Das Trampeltier-Trio der Wilhelma in Stuttgart erhält innerhalb der geplanten Asiatischen Huftieranlage ein neues Gehege, das es sich mit Yaks teilen wird. Foto: Wilhelma - Wilhelma

Ab Februar setzt die Wilhelma eine Säule des Masterplans um. Da beginnen die Arbeiten für die neue Asienanlage. Ins neue Revier für Trampeltiere und Damhirsche werden auch Yaks einziehen.

Bad CannstattDie Zukunft hat für die Wilhelma begonnen. Mit dem Bau neuer Gehege für asiatische Huftiere setzt sie ab Februar eine Säule ihres Masterplans um. Er bildet die Basis für die Weiterentwicklung des Zoologisch-Botanischen Gartens in Bad Cannstatt. Ins neue Revier für Trampeltiere und Mesopotamische Damhirsche werden künftig auch Yaks einziehen. Zu den vier geplanten Bausteinen der Asienanlagen am oberen Ende des Parks gehören zudem noch Bauernhof, Tigergehege und Elefantenwelt. „Wir erstellen damit ein modernes Lebensumfeld für die Tiere her, das es uns erlaubt, sie für die Besucher attraktiv zu präsentieren und die zentralen Fragen des Artenschutzes verständlich zu machen“, erklärt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. „Das ist ein wegweisendes Großprojekt. Insgesamt geben wir damit zehn Prozent unseres 30 Hektar großen Geländes ein neues Gesicht.“ Entlang der Pragstraße reihen sich in Zukunft Gehege für verschiedenste asiatische Tiere von den Elefanten über die Huftiere, Tiger, Schabrackentapire und Panzernashörner bis zu den Löwen. Geschaffen wird auf diese Weise ein kontinentaler Schwerpunkt, der die regionalen Besonderheiten dieses Lebensraums besser veranschaulicht.

Die Wilhelma – mit fast 1200 Tierarten einer der vielseitigsten Zoos in Europa – verzichtet hier auf manche Spezies, um anderen mehr Platz geben zu können. So geht es bei den Vorbereitungen der Bauarbeiten darum, zunächst für die Tiere ein neues Zuhause zu finden, die bislang auf dem Terrain der künftigen Asiatischen Huftieranlage leben. So sind jetzt die drei Bisons an einen privaten Halter in Südhessen abgegeben worden. Und der Blauhalsstrauß zieht vorerst auf den Tennhof um, die nicht-öffentliche Außenstation der Wilhelma in Oeffingen. Nach Fertigstellen der Huftieranlage werden Blauhalsstrauße wieder zu sehen sein.

Ab Februar wird das Baufeld geräumt. 2020 sollen die Huftiere in das neue Domizil umziehen können. Dann fällt der Startschuss für den neuen Bauernhof, in dem, wie beim Streichelzoo, wieder Tierkontakt möglich sein wird: Geplant sind dafür Schafe, Ziegen, Hühner und Schweine. Diese Anlage nimmt die Gestalt eines Asiatischen Dorfes an. „Die größte Herausforderung für den Artenschutz ist heutzutage die rasant wachsende Weltbevölkerung und deren zunehmender Ressourcenverbrauch“, sagt Kölpin. „Dadurch entstehen weltweit immer mehr Konflikte zwischen Mensch und Tier, deren Lebensräume sich verstärkt überlappen. Das wollen wir mit unserem zoopädagogischen Konzept vor Augen führen.“ Die Fertigstellung ist für 2021 vorgesehen. Im Anschluss folgen ein Landschaftsgehege für Tiger und als krönendes Projekt die Elefantenwelt.

In den kommenden Jahren wird die Wilhelma weiter fit für die Zukunft gemacht. Das größte Projekt, der Neubau einer modernen Elefantenanlage, ist dabei der zentrale und teuerste Baustein. Der genaue Baubeginn ist noch offen, da er von der Eröffnung des Rosensteintunnels abhängt. Unterm Strich rechnen die Wilhelma-Verantwortlichen mit einer Bauzeit von etwa vier Jahren. Doch auch in vielen anderen Bereichen will Thomas Kölpin, seit 2014 Chef des zoologsich-botansichen Gartens, neue Tier-Akzente setzen. Und wenn die unter die Rubrik „niedlich“ fallen, umso besser. So sollen ab 2021 Koalas in der Wilhelma zu sehen sein und als Botschafter für die außergewöhnliche Tierwelt Australiens fungieren.

Allerdings nicht in einem Neubau. Nachdem auch die Orang-Utans in die moderne Menschenaffen-Anlage eingezogen sind, kann das alte Menschenaffenhaus umgebaut werden. „Das wird sicher ein Kraftakt für uns, aber der wird sich für die Tiere und die Besucher gleichermaßen lohnen“, sagt Thomas Kölpin. „Wir werden dort einen kontinentalen Schwerpunkt Australien schaffen, so wie wir es mit den Asien-Anlagen entlang der Pragstraße vorhaben.“ Entsprechend bleiben auch die Koalas im künftigen Australienhaus nicht allein. Sie erhalten Gesellschaft von markanten Tierarten aus Down Under. Gesetzt sind Baumkängurus, die, wie der Name schon verrät, tatsächlich in Bäumen leben und nicht wie andere Kängurus auf dem Boden herumhüpfen. „Koalas sind extrem schwer zu bekommen“, so Kölpin, der sich deshalb freut, dass nach sehr langen Verhandlungen die nötigen Papiere unterschrieben wurden. Doch die Mühen haben sich gelohnt. „Es entsteht etwas, das es in der langen Geschichte der Wilhelma noch nie gab – wir erhalten mit zwei Männchen und zwei Weibchen sogar eine Gruppe“, freut sich der Zoodirektor. Damit könne die Wilhelma auch in die Zucht einsteigen, was es in Deutschland sonst nur noch im Zoo Duisburg gibt. Die Tiergärten in Leipzig und Dresden verfügen „nur“ über jeweils zwei Männchen. red