Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Mit dem Teufel sollte man sich besser nicht einlassen, denn der ist bekannt dafür, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Dem Autor Jochen Till ist das Lachen trotzdem nicht vergangen - und das, obwohl er von sich behauptet, dass er seit 20 Jahren in der Hölle schmort. Genauer gesagt in Abteilung 66, die „Schriftstellern und anderen Lügenerfindern“ vorbehalten ist. Wenn man ihm glauben darf, wurde Till von Luzifer höchstpersönlich dazu verdonnert, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Und das macht ihm offenbar höllischen Spaß. 44 Titel sind im Lauf der Jahre zusammengekommen, und weil Jochen Till ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler ist, kommen ständig neue hinzu. So wie sein jüngster Titel „Luzifer junior - Zu gut für die Hölle“, den er in mehreren Lesungen der Esslinger Literaturtage vorgestellt hat. Und wer erlebt hat, wie viel Spaß nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen mit Tills köstlichen Geschichten aus der Unterwelt hatten, kann sich nur wünschen, dass der Autor noch lange nicht genug hat von seinem produktiven Dasein in Abteilung 66.

Ein Teenager mit Teufelshörnchen

Wenn man vom Teufel spricht, denkt jeder an einen grimmigen Kerl, dem man besser nie begegnen will. Und der bis in alle Ewigkeit seinen höllischen Aufgaben nachgehen wird. Jochen Till belehrt uns eines Besseren: „Sein“ Teufel zeigt manchmal überraschend menschliche Züge - vor allem dann, wenn er mal wieder seinen Sohn auf den richtigen Weg bringen will. „Luzifer junior“ heißt er, und bis auf seine Frisur, die wie Teufelshörnchen aussieht, wirkt er wie ein normaler Teenager. In ein paar hundert Jahren soll er Vaters Job übernehmen, doch dafür ist er noch viel zu nett - findet jedenfalls Papa Teufel. Und so schickt er seinen Filius in „Luzifer junior - Zu gut für die Hölle“ (Loewe-Verlag, 12.95 Euro) erst mal zum Praktikum auf die Erde. Bei Torben und seiner Bande im Sankt-Fidibus-Institut für Knaben soll sich „Luzie“ abgucken, wie man fies und gemein sein kann ...

Es ist ein himmlisches Vergnügen, mit Jochen Till und seinem „Luzifer junior“ durch die Hölle zu gehen. Derselbe trocken-humorige und herrlich lakonische Unterton, der dem Autor zu eigen ist, schwingt auch in seiner Geschichte mit - wenn er etwa erzählt, dass Heavy-Metal-Fans, die in der Hölle landen, mit „100 Jahren Volksmusik bayerischen oder österreichischen Ursprungs“ drangsaliert werden. Oder wenn sich der Teufel mit moderner Telekommunikation schwertut und seinen Sohn bemühen muss, um Nachrichten mit einer „Hell’s App“ zu verschicken.

Jochen Till behauptet zwar, er könne nicht gut vorlesen, doch in seinen Auftritten beweist er regelmäßig das glatte Gegenteil, wenn er den Part von Papa Teufel übernimmt - den Rest der Geschichte las im Kutschersaal der Schauspieler Christian Funk. Und die beiden harmonierten prächtig - sehr zum Vergnügen des Publikums. Wie es sich für einen Autor gehört, plauderte er zwischendurch auch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Vor allem die ungewöhnliche Frisur des Autors hatte es vielen Kindern angetan. „Die habe ich einem Comichelden abgeschaut, den ich sehr mag“, verriet der 51-Jährige. Nein, Donald Duck ist es nicht, wie manche Kinder vermuteten: „Der hat keine Haare und trägt keine Hose - da hätten wir jetzt alle ein Problem.“ Und Lady Gaga, an die sich ein Kind erinnert fühlte, ist es auch nicht: „Die ist keine Comicfigur, auch wenn man das manchmal meinen könnte.“ Jochen Tills frisurentechnisches Vorbild ist Tim mit der kessen Locke aus den „Tim und Struppi“-Comics. Doch das ist auch schon das einzige, was sich der erfolgreiche Autor bei anderen abgeguckt hat. Denn Jochen Till ist eben ganz unverwechselbar Jochen Till. Und seine Geschichten sind im Buch und mehr noch live auf der Bühne so herrlich originell und unterhaltsam erzählt, dass seine jungen Leser gar nicht genug kriegen können. „Den dürfen Sie wieder einladen“, meinte hinterher ein Zuhörer zu Kinderbücherei-Leiterin Bettina Langenheim. Denn so viel Spaß hat man nicht alle Tage.