Der Zirkus betreibt eine offene Informationspolitik und lädt Interessierte ein, sich die Stallungen der Tiere anzuschauen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jo) - Die Gesellschaft der Stuttgarter Circusfreunde hatte die Stadträte eingeladen, sich selbst ein Bild von der Tierhaltung im Circus Krone zu machen. Der Grund: Anfang dieses Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen, dass auf dem Cannstatter Wasen ab April 2019 Wildtiere in der Manege verboten sind. Die Kommunalpolitiker blieben dem Termin jedoch fern.

Einzig die Freien Wähler, die sich für die Aufhebung des Verbots einsetzen würden, hätten auf die Einladung reagiert und sich wegen der anstehenden Haushaltsberatungen entschuldigt, sagte Bernhard Eisel, Sprecher der Gesellschaft der Circusfreunde Stuttgart.

In der Debatte um das Wildtierverbot ist es laut Frank Keller, dem Tierschutzbeauftragten des Circus Krone, problematisch, dass die Argumentation übernommen werde, die von Tierrechtsorganisationen vorgegeben werde. Wichtig sei stattdessen, sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen, sagte er. Angesichts des Gastspiels auf dem Cannstatter Wasen kam es immer wieder zu Protesten von Wildtiergegnern, die zum Boykott des Circus Krone aufriefen, da sich dieser klar für Wildtiere in den Vorstellungen ausspricht. Geschadet habe dies dem Zirkus im Hinblick auf die Besucherzahlen jedoch nicht, sagte Keller. „Wir sind sehr zufrieden, vor allem die Nachmittagsvorstellungen sind gut besucht.“ Er sieht im Wildtierverbot, das ab April 2019 auf dem Cannstatter Wasen gelten soll, einen Verstoß gegen das Grundgesetz, da Tierlehrer, die mit Wildtieren arbeiten, dadurch in ihrer Berufsfreiheit eingeschränkt würden. Derzeit gehen die Verantwortlichen des Circus Krone davon aus, dass die Stadt Stuttgart das drohende Verbot für den Wasen wieder zurückziehen werde. „Deshalb warten wir erst einmal ab, was passieren wird“, sagte Keller. Falls das Verbot in Kraft trete, werde der Circus Krone jedoch dagegen klagen. Auch Raubtierdompteur Martin Lacey jr. hatte bereits angekündigt, gegen das Verbot gegebenenfalls als Privatmann Klage einzureichen.

Aus Sicht von Keller sei ein Wildtierverbot auch deshalb überflüssig, da bereits Leitlinien für artgerechte Haltung existieren. So gibt es etwa in den Raubtiergehegen Außenbereiche oder erhöhte Liegeflächen. „Die Löwen und Tiger können sich hier ausruhen, weil sie keine Beute jagen und vor keinem Feind fliehen müssen“, sagte Keller. Die Tiere im Zirkus würden die Wildnis nicht vermissen, weil sie diese nie kennengelernt hätten. „Auch die Elefanten sind nicht an Ketten, sondern an Gurten festgebunden“, sagte Keller beim Blick in das Elefantengehege. Dies aber nur während der Fütterung - der Futterneid unter den Dickhäutern mache dies nötig - oder wenn sie für die Vorstellung gewaschen werden. Außerdem würde die Gesundheit der Tiere einmal pro Woche von Tierärzten des Veterinäramts überprüft. „Ein besseres Kontrollsystem als in Deutschland gibt es nirgends“, sagte Keller. Auch sei der Begriff des Wildtierverbots irreführend, „da ja niemand nach Afrika fährt und die Löwen mit dem Lasso einfängt“. Die Löwen seien bereits in der 21. Generation im Circus Krone geboren. Tierschutz und der Erhalt der Arten seien außerdem Aufgabe des Zirkus, sagte Keller. So lebt etwa der 42 Jahre alte Breitmaulnashornbulle „Tsavo“ als einer der letzten seiner Art im Circus Krone. In freier Wildbahn werden die Tiere wegen ihres Horns gejagt.

Das Wildtierverbot der Stadt

Verbot: Laut Beschluss des Stuttgarter Gemeinderates besteht bereits seit Januar 2011 auf städtischen Flächen - mit Ausnahme des Cannstatter Wasens - ein Verbot von Zirkusbetrieben mit Wildtieren. Anfang dieses Jahres wurde dieses Verbot auch auf den zentralen Festplatz übertragen. Auf dem Wasen werden solcherart Darbietungen ab dem 1. April 2019 nicht mehr erlaubt sein.

Wildtiere: Unter das Wildtierverbot in Stuttgart fallen Menschenaffen, Tümmler, Delfine, Greifvögel, Flamingos, Pinguine, Nashörner, Wölfe, Reptilien wie Alligatoren, Krokodile und Schlangen, Antilopen und antilopenartige Tiere, Amphibien, Bären, Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Robben und robbenartige Tiere, Großkatzen, Lamas, Vikunjas, Papagaien, Wildformen von Rindern, Kängurus sowie Zebras.