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Von Ulrike Koltermann
Paris - „Ein Käfig voller Narren“ - so hieß der Nachtclub, in dem Travestie-Star Albin alias Zaza Napoli auftrat. Die Figur des alternden Homosexuellen war eine Paraderolle für Michel Serrault, erst im Theater, später im Kino. Seit 1973 stand er mehr als 900 Mal an der Seite von Jean Poiret auf der Bühne, fünf Jahre später kam die Komödie in die Kinos. Serrault erhielt dafür den ersten von drei Césars. Der Schauspieler, der keine Genre-Grenzen kannte, spielte in mehr als 135 Filmen und vielen TV-Produktion mit. Er starb am Sonntag im Alter von 79 Jahren nach schwerer Krankheit in seinem Haus in der Normandie.
Serrault stammt aus einer streng katholischen Familie und spielte in seiner Jugend mit dem Gedanken, Pfarrer zu werden. Stattdessen begann er seine Schauspielerkarriere in den Pariser Kabaretts des linken Seine-Ufers. Die Aufnahme ins Konservatorium schaffte er nicht, aber bald drehte er einen Film nach dem anderen. „Ich spiele lieber fünf Minuten eine interessante Rolle in einem schlechten Film als 90 Minuten eine banale Rolle in einem guten Film“, sagte er einmal. Polizisten oder Halunken, Verrückte oder Normale - Serrault war sich für keine Rolle zu schade. Zu den bekanntesten Filmen zählen „Nelly & Monsieur Arnaud“ (1995), „Ein Sommer auf dem Lande“ (1997) und „Merry Christmas“ (2005).
Sein Privatleben machte nie negative Schlagzeilen. Die Frau seines Lebens war seine Ehefrau Nita, im nächsten Jahr hätte das Paar Goldene Hochzeit gefeiert. Eine der beiden Töchter starb schon früh bei einem Autounfall. Serrault, der aus der Gegend von Paris stammt, hatte sich in die Normandie zurückgezogen, weil er das Klima und das Leben auf dem Land mochte.
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