Wird aus der Heilbronner Straße die Helmut-Kohl-Straße? Die CDU will den verstorbenen Altkanzler mit einer Straße würdigen. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Eine „Dr.-Helmut-Kohl-Straße“ gibt es bereits - und zwar in der Gemeinde Loddin auf der Insel Usedom im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Wenn es nach der Stuttgarter CDU geht, soll diese nicht die einzige bleiben. Sie fordern, einen Teilabschnitt der Heilbronner Straße nach dem vor einer Woche verstorbenen Altkanzler zu benennen.

Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit und ein großer europäischer Staatsmann, verdiene eine Ehrung dieser Form, zeigen sich die Christdemokraten überzeugt. Schließlich verdanke man seinem Verhandlungsgeschick das wiedervereinigte Deutschland. Die Stuttgarter CDU greift damit einen Vorschlag der Jungen Union auf. Diese hatte bereits am Montag gefordert, die Heilbronner Straße in Helmut-Kohl-Straße umzubenennen. Allerdings geht dies dem Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann dann offenbar doch zu weit: „Ich halte die Umbenennung der Heilbronner Straße für eine gute Idee, möchte das Vorhaben allerdings etwas eingrenzen: Der Abschnitt zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und dem Pragsattel, der dazuhin am Europaviertel liegt, sollte in Helmut-Kohl-Straße umbenannt werden.“

Dadurch blieben zumindest den Gewerbetreibenden zwischen Pragsattel und Friedrichswahl zusätzliche Kosten erspart, denn bei einer neuen Adresse müssten Einträge im Handelsregister, bei Banken, bei Versicherungen oder in Fahrzeugbriefen geändert werden. Allerdings dürfte es auch auf dem vorgesehenen Abschnitt entlang der B 27 noch genügend Firmen, Hotels und Anwohner geben, die von dem Aufwand, der auf sie zukommen könnte, wenig angetan sind - ungeachtet dessen, wie sie zu dem verstorbenen Altkanzler stehen. Nicht selten wurden Straßenumbenennungen in der Vergangenheit zu einem Politikum, das viel Konfliktstoff bot.

Helmut Kohl wäre in Stuttgart nicht der erste Bundeskanzler, der mit einem Straßenschild geehrt wird. 1993 wurde ein Abschnitt der Neckarstraße in Willy-Brandt-Straße umbenannt. Auf Kurt-Georg Kiesinger verweist ein Platz in der Innenstadt. Seit 1967 steht die Konrad-Adenauer-Straße auf dem Stadtplan. Nach Angaben von Stadtsprecher Sven Matis wird in der Verwaltung derzeit eine Liste mit Straßen und Plätzen erstellt, die nach Persönlichkeiten benannt werden könnten. Allerdings sind dafür bestimmte Vorgaben zu erfüllen. So muss ein direkter Bezug zu Stuttgart gegeben sein. Seit knapp 15 Jahren gilt zudem die Regel, vornehmlich Frauen zu berücksichtigen, die sich „in irgendeinem Bereich des gesellschaftlichen Lebens besondere Verdienste erworben haben und einen gewissen Ortsbezug aufweisen“. Damit soll die Diskrepanz zwischen weiblichen und männlichen Straßennamen abgeschwächt werden.

Nicht neu ist der Wunsch, den verstorbenen Alt-OB Manfred Rommel in Stuttgart zu ehren. Bisher wurde der Flughafen nach dem populären Kommunalpolitiker und Autor benannt, ein mit 35 000 Euro dotiertes Stipendium ist kürzlich ausgelobt worden. Allerdings scheint die Benennung eines zentralen Platzes oder einer Straße nach Manfred Rommel vor allem der Wunsch einstiger Weggefährten wie dem früheren Wirtschaftsbürgermeister Klaus Lang zu sein: Einen Antrag gibt es von der Stuttgarter CDU bislang nicht.