Alex Capus Foto: dpa - dpa

Der Schweizer Autor Alex Capus stellt sein neues Buch „Königskinder“ bei der LesART vor.

EsslingenDie Esslinger Literaturtage haben schon allerhand erlebt – dass ein Autor wegen der großen Nachfrage an einem Abend gleich zweimal hintereinander im Kutschersaal auftritt, ist neu. Dass Alex Capus diese Premiere feiern darf, kommt nicht überraschend: Der Schweizer Autor, der immer wieder bei der LesART zu Gast war, hat in Esslingen – und nicht nur dort – zahlreiche Freunde gefunden. Mit seinem Roman „Königskinder“ (Hanser Verlag, 21 Euro), nach Einschätzung vieler Kritiker seine schönste Liebesgeschichte seit „Léon und Louise“, ist ihm ein weiteres Kabinettstückchen gelungen.

Die Geschichte beginnt in unseren Tagen auf einem eingeschneiten Pass in den Schweizer Alpen. Tina und Max sind mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen – Rettung ist erst bei Tageslicht zu erwarten. Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, erzählt Max eine Geschichte, die sich vor langer Zeit in dieser Gegend zugetragen haben soll und die von innen heraus wärmt: Zu Zeiten der französischen Revolution arbeitet der Waisenjunge Jakob als Knecht bei einem reichen Bauern. Als er sich in dessen Tochter Marie-Francoise verliebt, ist der Vater schockiert ob der nicht standesgemäßen Liaison. Weil der schweigsame Jakob ahnt, dass ihre Liebe unter keinem glücklichen Stern steht, zieht er in den Krieg. Reich entlohnt kehrt er zurück und nimmt Marie-Francoise mit auf seine Hütte. Doch beide wissen, dass ihr Glück nicht ewig währen wird. Dann wird Jakob als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. geholt, wo er sich unverzichtbar macht. Als Prinzessin Elisabeth erfährt, was ihrem Hirten auf der Seele liegt, heckt sie einen Plan aus, um die „Königskinder“ doch noch zusammenzubringen. Mit unverkennbarer Fabulierlust zeichnet Alex Capus seine Figuren, ihr Milieu und ihre Erlebnisse. Geschickt verknüpft er die Zeitebenen von Jakob und Marie-Francoise sowie Tina und Max. Ob das alles wahr ist? Ganz egal! Auf jeden Fall ist Capus’ neuer Roman eine Ode an die Kraft des Erzählens – und er ist ganz einfach herzerwärmend schön. adi