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Apple macht Google Konkurrenz und lässt zahlreiche Städte fotografieren. Auch die Landeshauptstadt. Was damit geschieht, ist jedoch völlig offen.

StuttgartSie fahren wieder. Und sie filmen. Autos mit Kameras und Sensoren auf dem Dach. Doch diesmal steckt nicht Google dahinter, sondern ein anderer US-Konzern: Der iPhone-Macher Apple schickt seit Montag seine filmenden Fahrzeuge durch die Bundesrepublik, um Bildmaterial zu sammeln. Sehen wird man sie voraussichtlich bis Ende September nicht nur in Stuttgart, München und Frankfurt, sondern beispielsweise auch in Mannheim und Heilbronn sowie in diversen Landkreisen. Rund 80 Fahrzeuge sollen unterwegs sein. Die Aufnahmen der Straßen und Häuser dienen laut Apple der Verbesserung und der Versorgung eigener Kartendienste mit präziseren Informationen. Veröffentlicht werden sollen die Bilder vorerst aber nicht. Dabei ist durchaus vorstellbar, dass das Material in Zukunft für Apples Dienst „Look Around“ beziehungsweise „Umsehen“ verwendet wird. Derzeit sei dieser Dienst für Deutschland jedoch nicht geplant. Auf der Apple-Homepage heißt es: „Wir verpflichten uns, deine Privatsphäre zu schützen, während wir diese Daten erfassen. Zum Beispiel werden wir Gesichter und Autokennzeichen auf den Bildern vor der Veröffentlichung in ‚Umsehen’ unkenntlich machen.“ Das klingt zumindest so, als könnte die Funktion früher oder später doch auch hierzulande verfügbar sein.

Konkurrenz für Google

Mit „Look Around“ will man Googles Street View Konkurrenz machen. Street View ermöglicht 360-Grad-Ansichten und virtuelle Spaziergänge durch die Straßen. Als Google zwischen 2008 und 2010 mit den Aufnahmen hierzulande begann, regte sich Protest. 2011 erklärte das Unternehmen, die in Deutschland durch Street View einsehbaren Gegenden nicht auszuweiten. Seit 2017 sind die Google-Fahrzeuge allerdings wieder auf Achse – ebenfalls ohne die neuen Aufnahmen zu veröffentlichen. Aber wie ist das eigentlich generell? Darf man einfach so mit Kameras durch die Stadt fahren und filmen, solange man die Aufnahmen für sich behält? „Wer personenbezogene Daten allein für persönliche oder familiäre Zwecke verarbeitet, unterfällt nicht dem Datenschutz. Das Filmen von Straßenszenen zum ausschließlichen Eigengebrauch ist also datenschutzrechtlich unproblematisch. Sollen personenbezogene Daten dagegen veröffentlicht werden, was im Falle Apple mutmaßlich der Fall ist, entfällt dieses Privileg“, erklärt Wolfram Barner von der Pressestelle des Landesbeauftragen für Datenschutz und Informationsfreiheit.

Eine Genehmigung vorab brauche Apple indes nicht. Barner: „Apple braucht grundsätzlich keine datenschutzrechtliche Genehmigung für die Verarbeitung personenbezogener Daten. Soweit diese allerdings gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen verstößt, macht sich das Unternehmen bußgeldpflichtig. Insofern ist es gut beraten, sich vorher mit der zuständigen Aufsichtsbehörde abzustimmen.“ Obwohl also noch unklar ist, ob die Aufnahmen jemals veröffentlicht werden, bietet Apple bereits die Möglichkeit zum Widerspruch an. Sollte man von einem Kamerawagen fotografiert worden sein oder vorsorglich die Abbildung der eigenen Hausfassade verhindern wollen, kann man eine E-Mail an mapsimagecollection@apple.com schreiben. Der Widerspruch ist sowohl vor als auch nach einer etwaigen Veröffentlichung möglich. Einen Mustertext gibt es beispielsweise auf der Website der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.