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Eineinhalb Jahre haben Neuntklässler der Burgschule Köngen geprobt. Nun rissen sie mit ihrer leidenschaftlichen Inszenierung des Grusicals „Dracula“ ihr Publikum mit.

KöngenRektor Martin Raisch war begeistert, was die Schülerinnen und Schüler des Musikprofil-Kurses der Klasse 9 auf die Beine gestellt hatten: Eineinhalb Jahre haben die Köngener Burgschüler unter der Leitung von Birgit Schwendtner-Schmitz für ihr schaurig-schönes „Dracula“-Grusical geprobt, nun rissen sie mit ihrer leidenschaftlichen Inszenierung an zwei Abenden das Publikum in der ausverkauften Eintrachthalle zu Standing Ovations hin. Raisch: „Ich habe manchen Schüler nicht wiedererkannt, und das nicht wegen Make-up oder Kostüm: Viele sind in ihrer Rolle über sich hinausgewachsen und haben ganz neue, starke Seiten an sich entdeckt.“

Im idyllischen Städtchen Huntington wird im Jahr 1897 Mittsommernacht gefeiert, jene Nacht, in der Elfen, Trolle, Geister und Dämonen erwachen. „Heute sind die Gespenster los, da tanzen selbst die Toten, grusel, grusel, ah!“, machen sich die jungen Leute anfangs noch lustig über „Knutschgeist und Kuschelmonster“. Als freilich der geheimnisvolle Graf Dracula auftaucht, ändert sich die Stimmung: „Alles, was ich haben will, das nehm‘ ich mir“, singt der Vampir, der ein Auge auf blutjunge Mädchen wie Mina geworfen hat. Die ist, gemeinsam mit ihrer Freundin Lucy, Schwesternschülerin in der Nervenheilanstalt des kauzigen Seelenklempners Doktor Stewart. Unvermittelt geschehen seltsame Dinge: Die bis dato keusche Lucy aus dem Sittlichkeitsverein wird zur sexhungrigen Nymphomanin, sie verträgt kein Tageslicht mehr und verliert ihr Spiegelbild.

Wie gut, dass es mit Van Helsing einen Experten für merkwürdige Krankheiten gibt, der diagnostiziert, dass Vampire ihr Unwesen treiben. Und um zu retten, was noch zu retten ist, rückt er den Untoten mit Knoblauch, Kreuzen und hölzernen Pfählen zu Leibe. Neben all dem Grusel und Horror setzt das „Dracula“-Musical von Claus Martin, das auf Bram Stokers weltberühmtem Vampir-Roman basiert, auf schrille Gestalten, witzige Wendungen, ironische Brechungen, Slapstick und schwarzen Humor. Die Pflegerinnen in der Nervenheilanstalt bekennen gemeinsam mit ihren Patienten: „Wir sind total bescheuert.“ Die Kaffeeklatsch-Damen demonstrieren gegen Diäten und singen ohrwurmverdächtig: „Esst mehr Schokolade!“ Als es gilt, dem Blutdurst der Vampire zum Opfer gefallene Bürger Huntingtons verschwinden zu lassen, meint Dracula lakonisch „Bei Igor ist noch Platz im Sarg“, bevor er seine Vampir-Mädels, die Schabernack mit ihrem nächsten Opfer treiben, ermahnt: „Nicht mit dem Essen spielen!“

Ob solo, im seelenvollen Liebesduett, im kleinen Ensemble oder in großer Chor-Formation – die Burgschüler hatten die facettenreichen Songs von der sentimentalen Ballade über den schwungvollen Can-Can, groovenden Swing oder fetzigen Rock voll im Griff. Die rund zweistündige Inszenierung überzeugte als mitreißendes Spektakel mit sehenswerten Choreografien, tollen Kostümen, aufwendigem Make-up, einem fabelhaften Bühnenbild und einer exquisiten Lichtführung mit spannenden Schattenfiguren. Nicht nur eingefleischte Fans der „Twilight“-Saga, von „True Blood“, „Vampire Diaries“ oder anderen Vampir-Geschichten hatten an diesem Bühnenstück ihren Spaß.

Am Ende setzte der Chor im ewigen Kampf zwischen Gut und Böse auf die Liebe und sorgte mit leuchtenden roten Herzen für ein bezauberndes Schlussbild. Und während die Schüler ihren Lehrern Birgit Schwendtner-Schmitz und Christian Eiberger mit einem „megariesenfetten Dankeschön“ dankten, gab Christian Eiberger den jungen Leuten ein Zitat aus seinem Lieblingsfilm „Blow“ mit auf den Weg: „Mögest du immer Rückenwind haben und stets Sonnenschein im Gesicht, und mögen die Schicksalsstürme dich hinauftragen, auf dass du mit den Sternen tanzt.“