Ursula Berlinghof und Ernst Konarek in „Das Original“. Foto: Daniela Aldinger - Daniela Aldinger

Vor der Premiere: „Das Original“ von Stephen Sachs an der Esslinger Landesbühne

EsslingenMeisterfälscher Wolfgang Beltracchi hat’s vorgemacht: Die Kunst ist ein Gewerbe, in dem sich mit lockerer Hand Millionensummen erfälschen lassen. Und das sei „absurd einfach“ gewesen, sagte seine Gattin und Komplizin 2011 vor Gericht. Kaum ein Meister der Moderne war sicher vor Beltracchis genialer Stilkopiererei. Gut 35 Jahre lang wollten Galeristen und Experten keine Fehler sehen in den Fälschungen. Der Markt ist gierig, die Gutachter verdienen an Verkäufen ordentlich mit. So schafften es Beltracchis Scheinoriginale in renommierte Auktionshäuser und ins Museum of Modern Art.

Beltracchi ist zwar nicht der Protagonist in Stephen Sachs‘ „Das Original“, das heute an der Esslinger Landesbühne (WLB) Premiere hat. Aber auch in diesem 2011 in Los Angeles uraufgeführten Zweipersonenstück geht es um die Frage: Original oder Fälschung? Die Story beruht auf einer wahren Begebenheit: Die Arbeitslose Maude Gutmann lebt in einer Wohnwagensiedlung. In ihre prekäre Lage kommt etwas Hoffnung, als sie in einem Trödelladen ein Bild kauft, von dem sie schon bald erfährt, es könne sich um einen echten Jackson Pollock handeln. Ein millionenschwerer Zufallsfund könnte das also sein, denn die Bilder des 1956 verstorbenen Begründers des Action Painting werden sehr hoch gehandelt. Aber mag die arme Maude auch noch so sehr Überzeugungsarbeit leisten mit allen Tricks und Finten: Kein Gutachter will die Echtheit beglaubigen. Ihr, der Frau aus dem Prekariat, glaubt man nicht. Auch Lionel Percy, der Experte einer New Yorker Kunststiftung, hält das Bild erst einmal für unecht. Dann aber erhält Maude ein Millionen-Angebot. Percy wird hellhörig.

Das Stück wird in Esslingen in Kooperation mit dem Theater Kempten produziert, wo es bereits im vergangenen Oktober Premiere hatte. Dort war es in einem offenen Bühnenraum zu sehen. Im Podium 1 des Esslinger Schauspielhauses müsse es an die Guckkasten-Situation angepasst werden, erklärt die Regisseurin Silvia Armbruster, Intendantin des Theaters Kempten. Die Maude spielt Ursula Berlinghof, dem WLB-Publikum unter anderem bekannt aus „Alte Liebe“ und „Der Hals der Giraffe“. Als Lionel Percy ist der österreichische Schauspieler Ernst Konarek zu sehen, der 22 Jahre lang Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart war.

In „Das Original“, sagt WLB-Intendant Friedrich Schirmer, gehe es um die alte Theaterfrage: „Was ist Wahrheit?“ Und speziell in diesem Falle darum, was Kunst sei und wer darüber entscheide. Was echt oder unecht sei, hänge ab von der Deutungshoheit der Entscheider. Die Regisseurin Silvia Armbruster betont den sozialen Aspekt des Stücks und verspricht zahlreiche überraschende Wendungen.

Die Premiere beginnt heute um 20 Uhr im Podium 1 des Esslinger Schauspielhauses. Weitere Vorstellungen folgen am 1., 23. und 28. Februar, 20. März und 5. Mai.