Szene mit Erik Marigu und Stefanie Friedrich. Foto: Sabine Haymann - Sabine Haymann

„Allein unter Schwaben“: Elisabeth Kabateks erstes Bühnenstück umspielt am Stuttgarter Theater der Altstadt das Thema Integration.

StuttgartMalik kann es kaum fassen. Da er in seiner Unterkunft kaum Ruhe hat, um für seine schwierige Deutschprüfung zu büffeln, lädt ihn Sara ein, bei ihr zu Hause zu lernen. Die Schülerin hat den cleveren minderjährigen Flüchtling aus Gambia bei einem Projekt in ihrem Stuttgarter Gymnasium kennengelernt. Auch Saras Eltern wollen Malik helfen, besonders die Mutter. Doch als sich dann die beiden Jugendlichen ineinander verlieben, geht ihr das zu weit. Mitten in einer Stuttgarter Familie ist die Flüchtlingskrise angekommen. Während Großtante Gertrud Malik schwäbische Sitten beibringen will, verdächtigt ihn Saras Lehrerin, dass er mit Drogen dealt. Und im Laufe des Chaos, das gespickt ist mit Lügen, Vorurteilen und Missverständnissen, stellt sich so mancher als „Nimby“ heraus – das englische Akronym steht für „not in my back yard“ („nicht in meinem Hinterhof“).

„Allein unter Schwaben oder: Bloß net in onserm Hinterhof“ nennt denn auch Elisabeth Kabatek ihr Stück, das am heutigen Donnerstag im Stuttgarter Theater der Altstadt uraufgeführt wird, inszeniert von Stephan Bruckmeier. Es ist die erste Auftragsarbeit der Stuttgarter Romanautorin für das Haus. Da sich Kabatek in einem Flüchtlingswohnheim im Stuttgarter Süden ehrenamtlich engagiert hatte, „lag es auf der Hand, die Themen Geflüchtete und Schwäbisches zu kombinieren.“ Entstanden sei etwas zwischen Komödie und Tragödie entstanden. „Das geht nicht anders, wenn man über Flucht recherchiert. Schon der Weg über Land, bevor die Geflüchteten am Mittelmeer ankommen, ist die Hölle.“ Derlei fließe ebenso ins Stück ein wie die Frage, was passiert, wenn Kulturen aufeinandertreffen. „Mir war wichtig, dass die Zuschauer sich identifizieren können mit dem, was auf der Bühne passiert. Auch wenn in Stuttgart Integration recht gut klappt, eine Insel der Seligen sind wir nicht.“ Daher kommentiere die Großtante mit der Nachbarin (Monika Hirschle) immer wieder das Geschehen.

Eine moderne „Romeo und Julia“-Geschichte zu schreiben, sei ein spannender Selbsterfahrungskurs gewesen, sagt Kabatek. „Ich als Einzelkämpferin war plötzlich mit vielen im Dialog, mit dem Regisseur, mit dem Bühnenbildner und der Kostümbildnerin, mit den Schauspielern.“ Malik wird gespielt von Erick Marigu, einem Mitglied des Hope Theatre Nairobi, das Regisseur Bruckmeier 2009 mit Jugendlichen aus Slums gründete.

Die Uraufführung beginnt heute um 19.30 Uhr im Stuttgarter Theater der Altstadt. Die nächsten Vorstellungen folgen vom 5. bis 8., 10. bis 14., 18. bis 22. und 25. bis 29. Juli.