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Beamte der Sonderkommission „Ruder“ haben am Freitag einen 76 Jahre alten Mann festgenommen, der im Verdacht steht, die 72 Jahre alte Brigitte H. getötet, verstümmelt und ihre Leiche in den Neckar geworfen zu haben. Seit Samstag sitzt der Tatverdächtige in Haft. Zu den Vorwürfen schweigt er bisher.

Von Uli Nagel
„Einen Tipp aus dem näheren Umfeld des Opfers haben wir nicht bekommen“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Die Ermittler der Soko „Ruder“ hatten routinemäßig den 76-jährigen Bekannten der Frau vernommen. Er habe dabei einen unaufgeregten, normalen Eindruck gemacht. „Allerdings verwickelte sich der Mann immer mehr in Widersprüche und die Vernehmer schöpften Verdacht.“ Daraufhin wurde eine Wohnungsdurchsuchung in Mettingen, wo der 76-Jährige lebt, angeordnet.
Und dort wurden die Experten der Spurensicherung schließlich fündig. Sie stießen auf mehrere verdächtige Flecken, bei denen es sich nach ersten Erkenntnissen um Blut handeln könnte. Daraufhin wurde der Verdächtige gegen 17.40 Uhr festgenommen. „Der 76-Jährige räumte die Tat bislang nicht ein“, sagt der Polizeisprecher. In welcher Beziehung er zum Opfer stand, steht ebenfalls noch nicht fest. Seit Samstag sitzt der deutsche Staatsangehörige in Haft. Dennoch wartet auf die 35-köpfige Sonderkommission „Ruder“ noch jede Menge Arbeit, denn sowohl beim Motiv als auch beim Tatort und -hergang tappt sie immer noch im Dunkeln.
Die Leiche der 72 Jahre alten Brigitte H. war am Dienstag der vergangenen Woche gegen 18.10 Uhr von Ruderern auf dem Neckar unmittelbar oberhalb der Gaisburger Brücke entdeckt worden. Wie lange sie bereits im Wasser lag, steht noch nicht fest, laut Polizei jedoch schon seit geraumer Zeit. Da der Leichnam stark verstümmelt war, konnte nur mit Hilfe eines DNA-Abgleichs die Identität der Toten geklärt werden. Seit Donnerstag steht fest: Es handelt sich um die 72-jährige Brigitte H. aus Obertürkheim. Die Frau war am 10. Oktober von einem Angehörigen als vermisst gemeldet worden. Damals war sie aber bereits seit zwei Wochen verschwunden. Lebend soll Brigitte H. zum letzten Mal am 26. September von einem Bekannten aus einem umliegenden Landkreis gesehen worden sein. Offiziell war sie in Plieningen zu Hause, wohnte aber zuletzt zumeist bei ihrem Lebensgefährten in Obertürkheim. Von dort aus pendelte sie auch nach Degerloch, wo sie noch wenige Stunden im Monat arbeitete. Wo das Opfer getötet wurde und wie die 1,65 Meter große und 65 Kilogramm schwere Frau ins Wasser kam, ist derzeit immer noch unklar. Auch die groß angelegte Suchaktion mit Mitgliedern der Bereitschaftspolizei und Suchhunden entlang der Neckarufer zwischen der Fundstelle oberhalb der Gaisburger Brücke und Untertürkheim brachte keine entsprechenden Spuren zu Tage. Die Vermutung liege jedoch laut Polizei immer noch nahe, dass die Tat im unmittelbaren Flussbereich geschehen sein könnte und die Leiche nicht erst aus Plieningen zum Neckar transportiert wurde.