Marlis Petersen Foto: Mavropoulos - Mavropoulos

Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie hat das Programm der Saison 2018/19 vorgestellt. Die Liedkunst ist ein Schwerpunkt des Veranstaltungskalenders.

StuttgartStuttgart singt. Und dass die baden-württembergische Landeshauptstadt ein Zentrum des Liedes ist, verdankt sie maßgeblich einer kleinen, aber mit viel Qualität und Kreativität sich zäh behauptenden Institution. Das darf man auch nicht vergessen, wenn man die weinrote Saisonbroschüre der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie aufschlägt: dass so ein Programm ein Alleinstellungsmerkmal ist, auf das Stadt und Region sehr stolz sein sollten.

Schon der Auftakt der Saison könnte interessanter, aufregender und vielseitiger nicht sein: Vom 18. bis 23. September findet in der Musikhochschule der elfte internationale Wettbewerb für Liedkunst statt – einer der wenigen seiner Art, der für feste Duos ausgeschrieben ist. Die Intendantin der Akademie, Cornelia Weidner, bescheinigt dem Großereignis „steigendes Niveau und zunehmende Internationalität“ – was dem viel diskutierten Nischendasein der Gattung auf erfreulich diametrale Weise entgegensteht. Angemeldet haben sich mehr Sänger und Pianisten als je zuvor: Von den 96 Bewerberduos erreichten 38 die erste Runde. Sämtliche Auftritte kann man per Videostream auf www.lied-wettbewerb.de mit verfolgen, und ab der zweiten Runde (20. September, ab 11 Uhr) darf jeder auch live dabei sein.

Die Spielzeit prägen ansonsten die drei großen Reihen: die sechs Kooperationskonzerte mit der Oper, die drei Galeriekonzerte in der Staatsgalerie (mit Marie-Nicole Lemieux, Dorottya Lang und Günter Groissböck) und die Gesamtaufführung von Hugo Wolfs Liedern (jetzt bereits mit der achten und neunten Folge). Im Opernfoyer werden neben alten, neuen und designierten Ensemblemitgliedern (unter anderen Esther Dierkes, Björn Bürger, Diana Haller, Daniel Kluge, Goran Juric, Catriona Smith, Helene Schneiderman, Mingjie Lei, Alan Hamilton, Petr Nekoranec, Johannes Kammler) auch die Sopranistin Marlis Petersen (die gebürtige Tuttlingerin gibt hier ihr Stuttgarter Operndebüt) und der Pianist Matthias Lademann auftreten – Letztere mit dem Programm ihrer jüngsten CD. Besonders spannend dürfte das Konzert mit Nekoranec und Kammler werden: Der Tenor und der Bariton kombinieren Janáceks „Tagebuch eines Verschollenen“ mit Liedern von Schönberg und Schreker.

Im Hospitalhof präsentiert die Hugo-Wolf-Akademie experimentelle Formate, etwa das Projekt „Divan of Song“, das der Tenor Daniel Behle und der Pianist Burkhard Kehring aus alten und neuen Hafis-Vertonungen konzipiert haben, sowie Bernhard Langs Neudefinition der „Winterreise“ („The Cold Trip. Part I“) mit Sarah Maria Sun und Jan Philip Schulze. Außerdem kombinieren der Tenor Julian Prégardien und sein Klavierpartner Eric Le Sage Schumanns „Dichterliebe“ und den Liederkreis op. 24 mit Klavierwerken und -improvisationen – eine Verneigung vor Clara Schumann zu deren 200. Geburtstag. Noch Exotischeres bietet die Gruppe The Erlkings mit eigenen Lied-Arrangements im Wizemann. So tastet die Akademie die Grenzen des Liedes aus – und sorgt sich (etwa mit einem Meisterkurs mit Christiane Iven) gleichzeitig um den Nachwuchs. Mehr kann man für die Zukunft der Gattung nicht tun.

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