Eine gemeinsame Installation von Olga Sitner und Justyna Giermakowska in der Ausstellung „Engpass“. Foto: privat Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Plochingen - Die Alte Steingießerei im Kulturpark Dettinger wurde zum „Engpass“. So heißt die dritte von insgesamt vier Abschlussausstellungen der derzeitigen Landkreisstipendiaten. Dort stellen derzeit Justyna Giermakowska und Olga Sitner gemeinsam aus. Der Raum ist fast nackt, abgetrennt durch einen schwarzen Vorhang beginnt das geheimnisvolle Dahinter. Olga Sitner und Justyna Giermakowska haben sich während ihres Studiums der Malerei und Glasgestaltung an der Stuttgarter Akademie kennengelernt. Seitdem arbeiten die beiden immer wieder zusammen. Sitner wurde 1982 im russischen Kopejsk geboren, Giermakowska 1984 im polnischen Warszawa. Beide hatten bereits in ihren Heimatländern studiert, Giermakowska studiert derzeit noch intermediales Gestalten in Stuttgart. Sitner arbeitet als freie Künstlerin.

„Nicht“, „dann aber“, „drinnen und draußen“, „Der Wunsch durchläuft all diese Positionen und Zustände“, „sondern“: Worte und Sätze wie diese flirren über eine schwarze, halbdurchsichtige Gazewand. Manchmal steht alles still, dann wieder überschneidet sich alles oder die Wörter laufen rückwärts und die Gedanken schlagen Purzelbäume. Nichts ist wirklich zu fassen, aus Worten entsteht ein Wirrwarr in dieser aus einem Kafka-Zitat entwickelten Arbeit. Sprache wird Krise, Verstehen könnte möglich sein, entpuppt sich aber immer im letzten Moment als Farce und Trug. Im Wechsel dazu läuft „Heimat“, eine zweite Arbeit von Giermakowska. Für den Begriff Heimat gibt es kein Wort im Polnischen, Giermakowska demontiert, zerlegt den Begriff, dekonstruiert Wort und Sinn. Ein Projektor blitzt immer wieder auf, unregelmäßig, Licht sticht in die Augen, der Betrachter wird unfreiwillig Teil der Installation. Hinter der Gazewand hat Sitner mehrere Figuren platziert, sie stehen vollkommen verlassen und einsam auf einer Bühne, sie wenden sich einander nicht zu, aber auch nicht voneinander weg. Alle tragen einen original iranischen Tschador. Sie sind einfach da, wie Schatten in einer Nacht, unheimlich, verborgen, verschlossen, jede eingehüllt, aber nur Hülle ohne Inhalt.

In einem kleinen separaten Raum hat Giermakowska eine Dunkelkammer aufgebaut. Einen Raum, der alle Möglichkeiten in sich birgt, Dinge ans Licht zu bringen. Langsam erscheinen Dinge auf Papier, Flüchtigkeit wird eingefangen, der Moment gebannt: Engpässe gibt es viele im Leben, im Verstehen - wirkliche Antworten nur wenige.

Bis 26. Juni. Öffnungszeiten im Kulturpark Dettinger: samstags und sonntags 17 bis 19 Uhr.