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Christchurch/Heidelberg (dpa) - Die Stadt Heidelberg hat es auch im zweiten Anlauf nicht auf die Unesco-Liste der Welterbe-Stätten geschafft. Das zuständige Komitee lehnte den Antrag gestern im neuseeländischen Christchurch ab und verlangte ein überarbeitetes Dossier. Ausschlaggebend für die negative Entscheidung war nach Angaben der Vertreterin der Bundesländer bei der Unesco, Birgitta Ringbeck, auch, dass historische Altstädte Europas in der Welterbe-Liste überrepräsentiert sind. „Diese Kategorie ist gesättigt“, sagte sie. Heidelberg war die einzige deutsche Bewerbung für eine Neuaufnahme in die Liste.
Drei neue Stätten
Drei neue Stätten hat das Welterbe-Komitee in der vergangenen Nacht allerdings in seine Liste aufgenommen: Den Kaiserpalast Romuliana-Ganzigrad aus dem dritten und vierten nachchristlichen Jahrhundert in Serbien, außerdem die einzigartige Felslandschaft Gobustan mit teils 4000 Jahre alten Malereien in Aserbeidschan und schließlich das zwischen 1949 und 1952 gebaute Gelände der autonomen Nationaluniversität in Mexiko.
Damit schloss das Welterbe-Komitee, das derweil noch bis zum 2. Juli in Christchurch in Neuseeland tagt, die Anträge auf Neuaufnahmen ab. Insgesamt wurden auf der aktuellen Sitzung insgesamt 22 neue Stätten in die Unesco-Liste aufgenommen - und ein Ort erstmals in der Geschichte der UN-Organisation gestrichen: Ein Naturschutzgebiet in Oman, in dem unter anderem die vom Aussterben bedrohten Arabischen Oryx-Antilopen leben. Das Land verkleinerte das Areal um gleich 90 Prozent, um dort Erdgas und Öl zu fördern. Damit stehen auf der Liste nun 851 Natur- und Kulturstätten und Landschaften.
Die Stadt Heidelberg zeigte sich gestern angesichts der „Berühmtheit“ und ihrer „seit Jahrhunderten von Künstlern gepriesenen Schönheit“ enttäuscht. Sie hat bisher knapp 450 000 Euro für die Bewerbung ausgegeben, jetzt aber sei ein „völlig neuer Antrag“ nötig, erläuterte der Oberbürgermeister der Neckarstadt, Eckart Würzner (parteilos). Nach Angaben Ringbecks müssen jedoch die Bundesländer gemeinsam entscheiden, ob Heidelberg im kommenden Jahr wieder vorgeschlagen wird. Deutschland könne der Unesco pro Jahr lediglich je eine Kultur- und eine Naturerbe-Stätte nennen. „Die Vorschlagliste wird abgearbeitet. Eigentlich wären als nächstes die Siedlungen der Berliner Moderne dran“, sagte Ringbeck in Christchurch. Für das Jahr 2009 stehe ein Antrag Schwetzingens an.
Die Entscheidung von Christchurch kam für die Heidelberger nicht überraschend. Das Expertengremium Icomos hatte die Rückstellung des Antrags empfohlen, weil es das Antrags-Dossier weiterhin nicht für umfassend genug hält. Bereits im Vorfeld hatte Baubürgermeister Raban von der Malsburg (CDU) auch über einen Rückzieher nachgedacht. Der Ansturm von jährlich rund vier Millionen Touristen werde „durch den Welterbe-Titel nicht weiter steigen“. Das Unesco-Komitee hat seine Entscheidung allerdings mit dem Hinweis verbunden, Heidelberg könne sich an möglichen „seriellen Anträgen historischer Universitäten in Europa“ beteiligen. Das beträfe dann allerdings nur die Universität der Stadt.
Galgenfrist für Elbtal
Anfang dieser Woche hatte das Komitee für das bereits auf der Liste stehende Dresdner Elbtal ein Ultimatum verhängt: Sollte Deutschland bis zum 1. Oktober dieses Jahres keine Alternativpläne zu der dort vorgesehenen vierspurigen Brücke vorlegen, soll der Eintrag gestrichen werden.
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