Quelle: Unbekannt

Viele Leute würden also ihr Auto weniger nutzen oder abschaffen, wenn sie einen besseren öffentlichen Nahverkehr hätten.

StuttgartAuf den ersten Blick könnte man meinen, dass das Auto das allein seligmachende Verkehrsmittel in Stuttgart ist. Jedem sein heilix Blechle, wie man es in der Autostadt trotz aller Luft- und Stauprobleme vermutet. Die Wüstenrot & Württembergische wollte nun als Bausparkasse wissen, welche Rolle die Verkehrsanbindung bei der Wahl des Wohnorts spielt und hat das Institut Kantar TNS mit einer Studie beauftragt. 500 Menschen aus Stuttgart und der Umgebung haben geantwortet. Zunächst eindeutiges Ergebnis: 61 Prozent von ihnen nennen das Auto als hauptsächlich genutztes Fortbewegungsmittel. Bus, Bahn und Fahrrad landen weit dahinter. Alles klar also?

Nicht ganz. Denn viele Befragte nutzen den Pkw offenbar nur, weil es nicht anders geht. Auf die Frage, welches Fortbewegungsmittel sie am liebsten nutzen würden, wenn sie es sich frei aussuchen könnten, sehen die Antworten ganz anders aus. Hier liegen die öffentlichen Verkehrsmittel mit 39 Prozent knapp vor dem Auto mit 38 Prozent. Noch deutlicher wird das Bild bei Menschen, die jünger als 40 Jahre sind. Hier verliert das Auto massiv an Bedeutung. Fast 40 Prozent von ihnen nutzen schon heute vor allem die Öffentlichen, in Stuttgart selbst noch mehr als im Umland. Wenn sie frei wählen könnten, würden gar 46 Prozent von ihnen den Nahverkehr vorziehen, das eigene Auto nur noch 28 Prozent.

Fahrrad spielt keine große Rolle

Deutlich wird aber auch, dass dem Fahrrad keine so große Bedeutung zukommt, wie die Politik manchmal glauben machen will. Nur jeder zehnte Befragte nutzt es als hauptsächliches Verkehrsmittel – und das Potenzial hält sich in Grenzen. Selbst wenn alle Bedingungen und Wege für sie optimal wären, würden nur 18 Prozent dauerhaft auf den Drahtesel umsteigen. Die Lücke zum Ist-Zustand ist also relativ klein.

Unterm Strich haben die Befragten fast durch die Bank angegeben, dass die Verkehrsinfrastruktur ein wesentliches Kriterium für die Wahl des Wohnorts ist. Am wichtigsten sind trotz der eher geringen Nutzung gute Fuß- und Radwege, gefolgt von Bahnen und Bus. Die Anbindung an Schnellstraßen spielt für sehr viel weniger Menschen eine herausragende Rolle.

Und was folgt aus all dem? Für Bernd Hertweck, den Vorstandsvorsitzenden der Wüstenrot Bausparkasse AG, leitet sich daraus ein klarer Auftrag an die Kommunen ab. „Es scheint einen Generationenwandel zu geben. Bei jungen Leuten nimmt die Bedeutung des eigenen Autos offensichtlich ab“, sagt er. Wenn Städte und Gemeinden diese Gruppe als Einwohner halten oder neu gewinnen wollten, brauche es also „verstärkte Investitionen in eine gute Infrastruktur beim öffentlichen Nahverkehr“.

Im Hinblick auf die Ergebnisse beim Thema Fahrrad folgert er: „Wenn man sich die öffentliche Diskussion anschaut, bekommt man manchmal den Eindruck, das Fahrrad sei das Allheilmittel gegen den viel zitierten Verkehrsinfarkt. Doch nur mit dem Ausbau von Fahrradwegen werden Städte und Gemeinden als potenzieller Wohnort für einen Großteil der Bevölkerung nicht attraktiv.“ Stattdessen brauche es mehr ganzheitliche Konzepte, die Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel intelligent miteinander vernetzen.

Viele Leute würden also ihr Auto weniger nutzen oder abschaffen, wenn sie einen besseren öffentlichen Nahverkehr hätten. Das klingt zunächst hoffnungsvoll für staugeplagte Städte. Doch Wunsch und Wirklichkeit gehen manchmal auseinander. Denn die Bereitschaft, für den Umstieg persönliche Einbußen in Kauf zu nehmen, fällt ziemlich gering aus. In der Studie wurde auch gefragt, was für die Leute akzeptabel wäre, um eine bessere Verkehrssituation am Wohnort zu schaffen. Das Ergebnis: Am ehesten noch können sich die Leute Fahrverbote vorstellen – doch auch hierfür gibt es keine Mehrheit, sondern nur eine Zustimmung von 41 Prozent. Noch weniger akzeptieren würden sie höhere Fahrscheinpreise für den Ausbau des Nahverkehrs (37 Prozent). Und nur ein Viertel der Befragten wäre bereit, zusätzliche Gebühren für die Nutzung von Straßen, etwa in Form einer City-Maut, zu bezahlen.

Es gibt also etwas zu tun für die Kommunen der Region. Glaubt man der Studie, ist es die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel.