Foto: Lichtgut/Leif Piechowski - Lichtgut/Leif Piechowski

Neue Runde bei der Bürgerbeteiligung zum Rosensteinviertel. Der Textentwurf für die Auslobung desstädtebaulichen Wettbewerbs ist rund 70 Seiten dick.

StuttgartDie Bürgerbeteiligung zum neuen Rosensteinviertel ist in die nächste Runde gegangen – nach einer ersten Runde im Jahr 2016, bei der es um das Herangehen an das Projekt ging. Am Mittwochabend nutzten nun 120 Besucher im Stadtpalais die Chance, Ideen und Anregungen sowie Ansprüche anzumelden, die den teilnehmenden Büros beim internationalen städtebaulichen Wettbewerb vorgegeben werden. Dieser Wettbewerb wird in zwei Phasen ablaufen: Zuerst sollen die teilnehmenden Büros ein Bild des künftigen Stadtviertels entwerfen, dann dürfen zehn Teilnehmer ihre Vorstellungen vertiefen. Im März 2019 soll das Preisgericht entscheiden.

Städtebaubürgermeister Peter Pätzold machte nach Tagen der Diskussion über das gescheiterte Opern-Interimsdomizil im Paketpostamt klar: „Das Paketpostamt wird auch abgerissen, denn dort findet die Erweiterung des Parks statt.“ 20 Hektar mehr Parkfläche war der Bevölkerung von den Beteiligten am Städtebau- und Bahnprojekt Stuttgart 21 versprochen worden. Die Formulierung „auch abgerissen“ meint, dass einige Bauwerke auf den bisherigen Bahn- und Postgrundstücken zur Disposition stehen. Der Gleisbogen auf einem Bahndamm, der durch das Areal in Richtung Feuerbach verläuft, werde „reizvoll zu überplanen“ sein, sagte Pätzold. Und bezüglich der Anlagen der Panoramabahn fügte er hinzu, da gelte es, die Anbindung Richtung Feuerbach oder Bad Cannstatt zu überlegen.

Als Eckwerte für die Operation Rosensteinviertel nannte Städtebaubürgermeister Pätzold 7500 Wohnungen für 12 000 bis 14 000 Bewohner. Knackpunkte sind für ihn, wie der Auftakt am Manfred-Rommel-Platz beim Hauptbahnhof aussehen wird, wie man die gewünschten Kultureinrichtungen – Kongresszentrum, Neubau des Linden-Museums und vielleicht ein Konzerthaus – einpasst und wie man mit der Topografie umgeht und das Gelände modelliert, was für die gewünschte Vernetzung von Stadtvierteln von „entscheidender Bedeutung“ sei.

In Workshops griffen die Veranstaltungsteilnehmer manches auf, was die Verwaltung in den 70-seitigen Entwurf für den Auslobungstext aufgenommen hatte, etwa die Absicht, dass im Viertel mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Und: Dass die Subkultur im Bereich Wagenhallen gesichert und gefördert werden soll, stand weit oben auf der Liste. Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum wurde in diesem Kreis nicht so stark formuliert. Ein starker Nutzungsmix tauchte als Stichwort auf, der Wunsch nach Tinyhouses (flexibles Wohnen auf knappem Platz), ausreichend Gemeinschaftsräume sowie Sportflächen und Schulen von Anfang an, die Trennung von Fußwegen und Radwegen sowie eine Art Radautobahn durch die Grünflächen, der Wege- und Sichtbezug zum Schloss Rosenstein, Natur-Erlebnisflächen, urbaner Gartenbau, eine Freilauffläche für Hunde und Vorrang der Dachbegrünung vor Fotovoltaik. 200 Ideenzettel wurden an Stellwände gepinnt, und mit 200 beschrifteten Bauklötzchen auf dem am Boden entfalteten Luftbild ordneten die Teilnehmer ihre Vorschläge konkreten Orten zu.