Die Alte Bahndirektion steht derzeit auf dicken Pfählen. Nun kann der Erdaushub weitergehen. Direkt unter dem Gebäude werden später einmal die Züge in den und aus dem Tiefbahnhof rollen. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Alte Bahndirektion muss erhalten bleiben. Diese Auflage der Stadt setzt die Stuttgart-21-Bauherren unter Druck: Das denkmalgeschützte Gebäude muss für den Tunnelbau aufwendig abgestützt werden - denn die Züge werden künftig durch den Keller fahren. 50 Millionen Euro kostet die sogenannte Unterfangung am Nordkopf des Hauptbahnhofes.

Es sei eine der technisch komplexesten Teilmaßnahmen im gesamten Projekt, betont Abschnittsleiter Michael Pradel. Denn die an der Heilbronner Straße gelegene Alte Bahndirektion stehe an einem neuralgischen Punkt, nämlich genau dort, wo sich die vier Röhren der aus dem Norden kommenden Tunnel mit der Halle des achtgleisigen Tiefbahnhofs verbinden werden. Also mitten im Weg. Deshalb wollte die Bahn das Gebäude ursprünglich abreißen - das hätte Kosten gespart. Laut Pradel hätte man sämtliche stilprägenden Elemente (nicht nur wie jetzt das markante Eingangsportal) sichern und die Kulisse später wieder aufbauen können. Aber die Stadt habe sich 2012 eben anders entschieden.

Das meint er keinesfalls bedauernd. Denn so hätten die Ingenieure nun eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zu meistern. „Wir kombinieren Brückenbau und Spezialtiefbau in spektakulärer Weise.“ Um die Röhren graben zu können, muss das gut 17 000 Tonnen schwere Gebäude standsicher gemacht werden. Abfangen, heißt das im Fachjargon. Dafür war eine neue Gründung erforderlich: Rund 500 Mikropfähle und 50 Großbohrpfähle, die später wieder entfernt werden, wurden in den vergangenen Monaten ins Erdreich getrieben, an einigen Stellen Zement in den Boden injiziert und eine sogenannte Abfangplatte hergestellt, die von Streichbalken gestützt wird. Die knapp zwei Meter dicke Platte trägt nun die komplette Last - und es sieht aus, als würde das Gebäude schweben. Hydraulische Pressen sorgen dafür, dass die Bahndirektion im Lot bleibt.

Direkt unter der Abfangplatte wurde bereits mit dem Erdaushub für den Bau des Bahnhofstrogs begonnen. In elf Metern Tiefe entsteht jener Abschnitt der Talquerung, der die Bahnsteighalle und den Tunnel Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt verbindet. Erschwert werden die Arbeiten durch die direkt unter dem Bahnhofstrog liegenden neuen Tunnel für die Stadtbahnlinie U 12. In der letzten Bauphase werden die Lasten schließlich auf den späteren unterirdischen Durchgangsbahnhof umgelagert.

2019 will die Bahn die Alte Bahndirektion ihrem Besitzer übergeben. Wie berichtet, haben die W2 Development GmbH aus Stuttgart und der Münchner Investmentmanager Competo Capital Partners das Gebäude samt dem Grundstück bis zur Jägerstraße im vergangenen Jahr erworben. Wie die rund 13 400 Quadratmeter Fläche nach der Gebäudesanierung genutzt werden sollen, ist zurzeit noch offen.