Zu „Ein ganzer Berg von großen Aufgaben“ vom 12. September und „Fürs Klima auf den Asphalt“ vom 21. September:

Am 20. September waren Tausende Menschen auf der Straße um zu zeigen, dass sich dringend etwas ändern muss – aber Esslingen plant Brücken wie in den 60er-Jahren. Die Klimakatastrophe ist zum großen Teil eine Verkehrskatastrophe. Esslingen verfehlt krachend die Klimaziele, jetzt wäre es an der Zeit, die Verkehrswende einzuleiten und Verkehr zu vermeiden. Dazu müsste man sich nicht mal im Schneckentempo der Bundesregierung bewegen, denn man könnte bei allen Brücken Spuren für den Kfz-Verkehr reduzieren und stattdessen sichere und attraktive Fuß- und Radwege einrichten. Unterm Strich wäre das billiger. Mit dem frei werdenden Geld könnte man attraktive Fußwege anlegen, den ÖPNV besser und schneller machen und ein echtes Radwegenetz in Esslingen bauen. Und für die eine oder andere Fußgängerbrücke über den Neckar wäre auch noch Geld da. War nicht die Instandsetzung des Alicenstegs bisher am Geld gescheitert?

Thomas Albrecht

Esslingen

Die Kirche mitten
ins Leben rücken

Zu „Jedes Jahr rund 1000 Mitglieder weniger“ vom 18. September über den Mitgliederschwund der Kirchen:

Zuerst einen großen Dank an Dekan Bernd Weißenborn für seine sehr gute Analyse des Zustands und der Entwicklung der Evangelischen Kirche. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Gemeinde kann ich dem nur zustimmen. Doch machten mich beim zweiten Lesen zwei Aussagen etwas ratlos. Zum einen: „Es wird nicht gelingen, über Aktionen und Projekte die große Anzahl von Menschen zurückzuholen.“ Zum anderen: „Es braucht eine Mischung aus Gottvertrauen und Hoffnung, Gebet und Umkehr, aber auch Arbeit und Aktion, und vor allem getragen vom Wirken des Heiligen Geistes. Nur Gott kann einen Neuaufbruch schenken.“ Hmmm, was denn nun? Gewiss können wir nicht alleine einen Aufbruch erarbeiten. Aber wir können Gottes Wirken manchmal durch unsere Untätigkeit und unser Aussitzen im Wege stehen. Aktionen hin oder her: Wenn wir als Kirche wieder alltagsrelevant bei den Menschen werden wollen, müssen wir aktiv werden. Geistlich gesagt: hinaus in die (Lebens-) Welt(en) gehen.

„Wenn du was erreichen willst, was du noch nie erreicht hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.“ Das heißt, vielleicht brauchen wir mehr Mut, um manchmal Angebote (die nicht mehr funktionieren) sein zu lassen, und müssen Freiräume schaffen, um neue Aufgaben anzugehen. Das wäre ein Aufbruch. Und so könnten sich vielleicht auch die überlasteten Haupt- und Ehrenamtlichen wieder frisch, fromm, fröhlich und motiviert neuen Projekten zuwenden.

Markus Brenner

Ostfildern

Dem Beispiel
Luthers folgen

Zu „Bischöfe in der Zwickmühle“ vom 23. September

Offenkundig wollen sich die deutschen Bischöfe von Rom loslösen. Vielerorts ist de facto ohnehin schon eine Abspaltung von Rom vollzogen worden. Deutschland ist aber nicht der Nabel des Katholizismus. Wenn also die deutschen Bischöfe die für Rom nicht in Frage kommenden Reformen ernsthaft durchführen wollen, sollen sie doch dem Beispiel Martin Luthers folgen. Aber wahrscheinlich haben sie Angst, ihre prunkvollen Bischofssitze und ihre fürstlichen Pfründe zu verlieren. Gläubige verlangen Reformen, welche mit den römischen Vorgaben nicht zu vereinbaren sind. Es ist nur konsequent, diese Kirche zu verlassen. Man bleibt auch nicht in einer politischen Partei, deren Ziele und Orientierung einen nicht mehr ansprechen. Man kann bekanntlich nicht zwei Herren dienen. Im Credo heißt es unmissverständlich: „Ich glaube an eine heilige, katholische und apostolische Kirche.“ Von einem Sonderweg einer deutschen Bischofskonferenz ist keine Rede. Man bewegt sich also „in partibus infidelium“ (im Gebiet der Ungläubigen).

Toni Basilio

Filderstadt

Deutsche Wünsche
haben keine Chance

Zu „Bischöfe in der Zwickmühle“ vom 23. September

Nicht nur die Bischöfe, sondern die Katholische Kirche ist in einer Zwickmühle. Einerseits erwartet der Papst Reformvorschläge von innen, andererseits möchte er, dass diese neuen Wege in Gemeinschaft mit der Weltkirche gegangen werden können. Dies wird aber nicht funktionieren, denn die Voraussetzungen in Deutschland sind wesentlich andere als in Südamerika oder Polen, Afrika oder Italien. In Deutschland wollen die Bischöfe nach den Sexualdelikten das Vertrauen des Kirchenvolks zurückgewinnen. Die Dialoggespräche vor Jahren führten zu keinem Erfolg. Der verbindlich angekündigte „Synodale Weg“ mit den heißen Themen Sexualmoral, Zölibat der Pfarrer und Bischöfe, Macht statt Demokratie und Gleichberechtigung der Frau (Diakonat beziehungsweise Weihe) soll auf Wunsch des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zu vom Kirchenvolk anerkannten Ergebnissen führen. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor mehr als 50 Jahren gab es in der Katholischen Kirche keine bedeutenden Veränderungen. Der theologisch unfehlbare Papst wird wohl kaum den Mut haben, seine Macht zu nützen und die heißen Reformwünsche der deutschen Bischöfe zu akzeptieren und diese weltweit umzusetzen.

Karl-Heinz Neubert

Denkendorf

Schieflage der
Klimadebatte

Zu „Klimapaket ist geschnürt“ vom 21. September:
Wenn Angela Merkel nach dem Klimagipfel-Marathon selbst sagt, dass die beschlossenen Maßnahmen nicht sicherstellen, die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, warum war dann die lange Nacht nötig? Ist nicht Merkel (mit-) verantwortlich für das ganze Pillepalle, und wird dieses Thema nicht viel zu sehr in den Vordergrund gestellt? Im Moment wird vieles andere nur am Rande erwähnt, etwa Altersarmut, Arbeitsplätze der Zukunft (nicht jeder ist oder wird Digitalisierungsexperte), Existenzgründer und mehr. Wie kommen übrigens Kanzler, Minister und Mitarbeiter von Ministerien von A nach B? Warum wird darüber selten diskutiert? Wenn sich Barack Obama, Al Gore und andere öffentlich als oberste Klimaschützer profilieren, aber gleichzeitig im Jet fliegen, zeigt das doch die Schieflage der Klimadebatte.

Steffen Loistl

Esslingen

Lächerliche
Spritpreissteigerung

Zu „Klimapaket ist geschnürt“ vom 21. September:

Der große Wurf ist es nicht, das von der Bundesregierung beschlossene Klimapaket. Wäre das magere Ergebnis früher bekannt geworden, hätte es am „Tag des Klimastreiks“ vielleicht noch mehr um unser Klima besorgte Demonstranten auf die Straße getrieben. Natürlich gibt es Sachzwänge, und man kann und darf nicht alles an dem jetzt beschlossenen Klimapaket kritisieren. So macht manch längere Übergangszeit, zum Beispiel beim Verbot von neuen Ölheizungen, durchaus Sinn. Aber es ist zu spät, wenn die höheren Spritpreise erst in zwei Jahren in Kraft treten. Und dann sollen diese zunächst nur um zwei bis drei Cent steigen, im Jahr 2025 dann noch mal um kapp zehn Cent – lächerlich! Der tägliche Stau auf der A8 von Kirchheim bis Stuttgart wird dadurch nicht kürzer.

Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen über mehr Klimaschutz war der Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem der Ausbau der Windkraft im Land ist ins Stocken geraten. Mit Blick auf die in Bayern geltende 10H-Regel betonte CSU-Chef Markus Söder nicht ohne Stolz: In Bayern bleiben die Regeln bestehen. Diese im Jahr 2014 beschlossene Regel hat nach ihrem Inkrafttreten den Ausbau der Windkraft in Bayern faktisch gestoppt. Sie besagt, dass als Vorgabe für die Errichtung eines Windrades der Abstand zwischen einem solchen und der nächsten Ortschaft das Zehnfache der Höhe der Anlage betragen muss. Das sind zur Zeit durchschnittlich etwa zwei Kilometer. Allerdings hat auch Söder im August dieses Jahres seine Absicht erklärt, in bayerischen Staatswäldern 100 Windräder errichten zu wollen. Wie das mit der 10H-Regel vereinbar ist, darüber darf gerätselt werden.

Wie geht es weiter? Das jetzt beschlossene Klimapaket muss noch den Bundesrat passieren. Und da haben die dort stark vertretenen Grünen noch ein Wörtchen mitzureden. Allerdings nur bei den zustimmungspflichtigen Gesetzen.

Gerhard Ostertag

Bissingen

Erfolg ist mehr
als fraglich

Zu „Massive Kritik am Klimapaket“ vom 23. September:

Jahrelang hat die GroKo Zeit gehabt, ein ordentliches Klimapaket zu entwickeln. Geschehen ist nichts! Nun wurde in einer 20-stündigen Marathonsitzung ein halbherziges Klimapaket zusammengebastelt, dessen Erfolg mehr als fraglich ist.

Jürgen Schäfer

Esslingen

Unfähig, dreist
und arrogant

Zu „Auf dem Weg zum Kräftemessen“ vom 13. September über Winfried Kretschmann und Susanne Eisenmann, die Spitzenkandidaten bei der nächsten Landtagswahl:

Unfähigkeit, gepaart mit Arroganz und Dreistigkeit, ist nichts Neues. Bei Susanne Eisenmann als Kultusministerin sind diese Eigenschaften schon lange als ausgeprägt zu bezeichnen. Wie anders ist zu erklären, dass wir über Jahre diesen unsäglichen Lehrermangel zu beklagen haben? Dass sie sich jetzt auch noch um die Wahl zur Ministerpräsidentin unseres Landes bewirbt, macht mich fassungslos, und dass die CDU sie als ernsthafte Kandidatin sieht, ebenso. Hier klaffen Fremd- und Eigenbild um Lichtjahre auseinander.

Siegward Giersberg

Esslingen

Gesundheit der
Bürger hat Vorrang

Zu „Auch im zweiten Entwurf fürs Greut“ vom 25. September über einen Beschluss im Ausschuss für Technik und Umwelt des Esslinger Gemeinderats:
Habe ich das richtig verstanden? Im Greut bestehen bereits heute Lärmpegel, die gesundheitsgefährdend sind? Deshalb kann bedenkenlos durch eine weitere Bebauung Verkehrslärm hinzugefügt werden, der – kaum wahrnehmbar – die Gesundheitsgefährdung erhöht? Wäre es nicht die Aufgabe des Ausschusses für Technik und Umwelt und des ganzen Gemeinderats, sich für eine Reduzierung bekannter Gesundheitsgefährdungen einzusetzen? Die Bürgerinnen und Bürger dürfen doch wohl von ihrer Stadt erwarten, dass die Bebauung von einem Verkehrs-Infrastrukturkonzept abhängig gemacht wird, das die bereits heute bestehende Gesundheitsgefährdung durch Lärm und Abgase nachhaltig und messbar senkt.

Ulrich Cimniak

Esslingen

Wohnraum nicht
um jeden Preis

Zu „Auch im zweiten Entwurf fürs Greut“ vom 25. September über einen Beschluss im Ausschuss für Technik und Umwelt des Esslinger Gemeinderats:

Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat kläglich versagt, wenn er nach wie vor für eine Bebauung des Greut plädiert. Wenn der Lärm jetzt schon im gesundheitsgefährdenden Bereich von 60 bis 70 Dezibel liegt, so sollen die prognostizierten zusätzlichen 360 Autofahrten täglich diesen „nicht wahrnehmbar“ steigern? Dies klingt genauso wie die Aussage unserer Stadtväter zu den vielen Klagen über die bestehenden Baustellen in und um Esslingen. Die Staus sind laut deren Ausführungen vom Frühjahr auch nicht weiter schlimm. Es ist alles relativ.

Bezüglich der geplanten Bebauung des Greut ist von Interesse, ob auch die Sperrung der Geiselbachstraße ab dem Frühjahr 2020 in Betracht gezogen wurde. Wie viele Autofahrer mehr werden in den „voraussichtlich“ eineinhalb Jahren Bauzeit gezwungen werden, genau diese Strecke von und nach RSKN zu nehmen? Da dürften sich locker mehr als lediglich 360 Fahrzeuge pro Tag durchschlängeln. Und nicht nur der Straßenlärm alleine, sondern auch der Baulärm und Dreck müssen berücksichtigt werden. Nicht zu vergessen die wegfallenden Frischluftschneisen, die reichlich minimalisiert werden, sowie die Vernichtung der bestehenden Tierwelt.

Ja, Wohnraum wird benötigt, aber nicht um jeden Preis. Und es stehen extrem viele Wohnungen einfach leer – auch im Gebiet Esslingen. Darum scheint sich jedoch niemand zu kümmern. Lieber platt machen, neu anfangen und sich nicht allzu viel später mit einem „Hoppla, war wohl doch ein Fehler“ rausreden. Solche Debakel hat der Steuerzahler leider schon allzu oft erleben müssen.

Ich wohne seit vielen Jahren in RSKN. Bedingt durch ein Bauvorhaben, das weitaus wuchtiger und höher genehmigt wurde als eingangs geplant und auch nicht mit dem Bebauungsplan einhergeht, kann ich bestätigen, dass gerade in den durch die allgemeine Klimaerwärmung heißeren Sommermonaten entsprechende Luftzüge gänzlich fehlen, die Wohnungstemperaturen sich dadurch erheblich gesteigert haben.

Gabriele Böcker

Esslingen

Pläne betreffen
Otto-Wurster-Anlage

Zu „Die Kritik bleibt“ vom 28. September über den Beschluss des Plochinger Gemeinderats zum Bebauungsplanentwurf „Ehemaliger Moltkebehälter“:

Die Otto-Wurster-Anlage wurde so benannt, um Otto Wurster, den Verfasser der Plochinger Heimatgeschichte und ersten Rektor der Realschule, zu würdigen. Bei der Gemeinderatssitzung haben die Gemeinderäte und der Bürgermeister den Standpunkt vertreten, dass es sich hier um die Bebauung „Ehemaliger Moltkebehälter“ handelt. Dabei entstand der Eindruck, dass es ein Problem bei einer Bebauung der Otto-Wurster-Anlage geben könnte. Dieser Eindruck wurde verstärkt, als der Gemeinderat Thomas Fischle, nachdem er von der Bebauung des unteren Teils der Otto-Wurster-Anlage sprach, umgehend von der Gemeinderätin Gerlinde Ziegler dahingehend zurechtgewiesen wurde, dass es sich um die Bebauung „Ehemaliger Moltkebehälter“ handele. Als gebürtiger Plochinger ist mir die Entwicklung bis zur Namensgebung der Otto-Wurster-Anlage bekannt. Der Name „Moltkebehälter“ für den Hochbehälter, der jetzt als Namenskonstrukt für die Bebauung geschaffen worden ist, wurde nie im Zusammenhang der Anlage erwähnt. Mir stellt sich jetzt die Frage, ob die Widmung eine Bedeutung für die geplante Bebauung hat.

Auch wenn es die Gemeinderäte nicht wahrhaben wollen: Auch der zur Bebauung vorgesehene Bereich ist ein Teil der Anlage, welche Otto Wurster gewidmet wurde. Davon kann sich jeder an den Tafeln, welche auch an beiden Zugängen zu diesem Teil der Anlage angebracht sind, überzeugen.

Clemens Kronberger

Plochingen

Hinweis

Veröffentlichungen in dieser Rubrik

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sich Kürzungen vor.