Bei den Springtamarienen gibt es Jungtiere.

 Foto: Wilhelma Stuttgart

Die flinken Tiere leben normalerweise im Regenwald und können bis zu vier Meter springen. Jetzt haben sie Nachwuchs, der auch schon von Ast zu Ast hüpft.

Stuttgart (red) Noch behält Springtamarin-Weibchen Brava das kleine Bündel, das sich fest an ihren Rücken klammert, ganz für sich. Erst vier Wochen alt ist ihr Jungtier, mit dem sie im Südamerikahaus der Wilhelma in Stuttgart flink von Ast und zu Ast hüpft. Seine Geschwister beobachten den Winzling allerdings schon mit großem Interesse. Unter den wachsamen Augen von Brava dürfen dessen ältere Schwestern den Familienzuwachs beschnuppern und ihm vorsichtig das Fell kraulen. Das gegenseitige Kennenlernen ist wichtig, denn die Aufzucht ist bei den Krallenaffen Gemeinschaftssache.

Die ersten Wochen klammert sich das Jungtier zunächst nur an seine Mutter. Wenn es dann allein etwas sicherer auf den Beinen ist, wird das Kleine auch dem Vater und den Geschwistern anvertraut. „Für Brava ist es jetzt schon der dritte Nachwuchs“, erklärt Tierpflegerin Christina Keiper. „Je erfahrener die Mutter ist, desto eher gibt sie ihr Jungtier auch zeitweise ab. Es kann aber ebenso passieren, dass ein anderer aus der Gruppe sich das Kleine einfach holt und das Weibchen dann erst merkt, wie schön es ohne das zusätzliche Gewicht sein kann.“

Dabei wiegen neugeborene Springtamarine nur etwa 60 Gramm, die ausgewachsenen Tiere bringen selbst kaum ein halbes Kilo auf die Waage. Das ermöglicht den kleinen Krallenaffen, in Bambusdickicht und Unterholz schnell und leichtfüßig voranzukommen.

Bedroht durch Abholzung im Regenwald

Beheimatet sind diese schwarzen Primaten in den Tieflandregenwäldern des westlichen Amazonasbeckens. Sie sind nicht nur geschickte Kletterer, sondern können mit einem Sprung auch Distanzen von bis zu vier Metern überwinden. Ihr natürlicher Lebensraum schrumpft jedoch durch Brandrodungen und Abholzung immer mehr, wodurch die Art als gefährdet gilt. Dazu kommt, dass die Springtamarine in ihrer Heimat ohnehin wenig verbreitet sind, da sie weiträumige Reviere für sich beanspruchen und zu ihren Artgenossen in benachbarten Territorien großen Abstand halten. Einzelne Gruppen begegnen sich daher nur selten. Sie bestehen in der Regel aus höchstens acht Tieren, wobei meist ein Paar mit seinem Nachwuchs zusammenlebt. Sie halten untereinander engen Kontakt, widmen sich intensiv der gegenseitigen Fellpflege und schlafen dicht beieinander.

Den Tag über durchstreifen die Springtamarine ihr Revier auf der Suche nach Früchten, Pilzen und Insekten. Auch der Neuzugang im Zoologisch-Botanischen Garten interessiert sich langsam für den Inhalt der Futterschalen, obwohl er im Moment noch hauptsächlich gesäugt wird. „Was genau man fressen kann, bekommt der Nachwuchs von seiner Mutter aus erster Hand mit, indem er von ihrer Nahrung probiert“, berichtet Christina Keiper. „Das merkt man auch den erwachsenen Jungtieren an, wenn man ihnen ungewohntes Futter anbietet. Weil sie es nicht kennen, können sie damit erstmal nichts anfangen.“ Meist siegt dann doch Neugier und die Kleinen folgen dem Beispiel ihrer erfahrenen Eltern. Besonders gut lässt sich das in der Wilhelma täglich um 13.30 Uhr beobachten, wenn bei den Springtamarinen die Fütterung ansteht.