Der Autor Jochen Till ist ein Meister in Wort und Bild. Mit demselben Humor, mit dem er sich selbst zeichnet, erzählt er auch seine Geschichten. Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

„Kinder brauchen Bücher“, hat uns der Psychologe Bruno Bettelheim gelehrt - und er empfahl schon Anfang der 80er-Jahre, lesen zu lernen durch Faszination. Das gilt auch im Zeitalter der digitalen Medien: Kinder und Jugendliche können nicht früh genug beginnen, sich mit der Literatur zu beschäftigen. Und wenn sie den Reiz guter Bücher erlebt haben, werden sie immer wieder mit Begeisterung lesen. Gelegenheit zur Begegnung mit der Literatur bietet ihnen die Esslinger Stadtbücherei übers ganze Jahr. Hochsaison für junge Bücher-Fans ist im November während der LesART. Kinderbücherei-Leiterin Bettina Langenheim stellt ein spannendes Literaturtageprogramm für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und vierzehn Jahren zusammen. Und das junge Publikum wartet gespannt, was Langenheim und ihr Team aus dem Hut zaubern.

Leseförderung auf vielen Wegen

Das LesART-Programm für den Nachwuchs ist Teil eines ausgeklügelten Programms zur Leseförderung in der Kinderbücherei: Lesungen, Workshops, Ferienprogramme, Führungen, Vorlesestunden oder die Klasse-Lesungen im Frühjahr - all das und vieles mehr macht junge Esslinger mit Büchern und der Bücherei vertraut. Klar, dass solche Angebote von den Schulen aufmerksam registriert werden. Während der LesART bringt Bettina Langenheim renommierte Autorinnen und Autoren mit ihren Büchern in viele Klassenzimmer - nach wenigen Tagen waren diesmal sämtliche Termine ausgebucht. Außerdem ist jeder der Kinder- und Jugendbuchautoren, die vormittags in Schulen auftreten, nachmittags im Kutschersaal gleich nochmal zu erleben.

Gleich an einem der ersten LesART-Tage gibt es ein Wiedersehen mit einem guten Bekannten: Zoran Drvenkar. Der Autor vielfach ausgezeichneter Kinder- und Jugendbücher bringt den neuen Band seiner „Kurzhosengang“ (ab zehn Jahren) mit nach Esslingen. Seine Helden nennen sich Rudolpho, Island, Snickers und Zement, doch die vier Freunde leben inkognito in einem kleinen Ort in Kanada. Die Geschichte, die Drvenkar im neuen Band erzählt, ist noch streng geheim, schließlich kommt das Buch erst 2018 in die Regale. Doch das junge Esslinger Publikum erhält schon vorher einen ersten Einblick. Zoran Drvenkar kommt übrigens nicht nur der Literaturtage wegen - sein Theaterstück „Die Kurzhosengang“ eröffnet in diesem Jahr den „Kulturrucksack“ in der Württembergischen Landesbühne.

Die Lebensgeschichte des südafrikanischen Freiheitskämpfers und Politikers Nelson Mandela hat es Maren Gottschalk angetan. Weil sie überzeugt ist, dass Mandelas Biografie auch jungen Leuten hierzulande etwas gibt, hat sie sie unter dem Titel „Die Morgenröte unserer Freiheit“ (Beltz & Gelberg, 8.95 Euro) aufgeschrieben. Gottschalk will Leser ab 14 Jahren mit einem Mann bekannt machen, der wusste: „Die Befreiung von der Unterdrückung ist ein Menschenrecht und das höchste Ziel jedes freien Menschen.“ 27 Jahre lang saß Mandela hinter Gittern, weil er der Apartheid den Kampf angesagt hatte. Erst spät wurde sein unbeugsames Engagement gewürdigt: Mandela wurde südafrikanischer Präsident und erhielt den Friedensnobelpreis. Und er hat sich bis zuletzt für die Überwindung der tiefen Gräben zwischen Schwarzen und Weißen in Südafrika eingesetzt.

Ein Mops wächst über sich hinaus

Der Titelheld aus Katharina Bendixens neuem Kinderbuch „Zorro der Mops“ (Loewe-Verlag, 12.95 Euro, ab sechs Jahren) lebt in Bummelhausen, doch er träumt von einem Leben voller Abenteuer. Deshalb ist er ständig auf der Suche nach Herausforderungen. Und tatsächlich ist Zorros detektivischer Spürsinn bald gefragt: Erst verschwindet der Schraubenschlüssel seiner findigen Freundin Hamsterine, dann das Kissen seines Nachbarn Bernhardinowitsch und schließlich sogar Zorros goldener Fressnapf. Für ihn ist klar: Eine Diebesbande muss die Hand im Spiel haben. Und schon hat der Mops mit der Spürnase das Abenteuer, das er sich wünscht. Liebevoll erzählt von Katharina Bendixen und originell illustriert von Carola Sieverding, macht dieses Kinderbuch Laune. Und wer Bendixen live erlebt, darf Zorro sogar bei seinen Ermittlungen beistehen.

„Im Wolfsland“ heißt das neue Buch von Uta Reichardt, (Fabulus-Verlag, 16.95 Euro), das für junge Leser ab zwölf Jahren empfohlen wird. Die 14-jährige Lou fährt mit ihrer Klasse ins Schullandheim, wo den jungen Leuten das Abenteuer ihres Lebens winkt. Denn eine harmlose Exkursion ins Grenzland zu Polen nimmt für die Schüler eine dramatische Wendung - ganz besonders für Lou: Als sie sich gegen Mobbing wehrt, soll sie nach Hause geschickt werden und nimmt Reißaus. Im Wald begegnet ihr der rätselhafte Lupo, der sich genau wie sie versteckt. Doch die beiden werden gejagt - von den Suchtrupps, die Lou wieder nach Hause bringen sollen, und von den Wilderern, die es auf die Wölfe im Wald abgesehen haben. So bleibt Lou und Lupo nur eine Chance: Sie müssen fest zusammenhalten und über sich hinauswachsen.

Teuflisch gute Unterhaltung bieten Jochen Till und sein Buch „Luzifer junior - Zu gut für die Hölle“ (Loewe-Verlag, 12.95 Euro, ab neun Jahren): Der Titelheld ist der Sohn des Teufels und soll später Vaters Nachfolge in der Hölle übernehmen. Ärgerlich nur, dass der Junior jegliche teuflische Bosheit vermissen lässt. Deshalb soll er ein Praktikum auf der Erde machen, schließlich glaubt der Teufel, dass man Bosheit nirgendwo besser lernen kann. „Jochen Till gelingt ein außergewöhnlicher Reihenstart, der mit schrägen Illustrationen den lockeren, humorigen Ton des Autors unterstreicht und der auch in seinen Veranstaltungen vorherrscht“, verspricht Bettina Langenheim.