Der neue Chef setzt aufs treue Publikum: Axel Preuß. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw/mez) - Axel Preuß, bislang Schauspieldirektor am Badischen Staatstheater in Karlsruhe, wird im Sommer 2018 neuer Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, zu denen die beiden großen Spielstätten Altes Schauspielhaus und Komödie im Marquardt gehören. Die Findungskommission, der auch der ehemalige Karlsruher Generalintendant Pavel Fieber angehörte, hat sich gestern einstimmig für den 54-jährigen Preuß ausgesprochen. Seit April hatte die Kommission einen Nachfolger für Manfred Langner gesucht, der 2018 als Intendant nach Trier wechselt. Vor etlichen Monaten hatte Langner bereits angekündigt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wird. Er ließ durchblicken, dass er einem Verbleib in Stuttgart nicht abgeneigt gewesen wäre, habe aber im Trägerverein der Schauspielbühnen den Wunsch nach einem Wechsel verspürt. Geleitet hat Langner die Häuser seit 2009, mit einigen künstlerischen Erfolgen und dem traditionellen Spitzenplatz bei der Besuchergunst: Die Schauspielbühnen sind seit langem das bestbesuchte Sprechtheater in Baden-Württemberg, in der gesamten deutschen Szene gehören sie zu den Top Ten der Zuschauerstatistik.

Die Latte liegt also durchaus hoch für Preuß. „Seine Qualifikationen haben uns absolut überzeugt“, sagte Andreas Hausmann, der Vorsitzende des Trägervereins. Preuß verfüge „über die nötige Theatererfahrung, die Kreativität und das Knowhow, um neue Akzente setzen zu können und die erfolgreiche Theaterarbeit an den Schauspielbühnen engagiert fortzuführen.“

In der Tat bewies der aus Hamburg stammende Theatermann bereits in mehreren Leitungspositionen seine Kompetenz. Nach dem Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte verlief seine Theaterkarriere über weite Strecken im Gespann mit dem heutigen Karlsruher Generalintendanten Peter Spuhler, der Preuß denn auch als „ausgezeichnete Wahl“ nach Stuttgart empfiehlt. Spuhler hatte ihn 2002 als Chefdramaturg ans Landestheater Tübingen geholt, und als Spuhler 2005 als Intendant nach Heidelberg wechselte, ging Preuß als Schauspieldirektor mit. Er leitete dort den Heidelberger Stückemarkt, ein international renommiertes Festival für Nachwuchsautoren und Gegenwartsdramatik.

2010 wurde Preuß Chefdramaturg und stellvertretender Generalintendant am Staatstheater Braunschweig. Dort gründete er die „Themenwoche Interkultur“, ein Festival für Vielfalt und kulturelle Teilhabe. 2016 erfolgte dann der Wechsel ans Badische Staatstheater Karlsruhe.

In Stuttgart lobt der designierte Intendant das „treue Publikum“ der Schauspielbühnen, er ist sich der „besonderen Tradition und der je eigenen Identität“ des Alten Schauspielhauses und der Komödie im Marquardt sehr wohl bewusst. Man darf darin wohl ein Bekenntnis sehen zum Mix aus Klassik, klassischer Moderne und Gegenwart am Alten Schauspielhaus, zum Boulevard in der Komödie, musikalische Produktionen jeweils inklusive. Zugleich aber beschreitet die Stuttgarter Privatbühne mit dem Engagement eines im Landes- und Staatstheatermetier geprägten Intendanten einen neuen Weg. Preuß lässt sich ein auf Ensuite-Spielbetrieb, verhältnismäßig bescheidene Zuschüsse, folglich Abstinenz von allzu gewagten, das Publikum verschreckenden Experimenten. Aber er sagt klipp und klar, es gehe auch darum, „die Weichen für die Zukunft zu stellen“.