-Übernahme zustimmt, sollen 2018 vier weitere Flugzeuge auf den Fildern positioniert werden, die bis zu 1,2 Millionen Passagiere mehr pro Jahr befördern könnten. In welche Himmelsrichtungen sie aufbrechen werden, will Wagner noch nicht verraten. „Das ist noch nicht spruchreif.“ Sicher sei jedoch, dass sie nicht interkontinental unterwegs sein werden. „Für 2018 ist die Langstrecke in Stuttgart kein Thema.“ Die Priorität liege in diesem Bereich im kommenden Jahr auf München und Düsseldorf.

Gute Nachrichten hat der Eurowings-Chef trotzdem für die Stuttgarter Fluggäste: Auch nach dem Wegfall der Berliner Konkurrenz werde man bei der Lufthansa-Billigtochter nicht an der Preisschraube drehen. „Ich wäre schon zufrieden, wenn die Ticketpreise auf einem stabilen Niveau bleiben würden.“ Angesichts der starken Konkurrenz, dazu zähle unter anderem auf der Strecke München-Berlin auch die Bahn, seien sie Jahr für Jahr um zwei bis vier Prozent gesunken.

Wagner bestätigte gestern bei der Pressekonferenz am Flughafen Stuttgart, dass die Lufthansa-Tochter einen Großteil der insolventen Berliner Fluggesellschaft übernehmen will - unter anderem 50 neue Flieger für 1,2 Milliarden Euro. 2018 peilt Eurowings durch diesen Schritt insgesamt mehr als 35 Millionen Passagiere an. Große Bedeutung habe dabei der Standort auf den Fildern. „Stuttgart ist ein ganz zentraler und zugleich unser größter süddeutscher Flughafen. Außerdem ist er die zweite Station, die wir jemals als Germanwings beziehungsweise Eurowings eröffnet haben.“ Für Air Berlin werde man daher nicht nur vollständig in die Bresche springen, sondern die Verluste, die durch die Insolvenz am Stuttgarter Airport entstehen, „deutlich überkompensieren“, so Wagner. Er betont, dass zwischen einem starken Carrier und einem profitablen Flughafen eine Korrelation bestehe. Zugleich lobte er die Zusammenarbeit mit dem Flughafen Stuttgart: „Da haben wir ganz andere Sorgenkinder.“

Frohe Kunde für Walter Schoefer. Der Geschäftsführer des Landesflughafens gibt offen zu, dass die Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten „einer gewissen Dramatik nicht entbehrt hat“. Das Engagement von Eurowings in Stuttgart sei nicht selbstverständlich. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es gut laufen wird.“ Man habe in Stuttgart und der Region einen stabilen Quellmarkt. „Die Zeichen stehen auf Grün.“ Auch Airport-Direktorin Arina Freitag ist voll des Lobes: „Eurowings ist ein toller Kunde, die Business-Partnerschaft toll.“ Trotz der Air-Berlin-Pleite erwarte sie in diesem Jahr ein weiteres Passagierplus. „Darüber hinaus gehen wir äußerst optimistisch ins kommende Jahr.“

Der Winter-Flugplan Am Flughafen Stuttgart

Am Sonntag, 29. Oktober, ist Flugplanwechsel am Flughafen Stuttgart: Bis zum 24. März 2018 bieten 40 Airlines regelmäßige Direktflüge zu 88 Destinationen in 32 Ländern. Die Zahl der angebotenen Sitzplätze steigt im Vorjahresvergleich um sechs Prozent, die Zahl der geplanten Starts und Landungen erhöht sich um 2,1 Prozent. Unveränderter Spitzenreiter der angeflogenen Ziele ist Berlin mit bis zu 71 Verbindungen pro Woche. Auch Sonnenhungrige finden neue Ziele im Flugplan: Condor hat erstmals wöchentliche Charterflüge nach Dubai im Plan, die über FTI buchbar sind. Small Planet Airlines fliegt Malta an, mit Fly Egypt geht es nach Sharm el Sheikh ans Rote Meer und Nouvelair bringt die tunesische Küstenstadt Monastir erneut ins Streckennetz. Eurowings wartet als Airline mit dem größten Marktanteil in Stuttgart mit Bilbao als neuem Winterziel auf, während Sunexpress Gaziantep in der Türkei anfliegt. Unangefochtene Nummer Eins bei den Touristen ist Palma de Mallorca mit bis zu 40 wöchentlichen Verbindungen. Städtereisende können sich über die neuen Destinationen Warschau mit LOT und Stockholm mit SAS freuen. Ryanair bringt Passagiere aus Stuttgart von nun an auch im Winter täglich nach Dublin. Neu am Landesairport ist die britische Fluggesellschaft bmi regional, die von Stuttgart sechsmal wöchentlich nach Rostock-Laage fliegt.