Gründer Harry Owens im Jahr 1986 vor dem Zelt des Traumtheaters, das sich damals am Rotebühlplatz in einen indischen Tempel verwandelt hatte. Quelle: Unbekannt

Von Janey olbort

Stuttgart - Für Harry Owens war schon sehr früh klar, dass sein Leben außergewöhnlich werden wird: Mit 14 riss er aus einem Internat an der Mosel aus und machte sich auf den Weg ins spanische Sevilla, wo sein Onkel lebte. „Meine Eltern hatten mich ins Internat gesteckt, damit aus mir etwas Vernünftiges wird“, sagt der 73-Jährige und schmunzelt. Die Eltern des in Österreich geborenen Owens waren Textilfabrikanten und wollten, dass ihr Sohn das Unternehmen übernimmt. Doch Harry Owens hatte andere Pläne: „Ich wollte reisen und die Welt anschauen“, sagt er. Und das tat er auch. Mit 16 Jahren machte er seinen Führerschein in Spanien und dann ging es mit einem VW-Bus hinaus in die weite Welt: nach Afghanistan, in die Türkei, nach Ägypten. Der 73-Jährige hat mittlerweile zwar nahezu die ganze Welt auf Reisen kennengelernt, der Orient beeindruckt in jedoch nach wie vor. „Ende der 1960er-Jahre war diese Region ein Traum“, sagt er. Vielleicht auch ein Grund, weshalb der Innenraum des Traumtheaters zahlreiche Elemente aus „Tausendundeiner-Nacht“ aufweist: Da sind unzählige Spiegelfließen an den Zeltwänden, die während der Vorstellung das bunte Scheinwerferlicht reflektieren, orientalische Muster auf dem Bühnenvorhang und zu guter Letzt der Halbmond auf der Kuppel des Zeltdachs.

Dieser Halbmond hat in den vergangenen 30 Jahren bereits etliche Male in Stuttgart geglitzert. Zum ersten Mal im Jahr 1984 als Harry Owens einen fulminanten Auftakt in der Landeshauptstadt feierte. Damals schlug er sein Zelt direkt vor dem Königsbau auf - und sorgte so für erhitzte Gemüter, vor allem bei den Kommunalpolitikern. „Mit Oberbürgermeister Rommel habe ich mich später dann aber gut verstanden.“ In den folgenden Jahren gastierten Owens und sein Ensemble auf dem Rotebühlplatz; Jahre später im Stadtgarten. Anschließend wurde eine Fläche neben dem Planetarium bezogen. Wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 musste auch diese Spielstätte im Jahr 2011 aufgegeben werden. Das Traumtheater machte Station vor den Toren der Altstadt: 2012/2013 wurde neben dem Züblin-Parkhaus gespielt. So mancher Besucher habe schon etwas pikiert dreingeschaut, als die leichten Damen da in der Nähe des Zelts standen, sagt Owens und grinst. Just in dieser Zeit musste er außerdem einen herben Rückschlag hinnehmen. „Die Speditionsfirma, die unsere Container transportieren sollte, hat diese gestohlen.“ Es sei ein Schaden in Höhe von 1,2 Millionen Euro entstanden, gefolgt von einem langwierigen Prozess. Das Resultat: Lediglich 75 000 Euro Schadensersatz seien dem Traumtheater zugesprochen worden, sagt Owens. Doch dank der Unterstützung vieler Bekannter und Freunde fiel er wieder auf die Füße, die Show konnte weiter gehen. Der Gründer des Traumtheaters hat über die Jahre viele Freunde, Unterstützer und Fans in der Landeshauptstadt gewonnen, eine „gewachsene Liebe“, wie er sagt.

Es liegt also auf der Hand, dass es den 73-Jährigen für seine Abschiedstournee noch einmal in die Landeshauptstadt zog: Derzeit gastiert das Traumtheater Salome mit „Reise zu deinem Stern“ für eine letzte Spielzeit in Stuttgart-Nord - zwischen Löwentorbrücke und Pragstraße auf einem Grundstück der LBBW. Die LBBW Immobilien, die dort bis im Jahr 2020 das Projekt „Leo-Business Campus Stuttgart“ realisiert, hat den Artisten das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt.

Wenn der letzte Vorhang beim Traumtheater gefallen ist, will sich Owens ausschließlich um den Artisten-Nachwuchs kümmern und sich seiner „Akademie der schönen Künste“ in Berlin widmen. Dieser Zusammenschluss mehrerer Initiativen wurde von Owens im Jahr 1991 gegründet, um den Nachwuchs zu fördern und neue Darstellungsformen für die Bühne zu entwickeln. Außerdem plant er ein Artistenfestival in Berlin. Vorbild dafür sollen Zirkusfestivals wie in Monte Carlo sein - und dennoch will sich Owens von diesen unterscheiden: Die Kreativität der Künstler solle bei seinem Festival im Vordergrund stehen, nicht ausschließlich das Spektakuläre.

Das Traumtheater Salome gastiert noch bis zum 14. Januar am Löwentor. Geparkt werden kann in der Seitenstraße bei BMW oder auf einem der großen Parkplätze einige Meter von der Haltestelle Löwentor entfernt. Gespielt wird dienstags bis samstags um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr, mittwochs gibt es um 15 Uhr eine zusätzliche Show.