Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann und Dekan Klaus Käpplinger bieten Bedürftigen unter anderem Heißgetränke und Vesper an. Foto: Olbort Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jo) - Das Leben auf der Straße ist im Winter besonders hart. Um Betroffenen zumindest für ein paar Stunden ein Zuhause zu geben, öffnet am 14. Januar die 24. Vesperkirche in der Leonhardskirche wieder ihre Pforten. Neben einer warmen Mahlzeit gibt es medizinische Versorgung, kulturelle Veranstaltungen und die Möglichkeit, sich die Haare schneiden zu lassen.

Der Evangelische Kirchenkreis Stuttgart und seine Gemeinden bieten bis zum 3. März in der Leonhardskirche in Stuttgart-Mitte die Vesperkirche an: Von 9 bis 16 Uhr finden Bedürftige hier täglich ein Zuhause auf Zeit. „Wir wissen, dass damit die Probleme der Menschen, die die Vesperkirche besuchen, nicht gelöst, bestenfalls auf Zeit gelindert werden. Aber wir setzen das Thema Armut mit seinen zahlreichen Facetten auf die Tagesordnung unserer Stadtgesellschaft“, sagt Dekan Klaus Käpplinger. In der Vesperkirche werde sichtbar, was sonst im Verborgenen bliebe: Armut, Obdachlosigkeit, Einsamkeit und Ausgrenzung. Dass die Bedürftigkeit in der Landeshauptstadt groß ist, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen: Im vergangenen Winter wurden mehr als 30 000 warme Mahlzeiten ausgegeben.

Es gehe aber nicht nur darum, den Magen zu füllen, auch die Seele solle gestärkt werden, sagt Käpplinger. Dafür sorgen tägliche Andachten, Gottesdienste sowie ein Kulturprogramm. Erstmals findet in diesem Winter der Talkabend „Politiker hören zu“ statt. Geplant ist, dass Politiker Betroffenen zuhören und anschließend Rede und Antwort stehen. „Dabei ist uns vor allem das Thema Langzeitarbeitslosigkeit wichtig“, sagt Käpplinger. Außerdem wurde das Bezahlsystem bei der Vesperkirche verändert: Statt wie bisher 1,20 Euro pro Essen zu bezahlen oder einen Gutschein einzulösen, gilt nun das Prinzip „Jeder gibt so viel er kann“.

Zum ersten Mal mit dabei ist in diesem Winter Gabriele Ehrmann, die seit Juli dieses Jahres Diakoniepfarrerin in Stuttgart ist. Davor war sie sechs Jahre in einem diakonischen Altenhilfeträger, unter anderem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, beschäftigt. „Stuttgart ist mir aber durch meine Tätigkeit als Gemeindepfarrerin bestens vertraut“, sagt Ehrmann. Sie freue sich auf ihre Aufgabe und sei gespannt, welche Herausforderungen auf das Team der Vesperkirche in diesem Winter zukommen. „Ich bin aber zuversichtlich, dass durch die langjährige Erfahrung der Ehrenamtlichen nichts schief gehen kann“, sagt sie. Insgesamt haben in diesem Jahr rund 840 ehrenamtliche Mitarbeiter ihre Hilfe bei der Essensausgabe oder der Verteilung von Vesperbeuteln zugesagt.

Die Vesperkirche finanziert sich über Spenden: Spendenkonto bei der BW Bank. IBAN DE05 6005 01010002 4648 33; BIC SOLADEST

Der Auftakt-Gottesdienst der Vesperkirche findet am Sonntag, 14. Januar 2018, um 10 Uhr in der Leonhardskirche, Leonhardsplatz, in Stuttgart-Mitte, statt.