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Von Christian Fürst
Salzburg/Wien - Österreichs Tourismusplaner überließen nichts dem Zufall. Mindestens fünf Millionen Euro steckten sie in die Vorbereitung des Mozart-Jubeljahres 2006. Doch der Aufwand hat sich zumindest kommerziell gelohnt. Das 250. Geburtstagsjahr des Komponisten ließ die Kassen klingeln. Salzburg, Mozarts Geburtsstadt, erlebte 2006 einen beispiellosen Boom. Auch Wien konnte sich über unerwartet große Zuwächse freuen. Und der Handel mit Mozart-Devotionalien blühte, wenngleich die gefürchtete Lawine an Geschmacklosigkeiten nicht über die Alpenrepublik hereinbrach.
Salzburg brachte es auch dank seines berühmtesten Sohns anno 2006 auf ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent - deutlich über dem Landesdurchschnitt. Die Zahl der Übernachtungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf erstmals über zwei Millionen. Die Bauindustrie an der Salzach profitierte ebenso wie das Restaurant- und Gaststättengewerbe. Opern und Konzerte waren meist ausverkauft, die Museen gut gefüllt und die Mozarthäuser gut besucht.
Der ausländischen Touristenansturm brachte auch den Herstellern traditioneller Mozart-Produkte Rekordumsätze. So verkaufte der Salzburger Konditor Martin Fürst, Hersteller der "Original Salzburger Mozartkugel", in diesem Jahr zwei Millionen der kleinen Kalorienbomben mit Mozart-Kopf. Das waren 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Wieviele Mozart-Torten, - Biere, -Punsche oder -Würste im Lauf des Jahres verzehrt wurden, wird wohl nie erfasst werden.
Auch Wien, die Stadt, in der Mozart die längste Zeit seines Erwachsenenlebens verbracht hat, profitierte, wenngleich der Übernachtungszuwachs von neun Prozent "nur zu einem Viertel" dem Mozartjahr zuzuschreiben ist, meint Tourismuschef Karl Seitlinger. Der Boom liege im weltweitem Trend zum Städtetourismus begründet.
Insgesamt investierte die öffentliche Hand in Österreich geschätzte 85 Millionen Euro in die Infrastruktur für das Mozart-Jahr. Tourismusexperten reisten schon Jahre zuvor in die 15 wichtigsten Zielländer, darunter Japan und die USA. Allein die Medienresonanz war so gewaltig, dass sich Petra Stolba von der "Österreich Werbung" sicher ist: "Die weltweite mediale Präsenz bringt Österreich auch als zukünftige Reisedestination in die Köpfe potenzieller Gäste."
Vielen aber war der Rummel einfach zu viel. So warnte der Wiener Staatsopernchef Ioan Holender, der Gesamteffekt des Mozartjahres sei "wirklich nichts, bis auf das große Geschäft für ein paar Wenige". Anders sieht es der Musikwissenschaftler Gernot Gruber: Künstlerisch seien "Akzente gesetzt worden, die nachwirken werden". Er verweist vor allem auf die Neubewertung des Frühwerks.
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