Julia Zimmermann. Foto: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Die Stuttgarter Polizistin Julia Zimmermann ist 1007 Kilometer auf der Via de la Plata gewandert.

Stuttgart Die Stuttgarter Polizistin Julia Zimmermann ist 1007 Kilometer auf der Via de la Plata, einem Jakobsweg, von Sevilla bis Santiago de Compostela gewandert. 37 Tage lang war sie unterwegs. 15 000 Euro hat sie dabei mithilfe von Sponsoren für den guten Zweck gesammelt. Jetzt ist sie angekommen.

1000 Pilger haben 1001 Tipps gegen Blasen an den Füßen. Was raten Sie?
Ich schwöre auf Hirschtalg. Da muss man früh anfangen: Man sollte vier bis acht Wochen vorher eine richtige Hirschtalgkur machen. Auch haben wir immer nach der Hälfte der Strecke die Socken gewechselt. Aber am Ende hatte ich auch Blasen. Ohne geht es kaum. Grundsätzlich sollte man seine Schuhe eingelaufen haben.

Sie sind mit einem Paar durchgekommen?
Ja. Aber die kann ich jetzt wegwerfen. An der Ferse sind sie durch, da sieht man schon die Pappe. Ich hatte sie tatsächlich neu mitgenommen. Aber da ich das gleiche Modell schon mehrfach hatte, wusste ich, wie ich sie unterwegs einlaufen kann.

Die Füße leiden unterwegs am meisten, oder?
Die Füße sind das geringste Problem. Ich hatte unterwegs eine Erkältung und eine Magen-Darm-Sache. Das war übel, weil da ist man dann schon geschwächt, will und muss aber weiter. Die letzten 150 Kilometer waren dann nicht so schön.

Woher holt man die Kraft, trotz Wind und Wetter – zum Teil sind Sie hüfthoch durch Schnee gewandert – weiterzumachen?
Ich glaube, beim Jakobsweg hat das Mentale den größten Anteil. Es gehen viele pilgern, die gar nicht trainiert sind, die kommen auch an. 70 bis 80 Prozent finden im Kopf statt bei diesem Weg.

Wenn Sie krank waren oder angeschlagen oder Blasen hatten – was stand dann im Vordergrund bei der mentalen Motivation, das Projekt oder der Kampf gegen den inneren Schweinehund?
Im Vordergrund stand das Projekt. Wir wollten Geld sammeln für Kinder, die krank sind. Aber ganz getrennt kann man das nie betrachten. Es ist ein Gesamtpaket.

Auf manchen Fotos sah man, dass der Weg lange an Straßen entlangging.
Das lag an der Jahreszeit. Wegen des Wetters und des Schnees waren manche Abschnitte gesperrt, und wir mussten auf der Straße wandern.

Wie kommt man darauf, im Januar auf den Jakobsweg zu gehen?
Ich musste das Projekt verschieben. Ursprünglich wollte ich im August los. Aber da hatte ich es im Rücken, weil ich meiner Oma in Sachsen Wasserkisten als Vorrat in den Keller getragen hatte. So kam der Termin zustande. Ich bin nun recht froh, denn im Sommer hat es auf der Via de la Plata manchmal mehr als 40 Grad und keinen Schatten. Da war es jetzt angenehmer. Wir hatten super Wetter, nur einmal Regen, und zweimal hat es geschneit.

Wie erfolgreich war das Spendensammeln?
Es sind 15 000 Euro geworden. Das ist mehr, als ich mir hätte vorstellen können.

Auf was freuen Sie sich beim Heimkommen?
Auf Kollegen, Familie und Freunde. Jetzt hab ich eine Woche Zeit, um mich einzugewöhnen. Ab Montag sitze ich dann wieder im Büro. Ich bin im Ermittlungsdienst und befasse mich mit Betrugsfällen.

Das Interview führte Christine Bilger.

Zur Person

Die 30-jährige Polizistin Julia Zimmermann ist im Ermittlungsdienst des Polizeireviers Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart tätig. Sie hat ihren gesamten Jahresurlaub 2018 plus einen Teil des diesjährigen Urlaubs dem Projekt „You can help“ gewidmet, um den Jakobsweg Via de la Plata zu gehen. „You can help“, rief sie ins Leben, nachdem sie mit ihrer Oma den Film „Dieses bescheuerte Herz“ über einen schwer herzkranken Buben gesehen hatte. Dieser ging ihr so zu Herzen, dass sie beschloss, etwas für kranke Kinder zu tun. Mit dem Projekt „You can help“ wollte Zimmermann Geld sammeln und damit drei Projekte in Stuttgart unterstützen. Dieses Geld ist zum Teil gedacht für das Blaue Haus, das Familien mit krebskranken Kindern einen Rückzugsort nahe dem Stuttgarter Olgäle bietet. Ein weiterer Teil ist zur Unterstützung der Theatertherapie für die kleinen Patienten im Olgahospital gedacht. Außerdem soll noch einem kranken Kind, der zehnjährigen Vivien, eine Delfintherapie ermöglicht werden.