Akku-Geräte von Stihl sind beliebt wie nie - das Kerngeschäft macht das Waiblinger Unternehmen aber weiterhin mit Benzin-Motorsägen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Patrick Kuolt

Waiblingen - Stihl - das ist ein Name, der untrennbar mit einem Produkt verbunden ist: der Motorsäge. Wer Stihl hört, der hat unweigerlich das Geräusch knatternd-röhrender Motoren im Ohr und den Geruch von Benzin in der Nase. Da ist es umso verwunderlicher, dass einer, dessen Geschäft jene Krachmacher sind, selbst gar keinen besitzt: Bertram Kandziora, Vorstandsvorsitzender des Waiblinger Familienunternehmens. „Ich habe keinen Baum auf meinem Grundstück stehen und keinen Kamin, für den ich Holz machen muss. Das ist also ein rein praktischer Grund“, sagte der 61-jährige Stihl-Chef gestern auf der Herbst-Pressekonferenz des Unternehmens. Allerdings besitze er einige akkubetriebene Stihl-Geräte, erklärte Kandziora weiter und schlägt damit den Bogen zur zukünftigen Ausrichtung von Stihl.

Breitere Zielgruppe

Neben dem Kerngeschäft mit benzinbetriebenen Motor- und Kettensägen soll der Fokus des Unternehmens in den kommenden Jahren auf dem Ausbau des stark wachsenden Akku-Segments liegen. Die Zahlen des laufenden Jahres zeigen, warum: Von Januar bis August verzeichnete Stihl im Strombereich ein dreistelliges Absatzwachstum. Nach Kandzioras Angaben ist der Anteil akkubetriebener Geräte am Gesamtabsatz zwar noch niedrig, doch die Tendenz ist klar positiv. Während er 2016 weniger als fünf Prozent ausmachte, liegt er nun knapp im zweistelligen Prozentbereich. „Wir entwickeln uns in die richtige Richtung“, sagte Kandziora. Eine ähnliche Entwicklung wie in diesem Jahr sei für 2018 und 2019 allerdings nicht absehbar. „Eine Verdreifachung werden wir nicht schaffen“, sagte Vertriebsvorstand Norbert Pick. Eine erneute Absatzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich sei aber realistisch.

Die Gründe für den Ausbau des Akku-Segments sind vielfältig. „Die Geräte sind günstiger, sie sind leichter zu bedienen, wir erschließen damit eine breitere Zielgruppe. Zudem spielen auch gesundheitliche Gründe und Umweltschutz eine Rolle“, erklärte Kandziora. Das Hauptgeschäft von Stihl, der Absatz von Benzin-Geräten, wuchs um zwölf Prozent. Zur Zahl verkaufter Geräte machte das Unternehmen keine Angaben. Ein Abschied aus dem Benzin-Motorsägen-Markt ist bei Stihl nicht geplant. „Beide Bereiche haben ihre Berechtigung. Und zu glauben, man könne sein existierendes Geschäft halten, wenn man ein anderes meidet, funktioniert nicht“, sagte Entwicklungsvorstand Wolfgang Zahn.

Der Umsatz der Stihl-Gruppe im laufenden Jahr stieg in den ersten acht Monaten des Jahres verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 11,9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Bei unveränderten Wechselkurseffekten hätte das Wachstum 10,7 Prozent betragen. Damit wuchs das Unternehmen kräftig: 2016 hatte Stihl lediglich ein Plus von 5,4 Prozent vermeldet. Dennoch wolle man die bisherige Jahresumsatzprognose von 3,8 bis 3,9 Milliarden Euro nicht nach oben korrigieren. „Wir profitieren nicht von einem Währungseffekt, deshalb wird es beim angepeilten Ziel bleiben“, erklärte Vertriebsvorstand Pick. Angaben zum Gewinn machte das Familienunternehmen mit seinen weltweit 15 222 Mitarbeitern nicht. Die Zahlen seien aber „sehr erfreulich“, sagte Kandziora.

Vor allem der US-amerikanische Markt und Westeuropa waren in diesem Jahr bislang Wachstumstreiber für die Stihl-Gruppe. Auch am sich stabilisierenden russischen Markt und in Asien seien Ab- und Umsatz deutlich gestiegen.

Eine Änderung steht für die Stihl-Tochter Viking an. Von 2019 an wird das komplette Produktsortiment von Viking unter der Marke Stihl vertrieben.

Stihl in zahlen

Umsatz: 2,7 Milliarden Euro in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 (plus 11,9 Prozent). Im Jahr 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 3,46 Milliarden Euro. Der Umsatz des deutschen Stammhauses stieg im Vorjahresvergleich um 13,4 Prozent auf 760,56 Millionen Euro.

Mitarbeiter: Stihl beschäftigt weltweit 15 222 Mitarbeiter. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 3,6 Prozent. Der Personalstand im deutschen Stammhaus erhöhte sich um 7,8 Prozent auf 4583 Mitarbeiter. Die Belegschaft zählte zum Stichtag am 31. August in Waiblingen 3526 Beschäftigte, in Ludwigsburg 304, in Prüm-Weinsheim 686 und in Wiechs am Randen 67 Personen. Durch das starke Wachstum wurden im laufenden Jahr bereits 81 befristet Beschäftigte in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Allein im Stammhaus sollen in nächster Zeit 170 offene Stellen in den Bereichen Akku, Elektronik, IT und Connected Products besetzt werden.

Stihl-Produkte werden mit 37 Marketing- und Vertriebsgesellschaften, rund 120 Importeuren und mehr als 45 000 Fachhändlern in über 160 Ländern vertrieben.