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Die Musikschule Esslingen lud zum „Tag der Hausmusik“ in private Wohnzimmer ein. Bei der Familie Ströhle hatten die Gäste sehr viel Freude beim gemeinsamen Singen.

EsslingenZum „Tag der Hausmusik“ haben die Familien der Musikschüler der Städtischen Musikschule Esslingen am Samstag rund 40 Hauskonzerte organisiert, jedes hatte seinen eigenen Charakter. Vorgegeben waren nur die Zeiten: Die Konzerte für geladene Gäste sollten am Samstag um 11 Uhr, 16 Uhr oder 19 Uhr beginnen. So kamen auch bei Familie Ströhle in Oberesslingen am Abend drei Musizierende und 14 Zuhörer und Mitsänger zusammen. Hinzuzurechnen ist noch Mischling Jack, der seit eineinhalb Jahren in der musikalischen Familie lebt und das Konzert in allerruhigster Gelassenheit verfolgte. Hauptsache, man wird nebenher liebevoll gekrault.

Als Pianist agierte der Papa, Hansjörg Ströhle, seine Tochter Charlotte sowie Lene Reichenberger spielten Querflöte, alle drei gekonnt. Die beiden jungen Damen kannten sich schon aus dem Kindergarten, hatten sich dann durch verschiedene Schulklassen etwas aus den Augen verloren und durch das Querflötenspiel wieder gefunden. Beide Achtklässlerinnen lernen es in der Städtischen Musikschule Esslingen seit Anfang der fünften Klasse.

„Die Lehrerin hat mich vor die Wahl gestellt“, sagte Lene Reichenberger. „Entweder ich spiele am Sonntag beim Abschlusskonzert der Musikschule oder bei einem Hauskonzert.“ Da war Lene Reichenberger das Hauskonzert lieber – zu diesem musste sie von zuhause auch nur ein paar Straßen weiter. Außer den beiden befreundeten Familien waren noch einige Mitglieder der Oberesslinger Kantorei zu Gast. So machte die Organisatorin Dorothea Ströhle das Konzert zum qualifizierten Mitsingkonzert, mit Hilfe des Liederbuchs „Eine kleine Melodie“, wegen seines Titelbildes kurz das „Vögelesbuch“ genannt, und mit Hilfe einiger kopierter Liedblätter. Am Ende bat ein Sänger eindringlich darum, das schöne Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ nochmals zu singen, und zwar diesmal vierstimmig. So wurde es getan, der EZ-Reporter sang die Bassstimme mit, sie ist tatsächlich nicht schwer. Matthias Claudius‘ Formulierung vom Mond, der „rund und schön“ ist, auch wenn er nur teilweise zu sehen ist, ist eine herrliche Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit der Aufklärung. Das Erwachen des Verstandes war zwar geschichtlich dringend nötig, schlug aber eben deutlich über die Stränge und wollte das Unsichtbare leugnen.

Auch „O wie wohl ist mir am Abend“ meisterten die Konzertbesucher mühelos als Kanon. So braucht niemand Angst zu haben vor der Sängerin, die sich als Spionen outete: „Ich bin nächste Woche bei der Geschäftsstelle des Landesverbands der Musikschulen, da werde ich erzählen.“

Selbst wenn keine Zuhörer aus Österreich und der Schweiz zugeschaltet waren, begann das Konzert mit der Eurovisionsmelodie. Danach ging es thematisch durchweg um Abendlieder. „Das habe ich 50, 60 Jahre nicht mehr gesungen“, meinte eine Sängerin bei „Hört, ihr Herrn, und lasst euch sagen“. Bei diesem Lied hatte Dorothea Ströhle die eher mit der modernen Zeit kompatiblen Verse ausgesucht. Danach standen die vielen Sternlein am Himmel und es wurde musikalisch wieder Abend.

Bei den Pausen mit Leckerem vom Bäcker, Tee und Punsch erzählten einige Besucher von ihrer eigenen musikalischen Sozialisation, denn nichts kommt von ganz alleine: Da waren in der musikalischen Familie Geige und Cello zuhause, da wurde jeden Sonntagabend gemeinsam gesungen und da kannte die Mutter zu jedem Lied eine zweite Stimme.

Wohl dem, der im wunderbar aufbereiteten Altbau im Wohnzimmer Platz für 17 Leute hat, es hätten sogar noch ein paar mehr reingepasst. Beim nächsten „Tag der Hausmusik“ könnte das möglicherweise kein Kriterium sein, denn Dorothea Ströhle liebäugelt mit einem Konzert im Freien. Wenn es wieder so schön klingt wie in diesem Jahr, wäre das auch für eventuell mithörende Nachbarn ein Vergnügen. Es sei denn, es sind sprichwörtlich böse Menschen dabei, die keine Lieder haben, aber das wollen wir ja beim besten Willen nicht hoffen.