15.10.18. Großbrand bei Schrottverwerter in Altbach Foto: SDMG - SDMG

In Esslingen und Altbach hat es in der Nacht von Sonntag auf Montag sechs Mal gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung.

Esslingen (rok)Es ging noch einmal glimpflich aus, aber der Brand in einem Altbacher Elektro-Recyclingbetrieb hat in der Nacht zum Montag das Leben von 17 Menschen gefährdet. Die Polizei vermutet Brandstiftung, weil in dieser Nacht an vier weiteren Stellen in Altbach und Zell Feuer gelegt wurde. Dabei wurden Papier, Mülleimer und Heu angezündet. Unklar ist, ob es bereits eine Festnahme gegeben hat. „Wir überprüfen mehrere Personen“, sagte eine Sprecherin des Reutlinger Polizeipräsidiums am Nachmittag.

Um 1.10 Uhr wurden die Altbacher Feuerwehr und die Polizei über mehrere Notrufe alarmiert, weil auf dem Hof des Sozialbetriebs EBI Gitterboxen mit Elektroschrott brannten. Das Feuer erfasste rund 200 Boxen. Auch ein Radlader und die Überdachung des Lagers hatten Feuer gefangen. Der Schaden im Recyclingbetrieb in der Neckarstraße wird auf mehrere Zehntausend Euro geschätzt, der Schaden am Haus steht noch nicht fest.

Die mehrere Meter hohen Flammen waren schon von Weitem zu sehen, weshalb der Altbacher Kommandant Thomas Herlein schon auf der Fahrt Verstärkung aus Deizisau und Plochingen anforderte. Die Flammen gefährdeten ein Wohnheim auf der Rückseite des Lagerplatzes. Aufgrund der Hitze barsten mehrere Fensterscheiben. Ein Bewohner, der den Notruf abgesetzt hatte, weckte die Nachbarn. Kommandant Nitsch und eine Polizeistreife unterstützen ihn dabei. Ein Atemschutztrupp brach einige Türen auf, weil nur 17 der 18 Bewohner vor dem Haus standen. Ein Bewohner war jedoch im Urlaub. Seine Wohnung ist aufgrund von Ruß und Löschwasser nicht mehr bewohnbar. „Fünf Minuten später und das Feuer wäre auf den ersten Stock des Hauses übergesprungen“, beschreibt Nitsch die Gefährdungslage. Mit elf Fahrzeugen und 61 Einsatzkräften verhinderte die Feuerwehr, dass die Flammen übergriffen. Im Haus leben auch Familien mit Kindern.

„Man darf sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können“, sagt Polizeisprecherin Andrea Kopp. Wer so ein Feuer lege, könne nicht sagen, er habe niemanden gefährden wollen. Dass die fünf Feuer in dieser Nacht zusammenhängen, das sei naheliegend. „So viele Zufälle gibt’s nicht“, sagte Kopp.
Während der Fahndung entdeckte eine Streifenwagenbesatzung einen glimmender Heuhaufen an der Straße im Entennest. Die Feuerwehr löschte ihn. Auf dem Fußweg in Verlängerung der Neckarstraße wurde außerdem ein abgebrannter Mülleimer gefunden. Bereits am Sonntagabend um 21 Uhr war ein brennender Papierstapel in der Hauptstraße in Esslingen Zell gemeldet worden. An der Hausfassade entstand 500 Euro Schaden. Anwohner konnten die Flammen löschen. Wenig später meldeten Passanten einen brennenden Mülleimer in der Unterführung des Bahnhofs. Um 0.40 Uhr musste die Esslinger Feuerwehr in die Mülbergerstraße ausrücken, weil in einem Innenhof eine gelbe Tonne brannte.

Auffallend ist, dass alle Brände in der Nacht zum Montag mit Müll oder Entsorgung zu tun haben. Das trifft auch auf Brandstiftungen zu, die Anfang September und vergangene Woche geschahen. Am 6. September zündete ein unbekannter Täter vor der Agentur für Arbeit in der Plochinger Straße einen Müllcontainer an. Die Flammen hatten bereits die Fassade erfasst, als die Feuerwehr eintraf. Nicht weit weg davon setzte der Unbekannte neben einem Supermarkt mehrere Container in Brand, in denen Müll und Papier lagerten. Auch hier griffen die Flammen auf die Fassade über. In der Rennstraße wurde in der gleichen Nacht ein Verkaufsanhänger angezündet; im Kesselwasen gingen Gelbe Säcke in Flammen auf und in der Maille wurden Papierkörbe angezündet. Die Polizei schätzte den in dieser Nacht entstandenen Schaden auf 40 000 Euro.
Vor genau einer Woche, Montagmorgen um 1.15 Uhr, brannten zwei Müllbehälter am Fußweg hinter einem Fachgeschäft am Esslinger Marktplatz.
Die neueste Serie gipfelte in der Brandstiftung bei der Entsorgungsfirma im Altbacher Gewerbegebiet. Nur einen Kilometer entfernt liegt im Entennest ein Recyclingbetrieb, der weitaus größer ist als die EBI. Der Heuhaufen, den der Täter angezündet hat, liegt auf dem Weg dorthin. Die Polizei will nicht über Zusammenhänge oder Szenarien spekulieren. „Wir haben alle vergleichbaren Vorfälle auf dem Schirm“, sagt Sprecherin Andrea Kopp. Ob ein Zusammenhang bestehe, müssten die Ermittlungen zeigen. Es habe auch Fälle gegeben, bei denen mehrere Personen auf die gleiche Idee gekommen seien.

Ähnliche Fälle in Esslingen im September

Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. "Wir ermitteln wegen des Verdachts der Brandstiftung", sagte Kopp. Es werde geprüft, ob die einzelnen Fälle zusammenhängen. Ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen sei die Frage, ob eine Verbindung zwischen den fünf Bränden der Nacht und weiteren mutmaßlichen Brandstiftungen in Esslingen Anfang September besteht. In der Nacht vom 5. auf den 6. September hatte die Feuerwehr ebenfalls zu fünf Bränden in einer Nacht ausrücken müssen. Wie im aktuellen Fall hatten dabei an verschiedenen Orten Müll und Mülleimer gebrannt.

Zeugen, die die Brandlegungen beobachtet oder andere verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben und Täterhinweise geben können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0711/39900 bei der Polizei zu melden.