Badegäste genießen am 25. September 2016 den letzten Tag vor der Schließung : Damals ging man von einer Wiedereröffnung Ende 2018 aus. Foto: Lichtgut/Zweygarth - Lichtgut/Zweygarth

Ursprünglich sollte die Wiedereröffnung des generalsanierten Mineralbads Berg Ende 2018 erfolgen. Dies dürfte sich nun auf 2019 verschieben. Grund hierfür ist ein beschädigtes Rohr.

StuttgartBauarbeiten in alten Gemäuern bergen Risiken. Das erlebt die Stadt gerade bei der Sanierung des Mineralbads Berg. Ursprünglich war die Wiedereröffnung des generalsanierten Bades für Ende 2018 geplant gewesen. Dann dauerten die Genehmigungsverfahren länger als gedacht, was die Bauarbeiten um sechs Monate verzögerte. Ende Januar hatte die Stadt von Mitte 2019 als Zeitraum für die Wiedereröffnung gesprochen. Dann kam der 31. Januar. Zu dem Zeitpunkt war das alte Außenbecken des beliebten Bades bereits entfernt worden, und man konnte zum ersten Mal die direkt unter dem Becken liegende Heilwasserquelle genauer begutachten. Dabei entdeckten die Fachleute, dass unmittelbar an der Mittelquelle neben dem eigentlichen Quellrohr Wasser austritt. Das klingt für den Laien zunächst nicht weiter schlimm, lässt bei den Fachleuten aber sofort alle Alarmglocken schrillen. Das an der falschen Stelle austretende Wasser könnte darauf hindeuten, dass das bis in 35 Meter Tiefe reichende Rohr ein oder mehrere Löcher hat. Sollten sich diese Löcher durch das aggressive, unter Druck stehende Mineralwasser vergrößern, besteht die Gefahr, dass das Rohr in sich zusammenbricht und die Quelle verschüttet wird. Diese könnte dann im schlimmsten Fall für immer verloren sein – mit entsprechenden Folgen für das Mineralbad.

Als das Wasser also am 31. Januar entdeckt worden war, wurden die Bauarbeiten am neuen Außenbecken sofort gestoppt. Seitdem ruhen sie. Außerdem leiteten die Bäderbetriebe in Abstimmung mit dem Amt für Umweltschutz „umgehend Sofortmaßnahmen zum Schutz der Heilquellen“ ein, wie aus dem Rathaus mitgeteilt wurde. So schnell wie möglich wurde eine Kamera durch das Rohr in die Tiefe geschickt, um nach möglichen Lecks zu suchen. „Ein Schaden an der Verrohrung kann ausgeschlossen werden“, heißt es inzwischen von den Bäderbetrieben, die nun weiter nach anderen Ursachen für den Wasseraustritt suchen. „Es ist richtig, dass verschiedene Szenarien denkbar sind, die wiederum unterschiedliche Sanierungsmaßnahmen mit sich bringen und Auswirkungen auf den Termin der Wiedereröffnung und die Höhe der zu erwartenden Kosten haben“, heißt es in der Antwort aus dem Rathaus. Bis endgültige Ergebnisse und damit auch Sanierungsvarianten vorliegen, kann es noch drei Monate dauern.

Offenbar alte Quellfassung kaputt

Am Rande einer Begehung des Mineralbads durch die SPD-Gemeinderatsfraktion Ende vergangener Woche waren aber schon genauere Einschätzungen zu hören. Demnach ist offenbar die alte Fassung der Quelle in 35 Meter Tiefe kaputt. Das ist wasserrechtlich nicht in Ordnung und muss repariert werden. Das würde bedeuten, dass die Mittelquelle mit einer Bohrung ganz neu gefasst werden müsste. Der Bäderausschuss des Gemeinderats soll am Freitag über dieses mögliche Szenario informiert werden. Sollte sich der Befund bewahrheiten, würde sich die Wiedereröffnung des Mineralbads um bis zu einem Jahr verzögern, also bis Mitte 2020. Die Baukosten würden sich um etwas mehr als eine Million Euro erhöhen.

Die Mittelquelle ist eine von insgesamt sechs Berger Heilquellen, fünf davon speisen die Anlagen des Mineralbads. Aus der Mittelquelle sprudeln pro Sekunde rund 60 Liter knapp 20 Grad warmes Wasser. Auch das neue Außenbecken des Mineralbads Berg soll damit befüllt werden. Würde die Quelle unter einer der Wiesen des Mineralbads liegen, wäre das Leck weniger problematisch, weil man es dann irgendwann in aller Ruhe und unabhängig von anderen Bauarbeiten beheben könnte. So konnte man vor einigen Jahren auch ein ähnliches Problem an den Quellen beim Bad Cannstatter Kursaal lösen, ohne jeden Zeitdruck. Bei der Mittelquelle auf dem Mineralbad-Gelände ist das nicht möglich, weil die Quellfassung in Ordnung gebracht werden muss, bevor das Becken darüber entstehen kann.

Das Mineralbad Berg ist seit Ende September 2016 geschlossen. Es soll rundum modernisiert und saniert werden, ohne dabei seinen ganz besonderen Charme zu verlieren. Zu dem ursprünglich auf knapp 30 Millionen Euro veranschlagten Bauprojekt gehören eine umfassende Betonsanierung der alten Gebäudeteile, der Abriss des bisherigen Thermalbads und die Errichtung eines neuen Anbaus mit neuen Becken, der Neubau des Außenbeckens und vieles mehr.