Von Elisabeth Maier

Als Dramatikerin hat sich Sasha Marianna Salzmann schon seit langem einen Namen gemacht. Mit einem Stück wie dem deutsch-jüdischen Generationendrama „Muttersprache Mameloschn“ feierte sie Erfolge, bekam 2013 den Publikumspreis bei den Mülheimer Dramatikertagen. Den Kleist-Förderpreis für junge Dramatik bekam sie 2012 für ihr Stück „Muttermale fenster blau“. Jetzt ist die Autorin, 1985 im damals noch sowjetischen Wolgograd geboren, gleich mit ihrem Romandebüt „Außer sich“ (Suhrkamp Verlag, 22 Euro) auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 gelandet.

Die Hausautorin des Berliner Maxim Gorki Theaters hat ein feines Gespür für Dramaturgie. Das beweist die Grenzgängerin zwischen Theater und Prosa auch in ihrem Roman. An der Berliner Universität der Künste studierte die 32-Jährige Szenisches Schreiben. „Außer sich“ erzählt die Geschichte der Zwillinge Ali und Anton, die zwischen den Kulturen leben und nach dem suchen, was ihr Vaterland sein könnte. Das Leben der zwei in einem Asylbewerberheim beschreibt sie farbig und voll starker Gefühle. Rassismus und Gewalt spürt sie in alltäglichen Situationen auf. Viel eigenes Erleben fließt in ihre Literatur ein.

1995, als Zehnjährige, kam Salzmann mit ihrer Familie nach Deutschland. „Jüdische Kontingentflüchtlinge“ nannte man sie damals. Das Leben zwischen den Kulturen beschäftigt die Autorin auch in ihrer Literatur. Wild, manchmal auch ungestüm schreibt sie vom Leben in den Städten, das ihre Migranten gierig in sich aufsaugen. In sensibel gezeichneten Bildern kommt auch die Wut zum Ausdruck, die Triebfeder ihrer Literatur ist. Eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden, ist schwer. Und das beginnt schon in den Familien. Damit spiegelt Salzmann das Zeitgefühl ihrer Generation, die ihren Platz zwischen Welten und Sprachen sucht.

Eine politische Autorin ist Salzmann, in ihren Texten bezieht sie Position. Gewalt und Angst, die das krisengeschüttelte Europa ergreifen, sind für sie zentrale Themen. In ihrem Neuen Zentrum für Dramatisches Schreiben in Berlin, das sie mit ihrer Kollegin Maxi Obexer gründete, lehrt sie jungen Kollegen politisches Schreiben. International ist sie bestens vernetzt, arbeitet mit Autoren aus Europa in Werkstätten und gemeinsamen Projekten.