Das Bachorchester Leipzig spielte Barockmusik. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Das vierte Meisterkonzert im Neckar Forum war ein Abend der Barockmusik: Das Bachorchester Leipzig spielte Pachelbel, Bach und Vivaldi.

EsslingenKaum ein anderes Werk der Musikliteratur ist öfter bearbeitet, neu instrumentiert oder arrangiert worden als Johann Pachelbels Kanon in D. Mit diesem barocken Ohrwurm, dessen ostinate Basslinie sogar von Größen der Popmusik verwendet worden ist, eröffnete das Bachorchester Leipzig im Neckar Forum das vierte Meisterkonzert. Es ist kein leichtes Unterfangen, dem oft gehörten Opus neue Klangfacetten abzugewinnen. Die Leipziger versuchten es mit zügigem Tempo, das zu Beginn jedoch zu leichten Irritationen im Zusammenspiel zwischen Geigen und Bassgruppe führte. Doch das Ganze spielte sich ein, und nach mannigfachen Variationen steuerte man in harmonischem Miteinander die ruhige Schlusspassage an.

Virtuose Tonspur

Es war ein Abend der Barockmusik: Neben dem Kanon standen ausschließlich Solokonzerte, wobei Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi den Ton angaben. Vom großen Thomaskantor erklang das um 1720 in seiner Zeit am Köthener Hof geschriebene Violinkonzert a-Moll, in dem Solo und Tutti eng verwoben sind. Christian Funke, der das Bachorchester vom Konzertmeisterpult aus leitete, trieb das Tempo des Soloparts nach vorne und legte mit schlankem Ton eine virtuose Tonspur. Im langsamen Mittelsatz übte er noble Zurückhaltung, bewegte sich durchgehend in den untersten dynamischen Bereichen. Das war fast zu viel der Pianokunst: Etwas mehr Gestaltungswillen und eine ausgeprägte, dynamisch spannungsvollere Phrasengestaltung hätte der melismatischen Violinkantilene des Andantes gut getan und für klarere Kontur gesorgt. Auch das Allegro geriet klanglich etwas zurückhaltend, wurde von Funke jedoch technisch sicher und mit blitzsauberer Intonation absolviert. Wesentlich temperamentvoller ging der Cellist László Fenyö ans Werk. Wie er sich bravourös durch den Kopfsatz von Antonio Vivaldis Konzert G-Dur spielte, wie er mit edlem Ton das Largo sang und wie er im Allegro nach den zündenden Blitzen der Orchestereinleitung einen Sturm der Töne entfachte - das war makellos, aufrüttelnd und begeisternd. Ähnlich souverän spielte sich Fenyö durch Vivaldis h-Moll-Konzert, meisterte die schnellen Sätze mit frappierender Griff- und Bogentechnik und entfaltete im langsamen Satz über der delikat begleitenden Continuo-Gruppe herrlich sonore Kantilenen. Eine weitere Kostprobe seines außerordentlichen Könnens gab László Fenyö mit der zugegebenen Sarabande aus Bachs d-Moll Suite: Wunderbar ruhig floss das Melos, die spannungsvolle Liniengestaltung faszinierte, und die mehrstimmigen Passagen erklangen in absoluter Reinheit.

In Vivaldis Doppelkonzert für zwei Violinen a-Moll widmeten sich der ehemalige Konzertmeister Christian Funke und der aktuelle stellvertretende Konzertmeister des Gewandhausorchesters Leipzig, Julius Bekesch, den Soloparts. Optimal waren die Soli abgestimmt, in makelloser Manier verzahnten sich die beiden Geigenspuren. Spielerische Leichtigkeit prägte die schnellen Sätze – technisch brillant spielten sich Funke und Bekesch durch die typischen vivaldischen Floskeln. Auch Johann Sebastian Bachs herrliches Konzert für zwei Violinen, Streicher und B.c in d-Moll lebte vom kongenialen Spiel der Solisten.

Bestens sekundiert vom Leipziger Bachorchester sorgten Funke und Bekesch für transparentes Laufwerk, saubere Intonation und eine ausdrucksstarke Gestaltung des ruhig fließenden Largos.