Geschlechterrollen befragt Domokos Kovacs in seinem Tanz- und Puppentheaterprojekt Foto: Daniel Buday - Daniel Buday

Das Furore-Festival in Ludwigsburg zeigt internationale Produktionen europäischer Theaterakademien.

LudwigsburgVom 19. bis 21. Juli laden Studierende der Akademie für Darstellende Kunst (ADK) in Ludwigsburg zu einem internationalen Festival unter dem Titel „Furore“ ein. 60 junge Theatermacher aus zehn Ländern trotzen der politischen Krise. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann eröffnet die Werkschau mit 13 Inszenierungen von Theaterakademien aus ganz Europa am Donnerstag um 19.30 Uhr. „Ein vielstimmiges Bild“ der ästhetischen Formen junger Künstler mit internationalem Horizont wollen die Studierenden der Ludwigsburger Akademie zeichnen, die in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen feiert.

An der Ludwigsburger Akademie werden angehende Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen ausgebildet. Durch enge Kooperationen mit der benachbarten Filmakademie und der Stuttgarter Kunstakademie sind die jungen Theatermacher nicht nur bestens vernetzt, sondern auch breit aufgestellt.

An der Theaterakademie, deren Räume der renommierte Bühnenbildner Martin Zehetgruber mitkonzipiert hat, finden die jungen Theatermacher einen Ort für innovative Projekte. Diskussionen und Debatten haben für Elisabeth Schweeger, die künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Akademie, einen hohen Stellenwert. Bereits im Juni luden sie und ihr Team deshalb zu einem zweitägigen Symposium über „Kunst. Kultur. Nachhaltigkeit“ ein. Expertinnen und Experten, die sich mit dem Thema beschäftigen, diskutierten darüber, wie Kunst in Zeiten der Krise positive Werte vermitteln kann.

Für die Kuratorin und Publizistin Adrienne Goehler, ehemalige Kultursenatorin in Berlin, krankt die viel beschworene Nachhaltigkeitsdebatte daran, „dass sie vor allem auf technische Neuerungen setzt.“ Goehler plädiert für eine Kunst, die das Bewusstsein der Menschen dafür schärft, dass Veränderung dringend nötig ist. Visionen für einen „ökosozialen Umbau der Gesellschaft“ forderte Harald Welzer. Der Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg plädiert für neue gesellschaftliche Modelle. Um diese zu verwirklichen, bedarf es aus seiner Sicht ästhetischer Strategien.

Mit welchen neuen Formen die Kunst ganz praktisch Impulse für die Gesellschaft geben kann, zeigte die Elektropop-Musikerin Bernadette La Hengst aus Berlin mit einem bemerkenswerten Auftritt. Am Staatsschauspiel Dresden entwickelt sie Bürgertheater-Projekte, die sich gegen den Rechtsruck der Gesellschaft und die Pegida-Demonstrationen stemmen. Als „Klima-Fee“ geht die Künstlerin ironisch mit der Gleichgültigkeit ihrer Zeit gegenüber Umweltthemen ins Gericht. Die Leichtigkeit, mit der sie auch harte Themen anpackt, überzeugte bei dem Symposium.

Wie junge Künstlerinnen und Künstler mit den Herausforderungen der Zukunft umgehen, zeigen die Produktionen des „Furore“-Festivals auf ganz unterschiedliche Weise. Domokos Kovacs von der Theater- und Filmuniversität Budapest untersucht Geschlechterrollen und Gender-Debatten in seinem Projekt „H.A.N.“ mit Puppentheater und Tanz (Freitag, 16.30 Uhr). Megan Valentines „The Words of Others“, entwickelt am schottischen Schauspiel-Konservatorium, betrachtet eine Welt, die Menschen mit ihren Gefühlen nicht mehr versteht und ausgrenzt. Diskussionen will die „Geheime Dramaturgische Gesellschaft“ in Gang bringen, während des gesamten Festivals werden die Teilnehmer zu Debatten angestiftet, die dann dokumentiert werden.

www.furorefestival.com