Premiere überstanden: Thomas Fuhrmann zapft an. Foto: Lichtgut/Piechowski, dpa - Lichtgut/Piechowski, dpa

Zum Start des 81. Frühlingsfests hat erstmals Thomas Fuhrmann, Stuttgarts neuer Finanzbürgermeister, den Fassanstich besorgt. Bereits am ersten Wochenende strömten rund 200 000 feierfreudige Menschen auf den Cannstatter Wasen.

StuttgartSein erstes Mal lief gut: Beim 81. Frühlingsfest, das auf dem Cannstatter Wasen eröffnet wurde, brauchte Thomas Fuhrmann, neuer Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, vier knackige Schläge im Wasenwirt-Zelt für den Fassanstich. Er soll geübt haben, hieß es. Den Rekord von Michael Föll, mit dem sich Fuhrmann – so schmunzelte er – messen wollte, brach er nicht: Sein Vorgänger trieb 2018 den Zapfhahn mit zwei Klopfern ins Holz. Die beste Bilanz, unkte Moderator Wulf Wager. Fölls Anstiche seien oft miserabel gewesen, so der „Vorzeige-Schwabe“, der zum Auftakt des „größten Frühlingsfest Europas“ moderierte – unterstützt von der Band „Alphornklang und Schwobablech“, die Gassenhauer wie „Auf’m Wasa grasat d’ Hasa“ und Hymnisches wie das „Lied der Württemberger“ interpretierte. Fuhrmann – flankiert von der Württembergischen Bierkönigin Chiara, ihren Prinzessinnen Vanessa und Nina sowie dem Braumeister Andreas Maier – wünschte dem Frühlingsfest viele Besucher und erklärte, dass er mit Tochter Antonia Boxauto fahren werde.

Es gilt die Schleifenregel

Bereits am Mittag waren die Zelte von Grandl, Göckelesmaier und das Almhüttendorf bestens besucht. Das Traumwetter, das Hoch Katharina bescherte, lockte auch die Politikprominenz, Gemeinderäte und Europaabgeordnete Fassanstich. Auch viel uniformierte Polizeibeamte waren unterwegs – zivile sollen sich unters Volk gemischt haben –, an allen Zugängen zu Wasen und Zelten kontrollierte Security-Personal. Die Polizei will in den kommenden zwei Wochen über die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums informieren. Bis zum 12. Mai bieten auf dem Frühlingsfest rund 240 Schausteller, Festwirte und Marktkaufleute ihre Fahrgeschäfte, Amusements und Spezialitäten an. Über eine Million Besucher werden erwartet. 30 Cent teurer als 2018 ist die Maß Bier: Sie kostet bis zu 10,60 Euro.

Die Dirndl-, Lederhosen- und Trachtenjankerdichte scheint jährlich anzusteigen: Traditionsstaat quer durch die Generationen war auszumachen, das Gros indes bei den Jüngeren. Dirndls schwangen meist in Altrosa, die Schleifenregel am Schurz beachtend. „Links bedeutet ledig, rechts verheiratet – wie war das mit der Jungfrau? Ach ja, Mitte“, so die Mitglieder eines gestandenen Damenquartetts. Heidi, Tanja, Michi und Sevgi, aus der Geislinger und Ulmer Region angereist, testeten die Alpina-Achterbahn. „Ok“, so Tanja. „Aber der Breakdancer ist klasse, nur 3,50 Euro, rasant, da hat man was für sein Geld.“ Auch die Pfälzer Jessica und Kevin schwärmten. „Super, super super, super!“, so die Anfangzwanziger. „Egal, wenn man was getrunken hat.“ Karussell oder Achterbahn auf Alkohol? „Nein!“, so Melissa eisern. Übelkeit? Bloß nicht, unterstrich ihr Freund Max vor einer bunten Phalanx aus Luftballons des Kultclowns Rudi Balloni. „Bekannt vom Oktoberfest, Funk und Fernsehen“, warf der ins Gespräch. Melissa indes ließ die aufgeblasenen Teile aufgeblasen sein. „Wir schlendern jetzt und schauen, was so geboten ist“. Entschlossen wiederum ging es am Losstand zu. Irgendwann muss doch ein Gewinn ...

Begeisterung herrschte auch vor „Infinity“: Das größte transportable Karussell macht Loopings und dreht sich dabei. „Bester Blick auf Stuttgart, klasse Gefühl“, so Sophia, Bald-Abiturientin wie Chiara, die nickte. „Die Fahrt war richtig erfrischend“, meinte Leander, Ex-Abiturient, bestärkt vom vierten im Bund, Clemens. „Im Bierzelt waren wir schon, da bräuchte es eine Klimaanlage. Viel zu heiß, um die ganze Zeit drin zu bleiben.“ Hoch hinaus zog es Maria und ihre Kleine samt Mannheimer Freunden. „Ins Riesenrad!“ Für „Memorabilien“ sorgten davor Luis und seine Gäste. Die Endzwanziger aus Brasilien machten Selfies, bevor es zur Wasenpirsch ging. Erstmals dort war auch Kristin aus Wien. Die Schülerin flanierte mit Mama und deren amerikanischer Cousine Diane, schlitterte mit ihnen auf dem Allerwertesten die Riesenrutsche hinab. „Great, it starts slowly ...“ Aber dann werde es immer schneller, so geradeaus, meinte Diane. Lustige Richtungswechsel habe die Wildwasserbahn zu bieten, empfahlen Gisela und Otto. „Nass werden ist Sinn der Sache“, so der Anfangssechziger.

15 Euro für den freien Fall

Neugierige jeden Alters bestaunten die Bungee-Kugel „Hot Shot“. Doch einzusteigen, das wagten wenige. Für 15 Euro in 1,8 Sekunden auf 160 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden, 50 Meter hoch und ab in den freien Fall? „Klasse“, so Hamad und Deniz unisono, über ihre Gesichter lachend, die eine Kamera beim Abschuss aufnahm. „Bin Adrenalinjunkie“, so Hamad. Sein Kumpel gestand: „Zittere noch.“ Anders die Kinder in den Autoscootern: Eine zweite Runde? Was ist besser, als in Elektrokärrchen aufeinander zu knallen? „Boxauto ist ein Muss“, bestätigte Mutter Simona. Mit Mann und Kind kam sie aus der Region – eine befreundete Familie aus Nordrhein-Westfalen im Schlepptau. „Die Kinder wollen gerne alleine was machen. Selber steuern – das geht nur bei den Autoscootern.“