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500 000 Besucher trotz Bullenhitze auf dem Stuttgarter Sommerfest

StuttgartSicher ist: Das war das bisher heißeste Sommerfest. Nicht nur mit Blick auf die hohen Temperaturen, sondern auch mit Blick auf die Besucherzahlen. Laut Veranstalter in.Stuttgart kamen in den vier Tagen etwa 500 000 Besucher. Drangvolle Enge herrschte entsprechend auf allen Wegen und Gassen, lange Warteschlangen gab es vor allem bei den Getränken, und eine ausgelassene Stimmung herrschte vor den Bühnen der Bands.

Die Massen: Schon die Straßenbahn von der Ruhbank aus war gegen 20 Uhr rappelvoll. Das Ziel der meisten Fahrgäste: das Sommerfest in der City. Zur Begrüßung am Schlossplatz tauchten alle in eine Wolke aus Essensdüften und in eine Kakofonie aus unterschiedlichen Klängen ein – muss es denn tatsächlich sein, dass jeder noch so kleine Getränkestand eine eigene Musikanlage zur Beschallung seines Reviers dabei hat?

Die Musik:Neben dem Kunstgebäude wagte sich „Abgroovebereit“ an Songs von Amy Winehouse – und auch vor dem Landtag von der Bühne des Plenums schallte eine Melodie von Winehouse. Hier machten „Fresh an Cool“, die Partyband mit zwei Sängerinnen und einem Sänger, mit ihren verjazzten Versionen von Stevie Wonder-Hits gute Laune und hatten einen gewissen Platzvorteil, denn hier wehte ein laues Lüftchen. Das animierte viele zum Tanzen. Hitze hin – Schweiß her: „Wirtschaftswunder“, die Band um Helga und Oskar gehört längst zum Inventar des Sommerfestes und interpretiert vor der Oper mit komödiantischem Charme Freddy-Quinn-Schmalz und Manuela-Schlager – „Ich geh’ noch zur Schule“. Damit bringt sie ihr Publikum – vor allem Frauen – auf Hochtouren. So tummelte sich zu später Stunde vor der Treppe des Großen Hauses sicher das lebhafteste und am Ende verschwitzteste Publikum.

Die Speisen: Von der Roten Wurst bis zum Langustenschwanz für 39 Euro fanden alle etwas, auch Vegetarier. Die mussten allerdings etwas suchen, denn das Sommerfest ist fleischlastig. Beim Newcomer, der Feinbäckerei Dolce Forno, wartete nicht nur Tiramisu auf seine Liebhaber, sondern auch ein Sortiment der köstlichen italienischen Dickmacher. Besonders imposant: die Pesche, die aussehen wie echte kleine Pfirsiche. „Am Abend wollen die Leute Süßes“, freut sich die Frau hinter der Theke. Und noch etwas wollen die Leute: Pizza. Als wäre es nicht heiß genug, schuften die Mitarbeiter dafür vor dem glühenden Ofen. Deshalb sei an dieser Stelle allen, die vier Tage hinter den Theken standen oder bedienten und nachts wahrscheinlich nur noch mit Hilfe einer Beißzange aus ihren Kleidern kamen, ein Dank ausgesprochen.

Hitze: „Heute Mittag zeigte das Thermometer am Cinema 41 Grad“, stöhnte die Verkäuferin am Zigarillo-Stand vor dem Kunstmuseum. Und weil die dort platzierte Hajek-Skulptur aus Stahl Abkühlung verspricht, hatten es sich auf ihren Flächen Kinder bequem gemacht. Die Erwachsenen suchten eine Erfrischung an den Brunnen auf dem Schlossplatz und vor dem Neuen Schloss. Wer an diesem Wochenende Fächer verkauft hätte, hätte wahrscheinlich großen Umsatz gemacht. Wo immer einer ausgeklappt wurde, erntete die Besitzerin neidische Blicke.

Die Garderobe: Stöckelschuhe tut sich angesichts der Pflastersteine und der Hitze praktisch keine Frau mehr an: Flache Sandalen und Sneakers machen so einen Sommerabend erträglich. Während die Frauen mit einer sommerlichen Garderobe glänzten, die häufig der Silbe „Fest“ im Event Sommerfest gerecht wurde, sah so mancher Mann so aus, als käme er gerade direkt von der Gartenarbeit. Und sicher gibt es auch ansprechendere Outfits als ausgerechnet ein Unterhemd, um das Oberarmtattoo zu präsentieren.

Der Müll: Die Flaschensammler hatten Hochsaison und die meisten Festbesucher waren willens, ihre Becher und Pappteller in die Mülleimer zu werfen – doch die waren längst übervoll, und so landete der Müll auf dem Boden. Fragt sich, weshalb bei so einem Event nicht ausreichend zusätzliche Tonnen aufgestellt werden.