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Sie fordern eine Verkehrswende, die in ihren Augen diesen Namen auch verdient: Umweltschützer kritisieren, dass die Landesregierung und die Autoindustrie den Wandel zu neuer Mobilität nicht konsequent vorantreiben.

Stuttgart (dpa/lsw)Mit Aktionen auf dem Bahnhofsturm, vor dem Staatsministerium und auf dem Messegelände haben Autogegner und Umweltschützer am Freitag den «Strategiedialog Automobilwirtschaft» kritisiert. Sie forderten eine neue Mobilität mit viel weniger Autoverkehr. «Dem Strategiedialog fehlt nach wie vor ein klares Ziel», kritisierte Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND, der als einziger Umweltverband am Dialog teilnimmt.

Auf dem Stuttgarter Bahnhofsturm enthüllten Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Freitagmorgen ein Banner mit der Aufschrift «Sauber werden!» an der Fassade und kombinierten den Mercedes-Stern auf dem Dach mit einem großen «N» und einer «2» zum Kürzel NO2 für den Schadstoff Stickstoffdioxid. Zeitweise kreiste ein Polizeihubschrauber über dem Turm.

«Die deutsche Autoindustrie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie schnell auf den rasanten Branchenwandel reagiert», sagte ein Greenpeace-Sprecher. «Ihre Glaubwürdigkeit aber gewinnen Daimler und die anderen Konzerne nur zurück, wenn sie konsequent die Abgasprobleme lösen, die ihre schmutzigen Diesel Städten wie Stuttgart eingebrockt haben.»

Derweil präsentierten Mitglieder der Initiative «Verkehrswende jetzt» vor dem Staatsministerium eine Büste von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), die ihn in Uniform und mit einem preußischem Dreispitz auf dem Kopf zeigte. Der Dreispitz stehe für die Pflichterfüllung des Ministerpräsidenten, der die Bürger, vor allem aber die Automobilindustrie im Herzen trage, erklärte Aktivist Peter Grottian. «Kretschmann liebt Porsche mehr als seine Bürger.»

Die Aktivisten kritisierten, dass die Bürger beim Dialog außen vor blieben. «Die Zivilgesellschaft wird nicht gehört, die Teilnahme des BUND ist lediglich ein Feigenblatt», sagte Julia von Staden von der Initiative «Die Anstifter». Dabei dürfe es doch nicht darum gehen, Verkehrspolitik im Sinne der Automobil-Industrie zu machen. Vielmehr müsse sie im Sinne der Bürger gestaltet werden.

Der Strategiedialog findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und ist auf insgesamt sieben Jahre angelegt. Beim Top-Level-Meeting tauschten sich am Freitag unter anderem die Chefs von Daimler, Porsche, Bosch mit Ministerpräsident Kretschmann aus. Ziel ist es, den Automobilstandort Baden-Württemberg zukunftsfest zu machen.