Autofahrt in Langzeitbelichtung: Auf dem Land wird es schwer, die Menschen zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Roland Böhm

Stuttgart - Naht der Abschied vom Statussymbol? Eine umweltverträgliche Mobilität der Zukunft kann nach Ansicht einer großen Studie nur mit weniger Autos gelingen. Braucht es das eigene Auto vor der Haustür? Wie oft nutzt man es tatsächlich? Kommt man mit Bussen und Bahnen nicht viel entspannter ans Ziel? Es brauche eine neue Mobilitätskultur, in der es Menschen leichter fällt, umzusteigen und auf den eigenen Wagen zu verzichten, sagte Brigitte Dahlbender, Landeschefin des Umweltverbandes BUND, der die Studie initiiert hat.

Drei Szenarien wurden in der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“ mit Blick auf das Jahr 2050 erstellt. Unter dem Strich erhält nur das Szenario viele grüne Lichter, das auf einen attraktiven Nahverkehr mit Bussen und Bahnen inklusive Mitfahrzentralen und weit verbreiteten Angeboten an Bike- und Carsharing setzt. „Der Pkw-Besitz spielt nur noch eine geringe Rolle“, heißt es in diesem Szenario.

Die Klimaziele etwa ließen sich nur dann erreichen, wenn der Besitz eines eigenen Autos den Menschen nicht mehr so wichtig sei, verdeutlichte Wiebke Zimmer vom Öko-Institut, das mit verschiedenen Forschungsinstituten die Studie im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung erarbeitet hat. „Mit einem „Weiter so“ der Verkehrspolitik verfehlen wir die Nachhaltigkeitsziele“, sagte Dahlbender. „Die neue Mobilitätskultur ist klimaschonend, gesundheitsverträglich, flächensparend zu gestalten.“

Dahlbender weiß, dass es solche Thesen im Autoland Baden-Württemberg schwer haben, schließlich hängt hier fast jeder sechste Arbeitsplatz (gut 220 000) an der Autoindustrie. Bewusst sei die Studie daher auf eine breite Basis gestellt worden. Ohne die Unternehmen mitzunehmen könne der Transformationsprozess nicht gestaltet werden. CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart betonte gestern, Politik und Industrie müssten den Wandel „klug begleiten“ - vor allem um den drohenden Arbeitsplatzverlust aufzufangen. Die Politik sei gefordert, sagte auch Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz. Welche Hausaufgaben zu machen seien, stehe mit der Studie fest. Ziel müsse es sein, den Südwesten zum „Wegbereiter einer modernen und nachhaltigen Mobilität zumachen“.

Alternativ-Angebote noch mager

Neben Investitionen in die Schiene sowie in den Nahverkehr und in Radwege müsse man die Autoindustrie auf ihrem Weg weg vom Verbrennungsmotor begleiten. IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger bezeichnete es als richtig, auf Elektrifizierung, neue Antriebstechnologien und autonomes Fahren zu setzen. Das sei „der richtige Weg für Wohlstand und viele gute Arbeitsplätze im Jahr 2030“.

Während CDU-Mann Reinhart Fahrverbote für schmutzigere Autos weit von sich wies, forderte Schwarz erneut die Blaue Plakette, mit der ältere Fahrzeuge aus den mit Luftschadstoffen stark belasteten Innenstädten verbannt werden können. Ansonsten würden auch die Grünen darauf bauen, das Angebot an diversen Auto-Alternativen zu verbessern.

Nach Ansicht des Berliner Mobilitätsforschers Andreas Knie wird das mittelfristig nur in den Metropolen gelingen können. „Auf dem Land sieht das ganz anders aus“, sagte der Professor des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Im „Siedlungsbrei“, wo das größte Glück ein Einfamilienhaus und ein eigenes Auto vor der Haustür sei, werde es schwer, die Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen zu bringen. Zumal das Angebot an Alternativen mit dem in der Stadt nicht zu vergleichen ist. In Millionenstädten wie München, Hamburg und Berlin hätten die Menschen längst damit begonnen, sich vom eigenen Auto zu lösen, sagte Knie. Befragungen hätten gezeigt, dass zwei Drittel der Menschen dort ihr Verkehrsmittel nach Möglichkeit wechseln. Wo die Blechwellen am größten sind und wo die Städte versuchen, sich vom Autodunst zu befreien, wachse ein Angebot, das Lebensmodelle ohne Auto ermögliche.

was kostet ein mietwagen monatlich?

Wer sich ein Auto zulegen möchte, hat die monatlichen Kosten oftmals nicht im Blick. Um nicht in eine Kostenfalle zu tappen, hat der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) die laufenden Ausgaben von mehr als 9000 Neuwagen berechnet. Die Kosten für einen VW Golf VII Variant Comfortline summieren sich bei einer Laufzeit von 60 Monaten und 15 000 gefahrenen Kilometern im Jahr auf monatlich 536 Euro.

Die Rechnung setzt sich wie folgt zusammen: Der Neuwagenpreis der Volkswagen-Limousine liegt den Spezialisten zufolge bei 23 725 Euro. Monatlich verliert der Wagen laut ADAC 295 Euro an Wert. Sprit, Motoröl und Autowäsche kosten den Fahrzeugbesitzer jeden Monat weitere 104 Euro (Betriebskosten).

Die Fixkosten, also Beiträge wie die Kraftfahrzeugsteuer und jeweils zu Hälfte die Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung, belaufen sich auf 82 Euro. In dieser Rate sind allgemeine Kosten wie Parkgebühren, Landkarten oder Haupt- und Abgasuntersuchung bereits berücksichtigt. Für den Werkstattbesuch, etwa wegen Inspektion, Wartung, Reparaturen oder Reifenersatz, werden im Schnitt pro Monat 55 Euro eingeplant.