Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa/seb) - Nach dem Anschlag in Manchester ist die Bestürzung auch in Baden-Württemberg groß, zugleich wollen Veranstalter und die Polizei aber nicht in Aktionismus verfallen. „Das bisherige Sicherheitskonzept habe sich insgesamt bewährt, sagte Jörg Klopfer, Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart.

Wie man bei Großveranstaltungen für mehr Sicherheit sorgen kann, hat sich zuletzt beim Public Viewing des VfB Stuttgart gezeigt: Jeder Fan, der auf den Cannstatter Wasen wollte, wurde kontrolliert. Eine Maßnahme, die sowohl Schwerstarbeit für die Mitarbeiter bedeutete als auch Wartezeiten für die Fußballanhänger - immerhin mussten 40 000 Besucher einzeln durchgecheckt werden. Und dennoch zeigen die Besucher von solchen Events Verständnis, für Taschenkontrollen und das Abtasten des Körpers, so Jörg Klopfer. Darüber hinaus rechnet er damit, dass künftig bei Konzerten und anderen Veranstaltungen zudem mehr personalisierte Tickets eingesetzt werden. Die Stuttgarter Polizei äußerte sich hierzu zurückhaltend. „Personalisierte Tickets können einen positiven Teilbeitrag leisten, aber auch das wird einen gewollten Anschlag nicht verhindern“, sagte Polizeisprecher Stefan Keilbach am Freitag.

Etwas mehr Sicherheit erhoffen sich die Beamten durch Betonsperren, die bereits vor dem Anschlag in Manchester in der Bolzstraße und vor dem Alten Schloss errichtet wurden. Sie sollen die Zufahrt auf den Schlossplatz erschweren. „Er ist ein Drehkreuz in der Landeshauptstadt und Anlaufstelle bei vielen Veranstaltungen, Demos und Festen.“ In den kommenden Wochen finden hier zahlreiche Events statt, unter anderem vom 2. bis 6. Juni das SWR-Sommerfestival. Trotz der Absperrung gebe es keinen Grund zur Befürchtung, so der Sprecher. „Es gibt weder Hinweise noch konkrete Gefährdungslagen“, so Keilbach.

Wie sinnvoll die Sperren aus Beton wirklich sind, ist umstritten. Mitte April hatten zwei Tests der Prüfgesellschaft Dekra für das MDR-Magazin „Umschau“ ergeben, dass die Klötze keinen umfassenden Schutz bieten. Ein zehn Tonnen schwerer Lastwagen konnte die Barriere mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde durchbrechen. Für den Dekra-Projektmanager für Crashtests, Marcus Gärtner, steht fest: „So lose aufgestellt bringen sie ehrlich gesagt recht wenig.“ Die Sperren könnten in der Theorie mehr Bremskraft erzeugen, wenn sie mit Drahtseilen verbunden sind. Ein entsprechender Test soll Anfang Juni stattfinden. Gärtners Empfehlung geht aber in Richtung der sogenannten Betonfertigteilwände, die bislang auf Autobahnbaustellen zum Einsatz kommen. Diese könnten Lastwagen aufgrund ihres höheren Gewichts und ihrer Beschaffenheit besser stoppen. Dennoch: „Eine hundertprozentige Sicherheit kann es bei keiner Großveranstaltung geben“, warnt der Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow.

Polizeisprecher Keilbach kennt die Kritik an den am Schlossplatz aufgestellten Betonwänden. „Es ist nur ein Kompromiss.“ Wie die ideale Lösung aussieht, wisse er nicht. „Eventuell aus dem Boden herausfahrbare Poller. Vielleicht gibt es sie aber auch gar nicht?“ In der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit werde man sich mit diesem Thema auseinandersetzen und auch andere gutbesuchte Plätze in der Innenstadt unter die Lupe nehmen.

Bis dahin wäre es jedoch sträflich, sich keine Gedanken zu machen. „Es ist besser, etwas zutun, als gar nichts zu machen. Solche Absperrungen zwingen einen Lastwagenfahrer immerhin dazu, zumindest etwas langsamer zu fahren und geben so Passanten eventuell wertvolle Zeit, um auf die Seite zu gehen.“

Außerdem hätten sie eine abschreckende Wirkung. „Eine psychologische Hürde.“ Das sei vergleichbar mit einem Einbrecher, der ein gut gesichertes Haus sieht und weiter zieht. Zumal bei Großveranstaltungen hinter den Absperrungen noch ein Streifenwagen oder Beamte mit Maschinenpistolen stehen könnten. „Das wird aber von Fall zu Fall entschieden.“ Generell wolle man sich jedoch nicht eine einzelne Veranstaltung herauspicken, sondern generell für mehr Sicherheit in der Stadt sorgen.