Die Botschaft ist Wolfgang Seljé in seinen Liedern wichtig. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Mit 60 Jahren ist Wolfgang Seljé aus Filderstadt immer auf Konzerttour. Er hat Frank Sinatras Hits mit schwäbischen Texten vertont, singt aber auch andere Titel auf der Ära des Swing.

FilderstadtMit klassischer Musik begann der Filderstädter Wolfgang Seljé seine musikalische Karriere. Als Vater stand er in Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ auf der Bühne. Weil der Schwabe seine Mundart leidenschaftlich gerne pflegt, sang er den „Papageno“ in Mozarts „Zauberflöte“ sogar im heimischen Dialekt. Das hat aus seiner Sicht prima zu den heiteren Weisen des Vogelfängers gepasst. „Auch in der Kunst mag ich es, authentisch rüberzukommen“, sagt der Familienvater. Seine Leidenschaft fand er aber in den Songs des Amerikaners Frank Sinatra, die er seit 1995 vorträgt und zum Teil auch ins Schwäbische übersetzt.

Wie kam Seljé auf den berühmten US-Künstler, der 1915 als Albert Francis Sinatra in Hoboken im Bundesstaat New Jersey geboren wurde? „Ein Freund sprach mich eines Tages darauf an, dass die Stimme ja gut passen könnte“, erinnert sich der 60-Jährige. Die Titel des Stars, der wegen seiner rauchigen, verführerischen Stimme „The Voice“ genannt wurde, sprachen den Filderstädter an. Aber er wollte seine eigenen Texte zu den Klassikern der Swing-Ära dichten.

So schrieb der wortgewandte Schwabe mit dem schulterlangen grauen Haar zu dem Welthit „Strangers In The Night“ eine schwäbische Variante. In „Schengat se mir Zeit“ (hochdeutsch: Schenken Sie mir Zeit“ geht es um die kostbaren Augenblicke zwischen Menschen, die trotz aller Hektik im Alltag nicht vergeudet werden sollten. Bei seinen Konzerten ist es dem Schwaben ein Anliegen, immer eine Botschaft zu vermitteln.

Mit seinen Sinatra-Programmen, aber auch mit seinen Chansonabenden oder als Moderator, ist Wolfgang Seljé gut gebucht. Der Mann, der in Smoking und blitzblank polierten Schuhen eine elegante Figur macht, spielt bei Konzerten ebenso gerne wie bei Vorstandssitzungen großer Firmen oder in Altenheimen. „Nur aufmerksam müssen die Zuhörer sein“, findet der Sänger. Denn bei seinen Texten müsse man schon ganz genau zuhören. Bei seinem Auftritt im Pflegeheim in Berkheim nimmt der Charmeur die Seniorinnen und Senioren mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Swing. Bei Louis Armstrongs „What A Wonderful World“ bewegt manch einer der Seniorinnen und Senioren die Lippen zu dem Hit. „Es freut mich, wenn ich Menschen mit der Musik Freude machen kann“, sagt der kommunikative Filderstädter und lächelt zufrieden. Rainer Wirth, der das Heim in Berkheim leitet, hat Seljé bewusst ausgewählt: „Viele erinnern sich an die alten, bekannten Melodien.“ Dass das Konzept bei seinen Bewohnern aufging, freut ihn sehr.

„Goodsla“ zum Schmunzeln

Ebenso wie die Musik liebt Seljé das Moderieren. „Ich will die Zuhörer überraschen“, bringt er sein Konzept auf den Punkt. Deshalb hat er als kleines Format seine „Goodsla“ kreiert. Was verbirgt sich hinter dem Wortspiel, das an das schwäbische Gebäck erinnert? „Das sind kleine, witzige Kurzversionen bekannter Songs.“ Dabei spielt der Künstler mit phonetischen Ähnlichkeiten. Eros Ramazottis „Se bastasse de una bella canzone“ hat er auf Schwäbisch umgedichtet. Und er enthüllt die nicht ganz ernst gemeinte Legende, dass Eros Ramazotti eigentlich Kurt Schaible heiße und in Schönaich geboren sei. Das präsentiert der geübte Redner so charmant, dass ihm manche Zuhörer sogar glauben.

Dass er das Singen zu seinem Hauptberuf gemacht hat, war für Seljé „einfach die richtige Entscheidung.“ Anfangs habe er sich schon durchboxen müssen, aber jetzt sei das Auftragsbuch voll. „Ich will anderen Menschen Mut machen, ihre Träume zu leben.“ Nach mehr als 30 Jahren auf der Bühne ist Seljé in der Kulturszene der Region bestens vernetzt.

Deshalb veranstaltet er das Format „Seljés Open Stage“. Da gibt der erfahrene Sänger und Entertainer jungen Talenten eine Chance. Der nächste Abend dieser Reihe findet am 24. September im Kulturzentrum Alte Mühle in Bonlanden statt. Auch im Kulturrestaurant Rosenau ist Seljé regelmäßig zu Gast. „Mein zweites Wohnzimmer“, schwärmt der Familienmensch. Immer mal wieder steht er auch mit seiner Frau Claudia und mit Tochter Rebecca auf der Bühne. Dass auch seine beiden anderen Töchter ihre Liebe zum Gesang entdeckt haben und seit Jahren pflegen, freut den Vater.

Am Dienstag, 13. August, tritt Wolfgang Seljé im Rahmen der Reihe „Wommy trifft...“ mit dem Travestiekünstler Michael Panzer im Theater der Altstadt in der Rotebühlstraße in Stuttgart auf. Mit dabei ist auch der Zauberkünstler Thomas Gysin.

www.selje.de

Biografisches

Vita: Wolfgang Seljé wurde 1959 in Stuttgart geboren. Seine musikalische Ausbildung begann er 1980 bei der Kammersängerin Gabriele Dohnal. 1995 bis 2009 nahm der Bariton Unterricht bei Rainer Nauber.

Schwäbischer Sinatra: Seit 1995 befasst er sich intensiv mit dem Lebenswerk des Sängers Frank Sinatra. Etliche Texte des Amerikaners hat er ins Schwäbische übertragen. Mit diesen Programmen wurde er überregional bekannt.