Von Verena Großkreutz

Stuttgart - Es läuft gut fürs Stuttgarter Theater Rampe. Der Vertrag der beiden Intendantinnen Marie Bues und Martina Grohmann, die das Haus 2013 übernahmen, wurde um weitere fünf Jahre bis 2023 verlängert. Mit zeitgenössischem Autorentheater und Performances stellt das Programm aus Eigenproduktionen und Gastspielen eine experimentelle Alternative dar zur Ausrichtung der großen Bühnen der Stadt. Und trifft damit offenbar den Geschmack des jüngeren Publikums. Die Rampe kann sich über steigende Einnahmen und eine konstante Auslastung von 80 Prozent freuen, sagte Bues bei der Vorstellung der Saison 2017/18. Das Spielzeitmotto lautet „Realität zweiter Ordnung“: Der ersten Realität, deren Sinn, Bedeutung und Werte sich aus „Tatsachen“ ableiten, werden im Spielen und Erforschen alternative Strategien, Perspektiven und soziale Formen entgegensetzt. Man wolle „an der Wahrnehmungsschraube drehen und Anregungen für eine Zukunft geben, die noch nicht geschrieben ist“, so Bues: das Theater als Ort für Utopien.

Die Rampe als Produktionshaus für zeitgenössische darstellende Künste, Tanz und Popmusik setzt dabei immer stärker auf Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen, Festivals und Theatern - vom Staatstheater bis zur freien Szene. An der Uraufführung von „Abfall der Welt“ von Thomas Köck in der Regie von Marie Bues etwa sind auch das Staatstheater Karlsruhe, die Akademie Schloss Solitude und die Ludwigsburger Theaterakademie beteiligt. Elfriede Jelineks „Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)“ wird Bues auch für das Theater Lübeck inszenieren (Premiere in Stuttgart: 17. Mai). Die Uraufführung des Stücks „Edward Snowden steht hinterm Fenster und weckt Birnen ein“, das Marie Bues zusammen mit Daniel Mezger und Dennis Schwabenland geschrieben hat, wird zunächst im Schlachthaus-Theater Bern zu sehen sein, am 31. Januar ist dann Premiere an der Rampe. „Outland“ von Anne Habermehl, in dem es um „Regionen des Vergessenen, Abgedrängten und Verdrängten in einer globalen Welt geht“, wird am 3. Januar uraufgeführt. Die Autorin, Studentin an der Theaterakademie in Ludwigsburg, wird das Stück selbst inszenieren.

Neben Autorentheater gibt es wieder eine Menge Performatives. In „Metamorphosen“ des Kollektivs Mother T.-Rex etwa erforschen vier Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters in der Regie von Marie Bues „die Struktur der Mittleren Jahre“ (Premiere: 25. Oktober). In „Doppeltes Spiel“ kooperiert die Rampe mit dem Stuttgarter Figurentheater Fitz (Premiere: 29. Oktober), mit dem sie ab dieser Saison auch ein gemeinsames Abonnement anbietet.

Ein „wichtiges Großprojekt“ ist laut Bues das Techne-Festival „Housing with a Monster“, das die Rampe im November gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart ausrichtet. Eine bedeutende Rolle spielt für die Intendantinnen auch die Zusammenarbeit mit der Choreografin Nicki Liszta. Spielzeiteröffnung ist am 12. Oktober mit Lisztas Tanzperformance „Wolfgang“ und der Gruppe Backsteinhaus. Im Mittelpunkt: „eine getanzte Tierwerdung“ - die Persönlichkeit des Wolfes als Grenzüberschreiter.

Neben eigenen neuen Produktionen, Wiederaufnahmen und Veranstaltungsreihen gibt es auch wieder diverse Gastspiele aus der freien Szene: etwa „Ghostdance“, eine Konzertperformance von Thomas Köck und Andreas Spechtl (30. November), „Böse Häuser“ des Kollektivs Turbo Pascal (14. Februar) oder die Musikperformance „Granteloper“ der Gruppe FUX.