Der Film zum Ballettklassiker: Der scheidende Intendant Reid Anderson führt selbst den Schreittanz an, David Moore und Elisa Badenes sind Romeo und Julia. Foto: Stgt. Ballett - Stgt. Ballett

In Stuttgart hatte die Verfilmung von John Crankos Ballettklassiker „Romeo und Julia“ Kinopremiere.

StuttgartEr kam mit „Romeo“ und er geht mit „Romeo“: Nicht im Opernhaus, sondern auf einem roten Teppich im Metropol-Kino begann die große Reid-Anderson-Abschiedswoche für den scheidenden Intendanten des Stuttgarter Balletts. Premiere hatte die erste der Verfilmungen von John Crankos großen Handlungsballetten. Gleich drei Aufführungen von „Romeo und Julia“ waren im vergangenen Frühjahr von der Firma Unitel im Opernhaus mitgeschnitten worden, nun kommt der entstandene Film in Top-HD-Qualität am 22. Juli bundesweit in ausgewählte Kinos. Danach wird er am 12. August auf arte im Fernsehen gezeigt, irgendwann soll es auch DVDs zu kaufen geben.

Seit Jahren, nein Jahrzehnten wünschen sich Ballettzuschauer die Cranko-Klassiker zum Nachhausetragen. Die alten Fernsehaufzeichnungen aus den 70er-Jahren mit Marcia Haydée werden wie Kostbarkeiten aufbewahrt, zum Teil noch als Videokassetten. Crankos Muse und seine erste Julia ist fast 50 Jahre später wieder dabei, dieses Mal als Julias liebevolle, ein wenig tüttelige Amme. Auch Egon Madsen, dereinst Mercutio, ist nun als Pater Lorenzo dabei, Reid Anderson selbst führt als Vater Capulet den Schreittanz in Jürgen Roses herrlich ausgestatteter schwarz-goldener Ballszene an. Mit von der Partie sind außerdem David Moore als Romeo, Martí Fernández Paixà als Mercutio, Robert Robinson als düsterer Tybalt und Adhonay Soares da Silva als Benvolio. Im Zentrum aber steht Elisa Badenes als zarte, erst verspielte, dann strahlend in der Liebe erblühende Julia, in deren ausdrucksvolles Gesicht die Kamera regelrecht verliebt ist. Das ist wirklich ein Porträt für die Ewigkeit und wird die heimliche Starballerina der Kompanie endgültig zum weltweit begehrten Gast machen.

Ballett ist eine flüchtige Kunst, die historische Rolle und die Aura der großen Tänzer wie Rudolf Nurejew bleiben einzig durch Filmdokumente der damaligen Zeit vor unseren Augen lebendig. Umso wichtiger ist es, große Werke und große Tänzer auf Film festzuhalten – wie schön dass sich Dieter Gräfe, Inhaber der Rechte an Crankos Balletten, nach langen Jahren endlich dazu entschlossen hat.

Es ist eine schöne Verfilmung geworden, mit ruhiger Kameraführung und einem sicheren Blick für den Wechsel zwischen Nahaufnahmen und Totale. Bei der Kinopremiere war Reid Anderson voll des Lobes für Filmregisseur Michael Beyer, das nahezu komplett anwesende Stuttgarter Ballett bejubelte die Kollegen in den Hauptrollen. Auch „Onegin“ wurde mit Alicia Amatriain und Friedemann Vogel in den Hauptrollen bereits aufgezeichnet und kommt im Herbst ins Kino, „Der Widerspenstigen Zähmung“ soll nächstes Jahr folgen. Unitel plant weitere DVD-Veröffentlichungen übers Stuttgarter Ballett, nebenbei erfuhr man noch, dass ein Film über Friedemann Vogel in Arbeit ist.

Kinovorstellungen auf www.ballett-im-kino.de

„Romeo und Julia“ ist auf arte am 12. August, 23.45 Uhr, zu sehen.