Eduard Ruml (vorne rechts) als Eddie, der beim Konzert „Völlig losgelöst“ die Richtung vorgibt. Foto: Rainer Kellmayer - Rainer Kellmayer

Zu einer Zeitreise durch die deutsche Gesangskunst lud der junge Chor „Intakt“ der Chorgemeinschaft Köngen in die Eintrachthalle ein.

KöngenEinfach mal eine Zeitreise antreten? Solche futuristischen Ausflüge waren am Samstag in der Köngener Eintrachthalle zu erleben. Unter dem Motto „Völlig losgelöst … eine Reise durch Raum und Zeit“ startete „Intakt“, der junge Chor der Chorgemeinschaft Köngen, zu einem Flug durch die Jahrhunderte.

Wie kommt man auf die Idee, ein solches Spektakel zu veranstalten? „Die Programmsammlung für das Konzert brachte eine bunte Mischung vom romantischen Brahms-Lied „Ungewitter“ bis zu Peter Schillings bekanntem Song „Major Tom“, verriet Josephine Klein, die den Chor seit zwei Jahren leitet. Schnell war die Idee geboren, die schillernde Vielfalt in eine halbszenische Aufführung einzubinden. Ein Konzept wurde entworfen, die Rollen verteilt und Kostüme für die verschiedenen Stationen zusammengesucht.

Eifer und Fantasie der Choristen

Bei der szenischen Erarbeitung gab die Musikstudentin Julia Lerner Hilfestellung. Triebfeder des Ganzen waren Eifer und Fantasie der Choristen. „Alle waren mit Begeisterung dabei. Es war zwar viel Arbeit, aber es hat uns großen Spaß gemacht“, blickte Klein auf die Vorbereitungen zurück.

Die Story ist so einfach wie faszinierend. Man schreibt das Jahr 2240. Eddie (von Eduard Ruml mit knochentrockenem Humor gespielt) braucht dringend Abstand von seiner ständig nörgelnden Ehefrau. Aber wie wegkommen? Die freundliche Dame im Reisebüro Galaxis weiß Rat: Eine Zeitreise muss her. Mittels der spacigen Zeitreisemaschine landet Eddie im Jahr 1985 und mitten in einer Hippie-Kommune, die ihn zu vereinnahmen sucht. Zum Glück hilft ihm sein Freund Klaus (herrlich naiv gespielt von Klaus Danecker) aus der Patsche und begleitet ihn auf der weiteren Reise. Diese führt zurück ins Jahr 1963 und in die damalige DDR. Es herrscht sozialistische Mangelwirtschaft: Es gibt keine Südfrüchte. Da ist der Chor mit dem Irvin Cohns Song „Ausgerechnet Bananen“ gefragt.

Zuvor hatten die Choristen bereits mit zündenden Liedern wie „Ich war noch niemals in New York“ oder dem Neue-Deutsche-Welle-Hit „Carbonara“ nicht nur stimmlich, sondern auch mit fantasievoller Kostümierung und geschmeidig choreografierten Bewegungen überzeugt. Auch Eddies weiterer Weg wird musikalisch begleitet. Der Song „Blaue Augen“ führt ins Jahr 2019. Klaus verliebt sich in die schönen Augen einer Chorsängerin und will mit ihr in Köngen bleiben.

Enttäuscht setzt Eddie die Zeitmaschine in Gang und landet wohlbehalten zurück im Jahr 2240. Und natürlich gibt es ein Happy-End - vom Chor kommentiert mit dem humorigen Lied „Kauf dir einen bunten Luftballon“. Die überzeugende darstellerische und stimmliche Leistung aller Akteure wurde ebenso heftig beklatscht wie Dirigentin Josephine Klein und die Combo, in der Felix Meyerle (Piano), Jan Kappes (Bass) und Drummer Dominik Müller für den guten Ton sorgten.

Viel Beifall gab’s auch für das Intermezzo des Chors „Mann o Mann“ aus Wernau. Die 14 gestandenen Männer in roten Latzhosen und weißen Turnschuhen sorgten neben viriler Stimmkraft für eine gehörige Prise Humor, etwa wenn sie den frivolen Text von „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ durch treffenden Körpereinsatz illustrierten, oder bei „Die Spinn muss weg“ eine riesige Tarantel über die Bühne kriechen ließen. Andreas Baumann und seine Mannen zeigten sich stimmlich sattelfest und animierten das Publikum durch ihre gekonnte Show ein ums andere Mal zu begeistertem Applaus.